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Nachricht vom 08.04.2013
Region
August Sander Ausstellung "Herdorfer Spuren" eröffnet
Die Brüder Dieter und Hans Ermert trugen 54 Aufnahmen und Postkarten des berühmten Fotografen August Sander zusammen, und schufen eine Ausstellung mit zum Teil unbekannten Aufnahmen. Im Bergbaumuseum in Sassenroth wurde die Ausstellung mit dem Titel "Herdorfer Spuren" eröffnet, sie ist dort bis 6. Juli zu sehen.
Landrat Michael Lieber, Dr. Heike Johannes, Achim Heinz, Hans und Dieter Ermert (von links) eröffneten die August Sander Ausstellung im Bergbaumuseum. Fotos: annaHerdorf. Im Kreis-Bergbaumuseum in Sassenroth wurde am Wochenende eine August Sander Ausstellung eröffnet, die den Titel „Herdorfer Spuren“ trägt. Die Brüder Dieter und Hans Ermert haben insgesamt 54 Bilder und Postkarten des bekannten Fotografen zusammen getragen, die größten Teils bisher völlig unbekannt waren. Die meisten der Ausstellungsstücke stammen aus dem Archiv der beiden Brüder, dazu konnten sie noch weitere Aufnahmen von elf Privatpersonen als Leihgabe für die Ausstellung erhalten.

Zur Eröffnung der Ausstellung waren der Landrat Michael Lieber und die Kreisbeigeordnete Dr. Heike Johannes nach Sassenroth gekommen. Lieber erinnerte dabei nochmals an die große August Sander Ausstellung in 2008 im Kreishaus in Altenkirchen und daran, das aus dem ehemaligen Kaminzimmer des Kreishauses ein August Sander Zimmer mit einer kleinen Dauerausstellung gemacht wurde. Somit wolle man auch seitens des Kreises die Arbeit von Sander entsprechend würdigen.

Herdorf, als Geburtsstadt von Sander habe natürlich einen besonderen Bezug und Wertschätzung gegenüber dem weltweit anerkannten Fotografen. Lieber begrüßte unter den Gästen des Tages den Ortsvorsteher Sven Peter Dielmann, die Beigeordneten Georg Beck und Erich Jung, Betzdorfs Bürgermeister Bernd Brato, den Beigeordneten Reiner Gerhardus aus Daaden, Arthur Bauckhage und natürlich Achim Heinz den Leiter des Museums. Den beiden Ermert-Brüdern sprach Lieber einen großen Dank dafür aus, dass sie diese Ausstellung zusammen getragen haben. Ein weiterer Dank galt den Personen, die eine Leihgabe zur Ausstellung beigesteuert haben.

Achim Heinz berichtete von einer langen Geschichte der Sander Ausstellungen im Kreis-Bergbaumuseum, denn vor 20 Jahren sei dort die „Herdorfer Mappe“ in Zusammenarbeit mit Gerhard Junglas präsentiert worden, den er ebenfalls vor Ort begrüßte, genau wie den Historiker Dr. Thomas Bartolosch von der Uni Siegen. Heinz bezeichnete die „Herdorfer Spuren“ als sehr wertvoll, denn die Brüder Ermert verfügten noch über Kenntnisse und Kontakte, die mehr und mehr verloren gingen. In 20 Jahren sei eine solche Ausstellung so wohl nicht mehr machbar.

