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Nachricht vom 10.01.2008
Region
In Feld und Wald gibt´s auch Konflikte
Auch um Fragen der Jagd und des Forstes ging es während des Neujahrsempfangs des Landrates am Mittwochabend im Altenkirchener Kreishaus. Dr. Stefan Schaefer vom Gemeinde- und Städtebund referierte vor den Bürgermeistern aus dem Kreis und befasste sich mit Problemen wie der Jagdpacht, Wildschäden und Entschädigung oder auch dem Klimawandel.
dr. stefan schaeferAltenkirchen. Einen Überblick über einige wichtige Themen von Jagd und Forst gab am Mittwochabend der gebürtige Kirchener Dr. Stefan Schaefer vom Gemeinde- und Städtebund beim Neujahrsempfang des Landrates in der Altenkirchener Kreisverwaltung. So erwähnte der Referent das juristische Gerangel um die Zwangs-Mitgliedschaft in den Jagdgenossenschaften, die inzwischen höchstrichterlichen Segen habe, aber wohl noch bis zum Europäischen Gerichtshof gehen werde. Schaefer sprach sich ausdrücklich für die Zwangs-Mitgliedschaft aus, da sonst die Gefahr der Entstehung eines "Flickenteppichs" bestehe, der eine geregelte Jagausübung erheblich erschweren würde.
Zum Thema Verpachtung sagte Schaefer, es werde immer schwieriger, Jagdpächter zu finden - vor allem wegen der Kosten für die Wildschäden. Allerdings, so der Referent, seien in der Regel die Jagdgenossenschaften verantwortlich für die Regulierung der Schäden im Wald. Anders sehe das bei Feld und Flur aus. Schaefer schlug vor, eine Pauschale anzusetzen, die dann "gedeckelt" werden könne, das heißt, den Mehrbetrag würde dann die Genossenschaft zahlen. Schaefer sieht eine Lösung des Problems in einer Änderung des Jagdrechtes. Der Anbau von Biomais zur Treibstoffgewinnung könnnte dann als Sonderkultur eingeschätzt werde. Damit wäre der Landwirt beispielsweise gehalten, einen Schutzzaun um das Anbaugebiet zu errichten, ein Vorschlag der allerdings in der anschließenden Diskussion auch auf Widerspruch stieß. "Wir dürfen die Jäger nicht aus der Veranttwortung entlasse", hieß es. Wichtig in diesem Zusammenhang sei auch, dass die Jäger für angemessene Schwarzwildbestände sorgen müssen, sagte der Referent.
Auch auf das Thema "Jagdpachtminderung" ging Schaefer ein. Diese sei nur möglich bei einer erheblichen Beeinträchtigung des Jagdrechtes. Dies sei aber beispiesweise nicht gegeben durch die Einrichtung des "Westerwaldsteiges". Hier würden diejenigen, die den Wald betreten, "kanalisiert". Dafür würden an anderer Stelle Fächen "beruhigt".
Einen Konflikt sah Schaefer auch in der die Tatsache, dass laut Gesetz jedermann zu jeder Zeit den Wald betreten dürfe. Er wies darauf hin, dass Radfahrer und Reiter aber nur Wege - keine Fußpfade - benutzen dürfen. Auch dürften gewerbliche Veranstaltungen wie Volkswandertage nur mit Zustimmung der Eigentümer ausgerichtet werden.
Auch den Klimawandel sprach Schaefer an. Er erinnerte an die zunehmenden "Sturmereignisse" und den steigenden Insektenbefall durch die Erwärmung. Immer mehr Schädlinge breiteten sich deshalb nach Norden hin aus. Die Nutzung des Holzes sei dabei ein Beitrag zum Klimaschutz, sagte Schaefer. Er plädierte zugleich dafür, der Fichte auch in Zukunft eine Chance zu geben. Gut sei eine Risikostreuung, also die Schaffung von Mischbeständen.
Als problematisch schätzt Schaefer das Vorhaben der Bundesregierung ein, zehn Prozent der Waldfläche stllzulegen, also keinerlei Nutzung mehr zu erlauben. Schließlich seien die FFH-Flächen erst durch die Bewirtschaftung entstanden. Wichtig in diesem Zusammenhang seien auch "angemessene Wildbestände".
Auch die Kommunalisierung der bisherigen staatlichen Strukturen im Forstbereich sprach der Referent an, ebenso wie die Tendenz, angesichts der steigenden Energiepreise wieder selbst Holz zu machen. Hier liege ein großes Problem, habe es doch durch Unerfahrenheit und mangelnde Schutzmaßnahmen schon etliche schwere Unfälle beim Umgang mit der Kettensäge gegeben. (rs) Foto: Reinhard Schmidt
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