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Nachricht vom 12.03.2025
Region
Aus dem Bahnhof Au (Sieg) wird "DIE STATION" mit Café
Was lange währt, wird endlich gut? Das kann man nur hoffen für den Bahnhof Au (Sieg), dem neues Leben eingehaucht werden soll. Nun hat die Begründerin der Initiative "Wir-Dorf" angekündigt, aus dem Bahnhof "DIE STATION" mit Café machen zu wollen. Was bedeutet das?
Noch steht das Bahnhofsgebäude verlassen da, doch bald soll sich das ändern. (Fotos: rm)Windeck-Au. Das Gebäude am Bahnhof Au soll nach jahrelangem Leerstand wieder genutzt werden - und nun wurde auch ein konkreter Eröffnungstermin angekündigt. Ab April kehrt unter dem Namen "DIE STATION" das Leben in die Bahnhofshalle zurück. "Herzstück" im ehemaligen Wartesaal soll nach Angaben der Betreiber das Stationscafé werden. Zum Bahnsteig hin gibt es dann den Plänen nach frischen Kaffee und "knackige, regionale Stullen" sowie weitere frische Produkte. Daneben sollen auf den 280 Quadratmetern im Erdgeschoss "Räume für Kunst, Musik, Kultur und Begegnung" entstehen: "Erste Ideen reichen von Reparatur-Cafés über vielfältige Kunst-und-Kultur-Angebote bis hin zum regionalen Tante-Emma-Laden", kann man auf der Webseite diestation.org lesen.

Eigentlich sollte das Bahnhofsgebäude des größten Regionalbahnhofs zwischen Köln, Bonn, Siegen und Westerwald schon im vergangenen Sommer wieder genutzt und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dass daraus nichts geworden ist, lag an einer "komplizierten Dreier-Konstellation", wie der Beigeordnete der Gemeinde Windeck Thomas Becher dem AK-Kurier vor wenigen Wochen erklärte: Die Gemeinde Windeck wird den Bahnhof von der Deutschen Bahn als Eigentümerin mieten, aber wiederum untervermieten an die Initiative "Wir-Dorf". Die Vertragsverhandlungen der beteiligten Parteien zogen sich hin, auch das Thema Brandschutz bremste aus. Fest steht nun, dass die Deutsche Bahn die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt und die Gemeinde Windeck die Nebenkosten rund um das Bahnhofsprojekt übernimmt.

So geht es weiter: Mitmach-Ideen gesucht und gewünscht
Wenn es in diesem Frühjahr mit der Belebung des Bahnhofs losgeht, findet sich dort vor allem Raum zum Selbstgestalten: Die Initiatoren rund um Anna Mauersberger suchen weiterhin Mitstreiter, die sich daran beteiligen möchten, aus dem Bahnhof einen lebenswerten und lebendigen Begegnungsort zu machen - und stellen klar, dass der Bahnhof zunächst "in völlig unfertigem Zustand!" öffnet. In den kommenden Jahren bis 2028 soll die "STATION zum ersten gemeinschafts-basierten Bahnhof in Deutschland werden", also ein Bahnhof, der "durch seine Mitglieder finanziert, organisiert und getragen wird". Wer hier mitmacht, beteiligt sich also auch an allen Kosten - von Miet- über Personalkosten bis hin zu notwendigen Anschaffungen. Der Gedanke dahinter: "Weil die Mitglieder befinden, dass es sich für sie ‚lohnt‘, einen Ort gedeihen zu sehen, gehen sie von Anfang an mit in die Verantwortung - finanziell, personell und/oder ideell", erklären die Initiatoren.

Wer seine Ideen einbringen möchte, kann dies zunächst bereits am 1. April 2025 tun. An diesem Tag nehmen die Initiatoren von 7 bis 19 Uhr direkt am ehemaligen Ticketschalter Wünsche für die "STATION" entgegen: "Wie müsste die STATION sein, damit DU gerne und regelmäßig kommst? Was wäre Deine größte Freude? Wofür wünschst Du Dir in der Region mehr Raum? Wie soll es hier schmecken, riechen, sich anfühlen? Was müssen wir tun, um zu deinem erweiterten Wohnzimmer zu werden?"

Noch ist alles möglich; der Raum ist da und möchte gefüllt werden: "Auf einmal ist ein Laden im Gespräch. Pop-Up-Gastro-Angebote auf dem Vorplatz. Ein Wartesaal ohne Konsumzwang für die Reisenden, der mit kleinen künstlerischen Interventionen aufwartet. Reparatur-Werkstätten. Strick-und-Näh-Cafés. Der Kaffeeklatsch für Menschen aus der Ukraine und aus Russland", heißt es vonseiten der Initiatoren.

