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Nachricht vom 09.04.2013 |
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Wirtschaft |
Kaffeebäuerin aus Honduras zu Gast |
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Flhor de Maria Zelaya aus Honduras war zu Gast im Weltladen Betzdorf und gab einen eindrucksvollen Bericht zur Lage des Landes und zur Situation der Kleinbauern. Die 24-Jährige gehört zur zweiten Generation der Kaffeebäuerinnen, die in einer Frauen-Kooperative in Honduras Bio-Kaffee anbauen und auf den Fairen Handel angewiesen sind. |
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Betzdorf. Fairer Handel wirkt: das konnten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Weltladens Betzdorf aus erster Hand erfahren. Flhor de Maria Zelaya von der Frauen Kaffeekooperative COMUCP (Coordinadora de Mujeres Campesinas de La Paz) aus Honduras besuchte den Weltladen und berichtete über die Frauenvereinigung, die politische Situation in dem mittelamerikanischen Land und über ihren persönlichen Werdegang.
Mit 24 Jahren steht die junge Vertriebsmanagerin bei der Kaffeegenossenschaft für die nächste Generation. Ihre Mutter hat die Frauenorganisation mit gegründet – und ihre Tochter dafür begeistert. „Meine Mutter nahm mich immer zu allen Veranstaltungen von COMUCAP mit, da mein Vater ihr sonst nicht erlaubt hätte, ohne Kinder auszugehen“, erinnert sie sich.
„Die Arbeit meiner Mutter ist für mich Inspiration und Verantwortung zugleich, diese Organisation weiter zu entwickeln.“ Flhor de Maria Zelaya ist auch Genossin und Kaffee-Kleinbäuerin, sie macht zur Zeit ein Praktikum bei der Gepa in Wuppertal und besucht Weltläden in Deutschland, um zu informieren und für den Kauf des Kaffees zu werben.
Der Beginn der Frauen-Kooperative begann vor zwanzig Jahren, so Zelaya. „Von Frauen für Frauen“ war der Name der Radiosendung mit der alles angefangen habe. In ländlichen Regionen spiele das Radio eine große Rolle, um miteinander in Kontakt zu kommen. Durch dieses spezielle Radioprogramm für Landfrauen lernten sich die Bäuerinnen der Provinz La Paz kennen und trafen sich in Diskussionsrunden.
Die Probleme der Frauen seien ähnlich gewesen: ein geringes Einkommen, oft kein eigenes Land sowie Männer, die tranken, teilweise schlugen und kein Geld zum Lebensunterhalt beitrugen.
Einige dieser Frauen gründeten dann 1993 die Frauenorganisation COMUCAP in der Stadt Marcala im Departement La Paz im Hochland von Honduras. 2003 importiert die Gepa den ersten Kaffee von der Kooperative, der zunächst vor allen Dingen vom Katholischen Deutschen Frauenbund vertrieben wird.
Allgemein waren die Frauen von COMUCAP in den Anfangsjahren alle Analphabetinnen, sie konnten weder lesen noch schreiben, jetzt können sie es, viele bewirtschaften ihr eigenes Stück Land und ihre Kinder gehen alle zur Schule und zum Teil zur Universität.
Wichtig für die Entwicklung sei auch der faire Preis, den die Gepa an die Genossenschaft bezahle. „Durch den Fairen Handel mit der Gepa haben die Frauen der Genossenschaft einen gesicherten Lebensunterhalt, können in die Bildung der Kinder investieren und natürlich auch den Kaffeeanbau weiter voranbringen“, so Flhor de Maria Zelaya.
Auch auf die politische und gesellschaftliche Situation in Honduras ging die junge Frau ein. Beherrscht werde das Land von zehn reichen Familien, die das meiste Land besäßen und über Macht und Einfluss in der Politik und in allen gesellschaftlichen Bereichen verfügten.
Ein großes Problem sei seit einiger Zeit der Landraub (Landgrabbing). Kleinbauernfamilien würden mit Gewalt von ihrem Land, dass sie seit Jahrzehnten bewirtschafteten vertrieben, weil sie über keine Landtitel verfügten. Dieses Land würden sich die einheimischen Großgrundbesitzer und ausländische Investoren aneignen und dort Palmölplantagen oder andere Energiepflanzen für den Export anbauen.
COMUCAP engagiere sich zusammen mit anderen Organisationen gegen diesen Landraub. Darüber hinaus fordert die Frauenvereinigung die Einhaltung demokratischer Spielregeln und die Beachtung von Menschenrechten.
Sechzig Prozent der Bevölkerung in Honduras leben in Armut, viele Kinder können die Schule nicht besuchen, weil das Einkommen der Eltern nicht ausreicht.
Honduras hat die höchste Mordrate der Welt. Weite Teile von Politik, Polizei und Justiz gelten als verwickelt in das Drogenverbrechen. Manche Beobachter sehen in Honduras einen gescheiterten Staat.
Bei all diesen Problemen gibt Flhor de Maria Zelay die Hoffnung nicht auf. „Die Begegnung mit vielen im Fairen Handel engagierten Menschen hier in Deutschland, geben mir Zuversicht für unsere Arbeit bei COMUCAP“, so ihr Resümeè.
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Weltladens war die Begegnung mit der jungen Frau aus Honduras Bestätigung und Motivation für ihre ehrenamtliche Arbeit. „So deutlich habe ich noch nie gespürt, dass wir durch unser Engagement jungen Menschen eine Perspektive für ihr Leben geben können“, so Hermann Reeh.
Den Bio-Kaffee von COMUCAP gibt es im Weltladen unter den Namen „Honduras Pur“ und „Elisabeth Kaffee“ zu kaufen.
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Nachricht vom 09.04.2013 |
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