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Nachricht vom 18.12.2012 |
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Region |
Heiner Himmels Verwicklungen |
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Sinje Beck las im Rahmen der „Tage des Lesens“ vor den zehnten Klassen des Betzdorfer Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums. Ihr Krimi-Held ist kein Schimanski und kein Wallander. Heiner Himmel ist ein Gescheiterter, ein Anti-Held, der in seine Fälle hineinstolpert, aber dennoch das Publikum begeistert. |
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Betzdorf. Wem macht es schon Spaß, auf die Schnelle 324 Krimis zu lesen? Dieses Pensum muss Sinje Beck zurzeit als Mitglied der Jury für den Krimipreis des „Syndikats“, einer Vereinigung von Kriminal-Autoren, bewältigen. Kein Wunder, dass zu Beginn ihrer Lesung in der Bibliothek des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums in Betzdorf auch ein paar kritische Worte über das zurzeit boomende Krimi-Genre fielen. Die beinahe rhetorische Frage, wer von den Zuhörern sich tatsächlich an einen Mord im eigenen Umfeld erinnern kann, zeigte rasch, wie überproportional Morde in der aktuellen Literatur oder im Fernsehen vorkommen.
Also - wie sich unterscheiden von der Masse? Immerhin schreibt Sinje Beck selbst Krimis. Ein Ermittler, der kein „toller Kerl“ ist? Beck erfand eine Ermittlerfigur, die in ihre Fälle irgendwie hineinstolpert. Die im und am bürgerlichen Leben gescheitert ist. Arbeitslos und bereit, (fast) jeden Job anzunehmen. So einer ist Heiner Himmel, Anti-Held von Sinje Becks Krimi-Trilogie „Einzelkämpfer“, „Totenklang“ und „Duftspur“, in deren Teilen es jeweils kriminalistisch schwerpunktmäßig ums Sehen, ums Hören, ums Riechen geht. Die Krimis spielen im Siegerland und im Betzdorf-Kirchener Raum - „Duftspur“ etwa, der Roman, aus dem Beck in der Hauptsache las, spielt im historischen Ambiente der Freusburg, wo Heiner Himmel einen Job angenommen hat.
Vor zwei aufmerksam zuhörenden zehnten Klassen erläuterte Sinje Beck nicht nur, wie sie zu der Figur und ihren Schauplätzen kam, sondern auch, wie sie mit dem Schreiben überhaupt begonnen hat. Angefangen hat sie mit Online-Geschichten, bei denen die Leser zum Teil mitentscheiden durften, wie die Geschichte weiterging. Sie war zunächst selbst überrascht über den Erfolg, den ihre Texte hatten. Auch ihre zum Teil recht ungewöhnlichen Recherchemethoden stellte Beck vor: So führten etwa die akribischen Nachforschungen bei einem Porsche-Händler, ob der Kofferraum eines bestimmten Autotyps groß genug sei, um eine Leiche zu transportieren, zu einigen Irritationen.
Derlei Anekdoten, aber auch der freundlich-lockere Umgang mit der jugendlichen Zuhörerschaft trugen dazu bei, dass Sinje Beck nicht nur als Autorin, sondern auch als Mensch glaubhaft herüberkam. Das mittlerweile stark bevölkerte Genre des Regionalkrimis jedenfalls hat in Sinje Beck eine durchaus originelle Vertreterin. |
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Nachricht vom 18.12.2012 |
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