Dieter Ermert berichtete von einigen Aufnahmen in der Ausstellung, die Sander in seinen Anfängen im Auftrag eines Fotographen aus Struthütten und eines Fotographen aus Trier gemacht habe. Dass August Sander keineswegs schon immer so viel Wertschätzung entgegen gebracht wurde, wie heute, wusste Hans Ermert zu berichten. Er und sein Bruder sahen August Sander erstmals als sie so etwa 15 Jahre alt waren. Sie fragten ihren Vater nach diesem Mann, der so ganz anders gekleidet war, als die Leute aus dem Ort und allein daher schon auffiel. Die Antwort ihres Vaters lautete sinngemäß: Das sei August Sander, der aus Herdorf stamme und sein Leben lang noch nie etwas gearbeitet habe, nur geknipst. Die Ausstellungsbesucher waren entsprechend amüsiert. So oder ähnlich dachten zu Sanders Zeiten damals viele seiner Mitmenschen, die täglich hart arbeiten mussten um zu leben.
Heute weiß die Nachwelt die Pionierleistung Sanders auf dem Gebiet der Fotographie zu schätzen. Er hatte sogar das Glück noch zu Lebzeiten, ab den 1950er Jahren weltweite Anerkennung seiner Werke zu erfahren. Viele seiner Fotographien sind rund um den Globus bekannt, wurden in Ausstellungen gezeigt und sind in Büchern gedruckt worden. Sander fotografierte nicht nur hübsch zu recht gemachte Leute, er fotografierte sie auch bei der Arbeit, wo ihnen Anstrengung und Schmutz anzusehen waren. Sander portraitierte quer durch die Gesellschaft, reiche Leute und bitter arme und sogar Menschen, denen man ihre Behinderung ansah. Das brachte ihm den Ärger der Regierenden des tausendjährigen Reiches ein und ein Berufsverbot.
August Sander, 1876 in Herdorf geboren, arbeitete ab seinem 14. Lebensjahr als Haldenjunge auf einer Grube im Ort. Dort kam er durch den Siegener Fotografen Schmeck erstmals mit der Fotographie in Berührung und war fasziniert, von da an stand fest, er wollte Fotograf werden. Er verließ seine Heimat 1897 um seinen Militärdienst zu leisten, dem sich Wanderjahre als Fotograf anschlossen. 1902 übernahm er erstmals ein Atelier in Linz an der Donau. Acht Jahre später zog er nach Köln-Lindenthal. In 1934 erhielt er Berufsverbot und bei den späteren Bombenangriffen auf Köln wurde ein Teil seiner Arbeiten zerstört.
1942 zog Sander mit seiner Familie nach Kuchhausen im Westerwald, in Herdorf wurde er 1958 zum Ehrenbürger ernannt, sechs Jahre später starb August Sander.

„Herdorfer Spuren“, zeigt ausschließlich Fotos von Herdorfer Ansichten und Herdorfer Bürgern. Unter den Aufnahmen befinden sich mehrere Postkarten, zahlreiche Portraits und Fotographien von Teilbelegschaften Herdorfer Gruben. Darunter sogar eine Fotomontage auf der sowohl Arbeiter der Gruben San Fernando, Friedrich Wilhelm, Einigkeit und Zufällig Glück zu sehen sind. Ein bekanntes Bild ist das des Bauern, mit Pflug und Pferd bei der Feldarbeit, es zeigt Emil Sander, den Bruder des Fotografen. Auf einem anderen Foto ist eine Frau am Spinnrad zu sehen, dies ist Justine Sander, die Mutter von August Sander.

Sander fotografierte das damalige Kollegium der evangelischen Volksschule Herdorf, die Familie Brühl, Kinder oder auch Menschen bei der Heuernte. Dabei erstaunt es immer wieder, wie gestochen scharf und klar diese Fotos auch heute, mehr als 100 Jahre nach ihrer Entstehung, sind. Verschiedentlich sind Postkarten und Bilder in Vitrinen untergebracht, ein Teil der Bilder aber auch aufgehängt. Zur besseren Betrachtung der Postkarten hatte man diese digitalisiert und wurden so um ein vielfaches vergrößert auf einem Flachbildschirm wieder gegeben.

Alle mit dem Schriftzug „Gruß aus Herdorf“ geben die Postkarten aber doch ganz verschiedene Ansichten des Ortes wieder. Darunter der Gasthof Brühl (heute Hotel Schneider), die katholische Kirche aus verschiedenen Blickwinkeln, oder auch eine Aufnahme der Hauptstraße, sind auf den Postkarten zu sehen. Nicht selten gab es auch auf der Vorderseite noch handschriftliche Grüße an die Lieben aus der Ferne, eine Karte sogar mit französischem Text. Die Ausstellung kann bis zum 6. Juli im Kreis-Bergbaumuseum in Sassenroth besichtigt werden. (anna)
       
     
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