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Nachricht vom 25.01.2008
Region
Menschen brauchen die Brücke
"Schönes Wetter, schlechte Nachricht." Kurz und knapp beschrieb Betzdorfs Bürgermeister Bernd Brato am Freitag das, was er und Wallmenroths Ortsbürgermeister Michael Wäschenbach im Rathaus der Öffentlichkeit mitzuteilen hatten. In der kommenden Woche muss die Fußgängerbrücke über die Sieg zwischen Wallmenroth und dem Betzdorfer Stadtteil Bruche gesperrt werden. Dann geht dort nichts (niemand) mehr.
brücke zwischen Wallmeroth und BrucheBetzdorf. Bis dass der TÜV uns scheidet heißt ein geläufiger Spruch, wenn der Überwachungsverein das Auto stilllegt. In diesem Falle hat er es mit einer Brücke getan. Beim Auto kauft man sich in der Regel ein neues, ein gebrauchtes oder saniert das alte so, dass der Prüfer es guten Gewissens die Prüfung bestehen lässt. Bei einer Brücke ist das ähnlich, wenn auch nicht so einfach, weil mit erheblich mehr Kosten verbunden, die die Allgemeinheit tragen muss.
So verhält es sich auch bei der Fußgängerbrücke über die Sieg zwischen Wallmenroth und Bruche. Traurig seien vor allem die Wallmenrother, dass sie jetzt bald einen erheblichen Umweg nehmen müssen, um aufs andere Ufer zu kommen, weiß Ortsbürgermeister Michael Wäschenbach. Aber leider lasse die Rechtslage keine andere Wahl.
Dennoch lassen Brato und Wäschenbach nicht den Kopf hängen. Ihre Hoffnung setzen sie nun zunächst einmal in das angedachte Radwegekonzept. In dessen Rahmen könnte die alte Brücke abgerissen und eine neue gebaut werden und, was wichtig ist, hierfür gäbe es dann auch Fördergelder. Denn alleine stämmen konnen Wallmenroth und Betzdorf ein Brückenbau-Projekt dieser Größe finanziell so leicht sicher nicht.
Aber, so Wäschenbach, lange warten könne und wolle man nicht. Einige Wallmenrother, die die Brücke für den Weg zur Arbeit nutzen, spielten sich schon mit dem Gedanken, einen Zweitwagen anzuschaffen, weiß er zu berichten. Der Ortsgemeinderat sei sich darin einig, dass man das Bauwerk unbedingt brauche, denn "Brücken verbinden". An der jetzigen Stelle ist die Brücke 1950 gebaut worden, ihr Vorgänger stand davor bis 1946 etwa 70 Meter weiter südlich. Ihre Geschichte reicht bis ins Jahr 1867 zurück, als das Vorhaben erstmals im Rat zur Sprache kam, wie ein altes Protokoll beweist.
In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts war die Brücke mehrmals saniert worden, es stellte sich aber mit der Zeit heraus, dass der Stahl von minderer Qualität war, schlechter jedenfalls als bei der Vorgängerin. Und durch die Renovierungsarbeiten sei das Bauwerk eher "verschlimmbessert" worden, hat Wäschenbach herausgefunden.
Wäschenbach bezeichnete das Brückenbauwerk als "ein Stück Lebensqualität", das vor allem für die Wallmenrother von eminenter Bedeutung sei, auch für die Naherholung für Bürger jeglichen Alters. Wäschenbach: "Für Wallmenroth ist die Brücke ein strategisches Bauwerk". Die Brücke, so der Ortsbürgermeister, sei "ein Zukunftsprojekt, auch im Hinblick auf die Erschließung der Bahnbrache."
Als Alternative für einen Neubau zog Wäschenbach auch eine Sanierung in Betracht. Dies sollte man versuchenm, wenn sich herausstelle, dass ein Neubau nicht zu schultern sei. Allerdings sei dieser "Plan B" noch nicht "durchgeprüft". Inzwischen habe man Mitarbeiter der Universität Siegen für eine Materialprüfung engagiert.
Brato allerdings setzt ganz auf den Bau einer neuen Brücke und hofft auf die Einbringung des Projekts in das Radwegekonzept. Es mache nämlich wenig Sinn, in das alte Bauwerk noch zu investieren. Das könmne nämlich auf absehbare Zeit nicht verhindern, einen Neubau angehen zu müssen.
Wäschenbach berichtete, Wallmenroth habe seit 2005 zweimal einen Antrag an das Land auf Gelder aus dem Investitionsstock gestellt. Allerdings habe man in Mainz keine Priorität für das Projekt gesehen. Deshalb müsse man sich jetzt um ein anderes Finanzierungskonzept Gedanken machen, darunter zähle auch PPP (Public Private Partnership). Wäschenbach: "Wir sind auf allen Wegen am kämpfen." Das wird auch nötig sein, denn der Ortsbürgermeister sieht unter den Wallmenrothern "ein hohes Protestpotential" und hebt mahnend den Zeigefinger: Bis jetzt habe man im Dialog mit der Bevölkerung dieses Potential noch eindämmen können.
Bauamtsleiter Peter Dietrich kündigte die Schließung der Brücke für nächste Woche an. Die Verbandsgemeinde, die die Verkehrssicherungspflicht hat, könne nach der TÜV-Prüfung nicht mehr die Veranstwortung übernehmen. Was die neue Brücke aus Stahlbeton und mit Behindertenrampe, so sie denn gebaut werden sollte, kosten würde? Dietrich meint, maximal 340.000 Euro. (rs)
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I N F O:
Für nach Karneval kündigte Michael Wäschenbach eine Veranstaltung in Wallmenroth zum Thema Brücke an. Ort und Termin werden noch bekanntgegeben.

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Noch steht die Fußgängerbrücke über die Sieg, die Wallmenroth und Bruche verbindet und sie kann auch noch für eine kurze Galgenfrist genutzt werden. Aber eigentlich ist sie schon Geschichte... Fotos: Reinhard Schmidt
 
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