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Nachricht vom 27.04.2025 |
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Vermisstenfall in Morsbach: Seit fast 14 Jahren fehlt jede Spur von Anett Carolin Kaiser |
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Wo ist Annet Carolin Kaiser? Lebt die Frau noch? Was ist mit ihr passiert? Diese und viele weitere Fragen stellen sich Bekannte, Nachbarn, Ermittler und Behörden seit dem Jahr 2011. Denn seitdem ist die damals 51-Jährige, die zuletzt ein Haus im Morsbacher Ortsteil Steimelhagen beziehen wollte, spurlos verschwunden. |
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Morsbach. Eindeutig verlassen steht das blau-graue Haus im Zentrum von Steimelhagen. Seit 2011 hat hier niemand mehr gewohnt - denn die Besitzerin ist spurlos verschwunden. Anett Carolin Kaiser hat das Haus 2011 übernommen, wollte von Solingen in den Morsbacher Ortsteil ziehen. Gelebt hat sie dort allerdings nie, denn kurz nach dem Kauf und noch vor ihrem Einzug war sie einfach weg.
Was damals im Sommer 2011 passiert ist, weiß bis heute niemand so richtig. Am 26. August ist sie mit einem Kleinbus in Richtung Spanien aufgebrochen, um in ihrem Häuschen in Jerez de la Frontera noch Sachen abzuholen. Die Frau soll wohlhabend gewesen sein und galt als kauzig, schreibt die Kölnische Rundschau im Jahr 2016. Sogar den Kaufpreis für das Haus in Steimelhagen in Höhe von 125.000 Euro soll sie demnach mit einem Koffer voller Bargeld bezahlt haben. Bevor sie sich im Spätsommer 2011 auf den Weg nach Spanien machte, hatte sie Bekannten gegenüber angekündigt, zum Zöppkesmarkt in Solingen im September zurück zu sein, um danach endgültig nach Morsbach zu ziehen. Doch seit ihrer Abfahrt aus Deutschland fehlt von ihr jede Spur. Am 18. November 2011 meldete ein Bekannter die Frau mit den auffälligen rötlichen Haaren schließlich als vermisst.
Keine neuen Erkenntnisse im Fall Anett Carolin Kaiser
Ob Anett Carolin Kaiser noch lebt, weiß man nicht. Genauso wenig jedoch, ob sie tot ist. Es gibt keine Anzeichen auf ein Verbrechen. Über die Jahre gingen bei der Polizei vereinzelt Hinweise von Zeugen ein, die Anett Carolin Kaiser gesehen haben wollen, etwa am Strand in Spanien. Zutreffend waren sie allerdings nie. Auch die Ausstrahlung des Falls in der ZDF-Sendung "Altenzeichen XY" im Jahr 2016 brachte keine entscheidenden Hinweise. Sowohl die Ermittlungen der deutschen als auch der spanischen Polizei führten über die Jahre hinweg ins Leere.
In Deutschland ist für den Fall die Polizei Wuppertal zuständig, weil Anett Carolin Kaiser bis zu ihrem Verschwinden noch offiziell in Solingen gemeldet war. "Es gibt keine neuen Erkenntnisse", erklärt Stefan Weiand, Hauptkommissar bei der Polizei Wuppertal, auf Anfrage. Gänzlich geschlossen wird die Akte aber nicht: "Der Fall wird in einen ‚Cold Case‘ überführt und in dem Zuge weiter bearbeitet. Dann wird ermittelt, sobald es neue Hinweise gibt", so der Hauptkommissar und fügt jedoch hinzu, dass derzeit keine neuen Hinweise zu dem Fall eingehen. Aber selbst in der Vergangenheit habe es keine vielversprechenden Hinweise zum Aufenthaltsort oder Verbleib der Vermissten gegeben. Man habe im Zuge der Ermittlungen einen Abgleich von DNA von vermissten und toten Personen im europäischen Ausland vorgenommen - ohne Erfolg. Ob die Polizei eine plausible Theorie zu dem Fall hat? "Es gibt Vermutungen, die aber nicht durch objektive Hinweise untermauert werden konnten", erklärt Weiand abschließend.
Anett Carolin Kaiser noch nicht für tot erklärt
"Beim Amtsgericht Solingen wird mittlerweile ein weiteres Verfahren auf Todeserklärung geführt", erklärt Markus Asperger, Direktor des Amtsgerichts. Ob dieses Verfahren von einem Angehörigen der Frau beantragt wurde, lässt Asperger im Hinblick auf die Schutzrechte der antragstellenden Person unbeantwortet. Wie die Kölnische Rundschau aber jüngst berichtet, handelt es sich bei der Person um Kaisers Großcousin. Dem Bericht zufolge sei er sicher, dass seine Verwandte tot ist. Auch die Gemeinde Morsbach teilt aktuell mit, dass sich ein Großcousin der Frau zwischenzeitlich gemeldet habe.
Die Gemeinde Morsbach hatte in der Vergangenheit bereits ein Verfahren auf Todeserklärung beim Amtsgerichts Solingen angestrebt. Hintergründe waren der Verfall von Haus und Grundstück, außerdem ausstehende Forderungen der Gemeindekasse. Doch mit einer Pfändung des Privatkontos der Vermissten konnten Grundsteuer und andere finanzielle Ausstände bei der Gemeinde beglichen werden. Daher ist "in dem Verfahren auf Todeserklärung, das aufgrund eines Antrags der Gemeinde Morsbach geführt worden ist, eine Todeserklärung nicht erfolgt", erklärt Asperger. Der zuständige Rechtspfleger betrachtet das Verfahren als abgeschlossen. "Nach seiner Beurteilung haben die Voraussetzungen für eine Todeserklärung nicht vorgelegen", so Asperger.
"Ihr Versterben ebenso wahrscheinlich wie ihr Fortleben"
Der Vermisstenfall Anett Carolin Kaiser wird vonseiten des Amtsgerichts jedoch weiterhin durch den zuständigen Rechtspfleger bearbeitet. Maßgeblich sind dabei nach Aussage von Asperger, insbesondere die Regelungen des Verschollenheitsgesetzes. "Nur Verschollene können für tot erklärt werden", betont Asperger. "Wer als verschollen gilt, wird durch Paragraf 1 des Verschollenheitsgesetzes bestimmt. Nicht jede vermisste Person gilt gleichzeitig als verschollen im Sinne des Verschollenheitsgesetzes." Grundsätzlich sei es deshalb vorstellbar, dass eine vermisste Person nie für tot erklärt wird.
Und dann ist auch weiterhin unklar, was mit dem Haus in Steimelhagen passiert. Denn die Gemeinde kann hier erst aktiv werden, wenn Anett Carolin Kaiser für tot erklärt wird. "Da Frau Kaiser bisher nicht offiziell für tot erklärt werden konnte, sind der Gemeinde Morsbach rechtlich die Hände gebunden", teilt die Gemeinde auf Anfrage mit. Das sei "ein sehr unbefriedigender Zustand". Das Problem: Ob die Frau noch lebt, scheint derzeit niemand zu wissen - aber auch nicht, ob sie tot ist. Die bisher bekannten Tatsachen in diesem Fall rechtfertigten nach Auffassung des Rechtspflegers am Solinger Amtsgericht "keine ernstlichen Zweifel" daran, dass Anett Carolin Kaiser noch leben könnte: "Das Versterben der Betroffenen sei nicht ebenso wahrscheinlich wie ihr Fortleben", heißt es vom Amtsgericht. (rm) |
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Nachricht vom 27.04.2025 |
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