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Nachricht vom 18.03.2025
Wirtschaft
Wie die SCHUFA-G-Auskunft Glücksspiel Einzahlungslimits aushebelt
RATGEBER 18+ | Hinweis: Dieser Artikel ist für ein erwachsenes Publikum bestimmt und behandelt Themen (beinhaltet ggf. Links), die sich an Personen ab 18 Jahren richten. Einzahlungslimits untergraben? Im Zuge einer Enthüllung kam eine geheime Vereinbarung zwischen deutschen Bundesländern und Online-Glücksspielanbietern ans Licht.
Foto Quelle: pexels.comDiese Abmachung sorgt für Empörung, denn sie ermöglicht es Spielern, das festgelegte monatliche Einzahlungslimit von 1.000 Euro durch eine SCHUFA-G-Auskunft erheblich zu erhöhen. Teilweise kann eine Erhöhung auf bis zu 10.000 Euro vorgenommen werden. Besonders brisant ist der Aspekt, dass eine tiefgehende Prüfung finanzieller Verhältnisse dabei ausbleibt. Experten schlagen Alarm und warnen vor einer massiven Gefährdung des Spielerschutzes.

Einzahlungslimits und Schutzgedanke
Der Glücksspielstaatsvertrag 2021 führte ein monatliches, anbieterübergreifendes Einzahlungslimit von 1.000 Euro ein. Dieses Limit soll Spieler vor übermäßigen finanziellen Verlusten schützen und problematisches Spielverhalten eindämmen. Diese Regelung wurde als wichtiger Schritt hin zu mehr Verantwortung im Glücksspielsektor gefeiert.

Auch zur Lizenzierung von Online-Casino Plattformen in Deutschland wurden neue Regelungen eingeführt. Wer trotzdem auf einer nicht in Deutschland lizenzierten Plattform spielen will, findet hier eine gute Seite zum Thema Online-Casinos ohne deutsche Lizenz.

Doch offenbar existiert eine Hintertür. Bei Vorlage einer SCHUFA-G-Auskunft kann das Limit erheblich angehoben werden. Völlig unabhängig vom tatsächlichen Einkommen oder Vermögen. Dadurch könnten selbst Spieler mit begrenzten finanziellen Mitteln in eine gefährliche Lage geraten.

Ist die SCHUFA-G-Auskunft ein fragwürdiges Instrument?
Die SCHUFA-G-Auskunft bewertet die Bonität einer Person, also die Wahrscheinlichkeit, mit der jemand Rechnungen begleicht. Sie spiegelt jedoch nicht die tatsächliche finanzielle Leistungsfähigkeit wider. So kann es sein, dass jemand als kreditwürdig gilt, obwohl er kaum finanzielle Rücklagen hat. Trotzdem dient diese Auskunft als Grundlage, um Einzahlungslimits für Glücksspiele um ein Vielfaches zu erhöhen.

Kritiker sind besorgt und sehen darin eine Einladung zum unkontrollierten Glücksspiel. Suchtgefährdete Spieler könnten durch die gelockerte Limitregelung ungebremst weiterspielen und so in eine finanzielle Abwärtsspirale geraten. Besonders problematisch ist, dass eine SCHUFA-G-Auskunft keine Informationen über bestehende Schulden oder laufende Kredite liefert, was eine realistische Einschätzung der finanziellen Lage zusätzlich erschwert.

Experten sehen den Spielerschutz in Gefahr
Suchtexperten und politische Vertreter äußern massive Bedenken. Der renommierte Suchtforscher Tobias Hayer warnt, dass die SCHUFA-G-Auskunft kein zuverlässiges Mittel sei, um die finanzielle Belastbarkeit von Spielern einzuschätzen. Damit werde der eigentliche Schutzgedanke des Glücksspielstaatsvertrags untergraben.

Auch der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung fordert eine Überprüfung dieser Praxis. Es dürfe nicht sein, dass eine simple Bonitätsprüfung die Tür zu höheren Verlusten öffnet und gleichzeitig das Risiko für problematisches Spielverhalten steigt.

Zuständige Behörden verteidigen die Praxis
Die GGL (Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder) hält die SCHUFA-G-Auskunft dennoch für ein geeignetes Instrument. In einer Stellungnahme erklärte die Behörde, dass die Bonitätsprüfung eine ausreichende Grundlage biete, um Spieler mit finanziellen Kapazitäten von den Limits auszunehmen.

Gleichzeitig kündigte die GGL an, die Verfahren zu überprüfen und anzupassen, um sicherzustellen, dass der Spielerschutz nicht gefährdet wird. Ob und wann es konkrete Änderungen geben wird, bleibt jedoch unklar.

Glücksspielmarkt und Spielsucht in Zahlen
Laut dem Glücksspielatlas 2023 der GGL erwirtschaftete der legale Glücksspielmarkt in Deutschland im Jahr 2022 einen Umsatz von rund 11 Milliarden Euro. 2,2 Milliarden Euro allein im Online-Glücksspielsektor. Diese Zahlen verdeutlichen das enorme wirtschaftliche Interesse an der Branche.

Gleichzeitig zeigen Studien der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), dass 1,3 Millionen Menschen in Deutschland 2023 ein problematisches Glücksspielverhalten aufwiesen. Das entspricht 1,6 % der erwachsenen Bevölkerung. Diese Zahlen machen deutlich, wie groß das Risiko ist und warum effektive Schutzmechanismen unverzichtbar sind.

Forderungen nach strikteren Kontrollen
Angesichts dieser Enthüllungen fordern Experten und Verbraucherschützer eine strengere Kontrolle. Sie plädieren dafür, dass das finanzielle Profil eines Spielers gründlicher geprüft wird. Nicht nur über eine einfache SCHUFA-Auskunft sollen Entscheidungen getroffen werden. Es müsse eine realistische Beurteilung der wirtschaftlichen Verhältnisse stattfinden, um gefährdete Spieler besser zu schützen. Zusätzlich wird mehr Transparenz gefordert, damit nachvollzogen werden kann, warum Limits erhöht werden.

Schutz oder Risiko?
Die Enthüllung dieser Vereinbarung offenbart besorgniserregende Entwicklungen im deutschen Glücksspielsektor. Während höhere Einzahlungslimits für finanziell stabile Spieler gerechtfertigt sein könnten, darf dies nicht auf Kosten des Spielerschutzes geschehen.

Eine umfassende Überprüfung und Anpassung der Regularien ist notwendig, um eine Balance zwischen wirtschaftlichen Interessen und dem Schutz der Spieler zu gewährleisten. Es bleibt abzuwarten, ob die Politik auf die Kritik reagiert und den Schutzmechanismus im Glücksspielmarkt konsequent stärkt. (prm)

Hinweis zu den Risiken von Geldanlagen:

Glücksspiel kann süchtig machen. Spielen Sie verantwortungsbewusst und nutzen Sie bei Bedarf Hilfsangebote wie die Suchtberatung (Link: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung - Glücksspielsucht).

Ebenso birgt jede Geldanlage Risiken. Investieren Sie nur so viel, wie Sie bereit sind zu verlieren, und informieren Sie sich gründlich über die Anlageprodukte, bevor Sie eine Entscheidung treffen.

Dieser Artikel stellt keinerlei Finanz- oder Anlageberatung dar. Die Inhalte dienen ausschließlich der allgemeinen Information und ersetzen keine professionelle Beratung durch einen qualifizierten Experten.
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