Konkrete Mitmachmöglichkeiten gibt es bereits. In Arbeitsgemeinschaften - von den Ideengebern "Kreis" genannt - kann man sich einbringen, etwa im Kreis "Café", im Kreis "Bauen" oder im Kreis "Kultur". Auch eigene Kreise können Interessenten gründen und damit das Vorhaben unterstützen.

Wir-Dorf und Kulturhafen: Das steckt hinter der Aufwertung des Bahnhofsgeländes
Das Projekt um den Bahnhof Au war Anfang des Jahres 2024 vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft Nordrhein-Westfalen als einer von 28 "Dritten Orten" ausgewählt worden, mit denen das Land "in ländlichen Räumen (…) die Entwicklung kultureller Begegnungsorte und ihren nachhaltigen Betrieb" unterstützt. Damit verbunden waren zunächst für die einjährige Konzeptphase Fördermittel in Höhe von 50.000 Euro; ab April 2025 fließen bis zum Jahr 2028 weitere 450.000 Euro für die Umsetzung.

Das "Wir-Dorf", das hinter dem gesamten Projektgedanken steht und sich um die entsprechende Förderung bemüht hat, war ursprünglich ein LEADER-Projekt der Lokalen Aktionsgruppe Westerwald-Sieg und wurde mit rund 159.000 Euro unterstützt. Seit Ende des zweijährigen EU-Förderprogramms zur Stärkung ländlicher Räume im Juni 2024 wird es ehrenamtlich weiter geführt. Es setzt sich vor allem dafür ein, lebendige Begegnungsorte im ländlichen Raum zu schaffen. Dazu soll auch der Bahnhof Au gehören.

Entstanden ist die "STATION" schließlich aus einer Kooperation zwischen dem Wir-Dorf Westerwald-Sieg und dem "Kulturhafen Au". Der Kulturhafen fungiert gleichzeitig als Projektträger. Er befindet sich unmittelbar neben dem Bahnhofsgebäude im ehemaligen Gasthof "Zur Bahn" und wurde als LEADER-Projekt der Region "Vom Bergischen zur Sieg" mit rund 30.600 Euro gefördert. Hier lebt sich das Kollektiv "Graswurzelhof Au" aus, repariert und saniert in Eigenregie das Gebäude des früheren Gasthofs und sorgt ebenfalls für eine Wiederbelebung der ehemaligen Bauruine: Als Begegnungsraum bietet er nach dem Motto "niedrigschwellig, solidarisch, interaktiv" einen Ort für Kleinkunst und Kultur. Regelmäßig finden hier Konzerte, Kinoabende, Lesungen Sport- und Kreativangebote für Jung und Alt sowie weitere lokale Veranstaltungen statt. Auch die erste Vision der "STATION" wurde in den Räumen des Kulturhafens vorgestellt.

Vom Automaten zum Tante-Emma-Laden?
Bereits im vergangenen Jahr sind am Bahnhof zunächst sechs 24/7-Verkaufsautomaten aufgestellt worden, die um einen weiteren Eis-Automaten ergänzt wurden. Auch sie leisten einen Beitrag, das Bahnhofsumfeld attraktiver zu gestalten, indem sie den Einkauf rund um die Uhr ermöglichen. Das Geschäft laufe nach wie vor gut, freut sich Inhaberin Manuela Knautz und erklärt: "Eigentlich hatten wir vor, mit den Automaten in die ehemaligen Bankräume zu ziehen, um dort einen autonomen Store zu eröffnen. Das ist aber an den Einwänden des Vermieters gescheitert." Als sie von der Wiedereröffnung des Bahnhofsgebäudes erfahren hat, habe sie den Kontakt zur Gemeinde Windeck gesucht, denn: "Wir könnten uns gut vorstellen, unsere Pläne in den Räumen des Bahnhofs umzusetzen, wenn wir einen Teil davon bekommen können. Dort könnte eine Art kleiner Tante-Emma-Laden auf autonomer Basis entstehen."

Noch habe sie keine endgültige Rückmeldung bekommen, so Knautz. "Aber ich sehe den Bedarf. Unsere Automaten werden gut angenommen und wir würden uns freuen, wenn wir auch unseren Beitrag leisten können im Bahnhof nach dem Motto: ‚Miteinander für die Menschen in der Region‘." Sie sehe am Bahnhof großes Potenzial, um einen Mehrwert zu schaffen. Vonseiten der Gemeinde habe man ihr gesagt, man werde sich im April melden mit einem aktuellen Sachstand, um dann Möglichkeiten auszuloten. "Also: Wir sind dran am autonomen Laden im Bahnhof Au", erklärt Knautz abschließend. (rm)
     
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