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Nachricht vom 14.06.2012 |
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Region |
Dorf-Feuerwehren schließen - das wird teuer |
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Im Prüfbericht des Landesrechnungshofes wird empfohlen, bei den kleinen Dorf-Feuerwehren Geld zu sparen. Der Landesfeuerwehrverband hat dafür kein Verständnis, auch nicht die die Landtagsabgeordneten der CDU, Michael Wäschenbach und Dr. Peter Enders. |
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Kreis Altenkirchen. In einem Gespräch mit Landesfeuerwehrverband informierte sich MdL Michael Wäschenbach über die aktuelle Diskussion hinsichtlich des Prüfberichtes des Landesrechnungshofes, der nicht nur bei den Feuerwehren im Land Ärger hervorruft: "Bei uns löst die Empfehlung, Gelder durch das Schließen kleiner Feuerwehreinheiten zu sparen, heftiges Kopfschütteln aus", so der Landesfeuerwehrverbandes Rheinland-Pfalz. „Scheinbar versteht man den Sinn und Zweck von kleinen Ortsfeuerwehren nicht."
MdL Wäschenbach und MdL Dr. Enders, beide auch Ortsbürgermeister ihrer Kommunen verstehen die Verärgerung des Verbandes, denn ihnen ist die Bedeutung der kleinen Ortswehren auch als Rückgrat funktionierender ehrenamtsgeprägter Dorfgemeinschaften täglich präsent. Im Zuge der demographischen Entwicklung seien zwar neue Überlegungen zum Fortbestand der Feuerwehren notwendig, eine Geldeinsparung durch die einfache Schließung sei jedoch der falsche Weg des Landes, betonen die Abgeordneten. Für die Menschen in den ländlichen Regionen geht auch ein Stück Sicherheit verloren, denn die Feuerwehr vor Ort ist ja immer da.
Der Landesfeuerwehrverband betonte, dass durch die aktuelle Struktur der Feuerwehren in Rheinland-Pfalz zum Schutz der Bevölkerung jede Wehr in der Regel innerhalb von acht Minuten wirksame Hilfe einleiten kann.
Aber: "Bereits heute haben wir teilweise Probleme, in der Tagesalarmbereitschaft genügend Personal in den Einsatz zu bringen." Mittel zur Abhilfe: "Am Tage werden oft mehrere Einheiten parallel alarmiert, um das benötigte Personal in den Einsatz zu bringen." Das ist bereits Alltag in vielen Verbandsgemeinden.
Würde man die kleinen Ortsfeuerwehren schließen und die Einsätze auf die größeren Stützpunktfeuerwehren umlegen, werde hier die Häufigkeit an Einsätzen zunehmen. Das Problem: Auch in den Stützpunktfeuerwehren sind weit überwiegend ehrenamtliche Feuerwehrangehörige tätig.
"Durch vermehrte Einsatzzahlen kommt es dann hier zu Schwierigkeiten mit den Arbeitgebern. Das ist teilweise heute schon an manchen Orten der Fall und strapaziert so die Feuerwehrleute und deren Arbeitgeber durch den Ausfall der Arbeitskraft. Dies belastet letzten Endes auch die Familien der Betroffenen immer mehr."
Die ersten Erfahrungen zeigen, so ein Vertreter des Landesfeuerwehrverbandes, bereits: Immer mehr Ehrenamtliche können die steigenden Belastungen kaum noch tragen." Wenn die Familie noch mehr zu kurz kommt und der Arbeitgeber mehr und mehr die Stirn runzelt, bröckelt das Engagement für die Feuerwehren zwangsweise. Und das in einer Zeit, in der viel davon gesprochen wird, dass man das Ehrenamt attraktiver gestalten und stärker stützen müsse."
Und auf die Zerstörung der in vielen Orten gewachsenen Strukturen durch die oft letzte verbliebene Institution vor Ort sowie den Verlust der Kultur des freiwilligen Einsatzes für die Mitmenschen im Heimatort sei man dabei noch gar nicht zu sprechen gekommen.
Der Feuerwehrverband sieht gravierende Probleme auf die Kommunen zukommen und die kommen die Träger der Feuerwehren am Ende wesentlich teurer als die jetzt empfohlene Schließung von Ortswehren. Wer jetzt kurzfristig durch eine Schließung Geld spart, hat das Ehrenamt an dieser Stelle langfristig verloren und kommt nicht umhin Hauptamtliche einzustellen."
Ein Löschzug rund um die Uhr hauptamtlich vorzuhalten kostet den kommunalen Aufgabenträger jedes Jahr rund 4,5 Millionen Euro an Personalkosten, heißt es in der Pressemitteilung von Wäschenbach.
Kommentar
Wer tatsächlich laut darüber nachdenkt, das System der Freiwilligen Feuerwehren im Land dem Sparzwang zu opfern - der sollte zwangsverpflichtet werden und mindestens ein Jahr Dienst bei einer Einheit in einer ländlichen Verbandsgemeinde (möglichst mit Bundesstraße und Nähe zur Autobahn) absolvieren.
Unentgeltlich, Tag und Nacht, egal ob Heiligabend oder Geburtstag, die Einsatzkräfte kommen, sobald die Alarmierung läuft. Was diese Gesellschaft den ehrenamtlich tätigen Frauen und Männern zumutet ist schon oftmals ein starkes Stück. Ich denke da an die technischen Hilfeleitungen bei den schweren Verkehrsunfällen, wo sie Menschen aus einem zertrümmerten Haufen Blech bergen müssen. Vermisstensuche ohne Feuerwehrleute - undenkbar im Land. Diese Einsätze nehmen seit Jahren zu.
Die gelebte Kameradschaft und Einsatzbereitschaft in den Löschzügen der Dörfer, egal wo auch immer im Landkreis Altenkirchen, kann man nicht in Geldwert ausdrücken. Natürlich ist das Nachdenken über neue Organisationsformen und Alarmierungspläne sinnvoll - aber bitte nicht auf dem Rücken der ehrenamtlichen Wehrleute und unter dem Diktat eines Landes-Sparhaushaltes. Was kostet es die Gesellschaft und das Gemeinwesen, wenn man kleine Dorf-Feuerwehren auflöst?
Die Frage sollte die Politik, auch der Landesrechnungshof dringend beantworten, ich bin schon gespannt!
Helga Wienand-Schmidt |
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Nachricht vom 14.06.2012 |
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