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Nachricht vom 26.05.2013 |
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Region |
Die Sieg muss endlich barrierefrei für Wanderfische werden |
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Die Siegfischereigenossenschaft will es nicht länger hinnehmen, das rund 50 Prozent aller Fische in den Turbinen der Wasserkraftwerke an der Sieg massakriert werden. Während sich am Wehr in Freusburg eine Lösung abzeichnet, mit der alle leben können, auch die Wanderfische, sorgt das Wehr in Euteneuen für Ärger. |
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Wissen. Die Sieg ist ein besonderes Gewässer, seit mehr als 20 Jahren im Programm zur Wiederansiedlung von Lachs und weiteren Wanderfischen. Heute könnte die Sieg als ökologisches Juwel unter Deutschlands Flüssen gelten. Viel wurde erreicht, vor allem in Nordrhein-Westfalen. Auch Rheinland-Pfalz setzte vieles um, um die Durchgängigkeit des Flüsschens zu erreichen. Eines der ersten Wehre im Kreis Altenkirchen, das abgerissen wurde, war das Wehr Frankenthal am Gelände des Angelsportvereins.
An diesen Ort hatte die Siegfischereigenossenschaft vertreten durch den Vorsitzenden Dr. Franz Straubinger, Geschäftsführer Holger Siems und Hans-Werner Isenböck vom Landesfischereiverband die Landtagsabgeordneten Anna Neuhof und Thorsten Wehner gebeten, um einen Appell, versehen mit mehr als 1100 Unterschriften, zu überreichen.
Die Unterzeichner fordern die Landesregierung auf, die Durchgängigkeit der Sieg gemäß der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie und dem Lachsprogramm 2020 endlich umzusetzen.
"Wir wollen auf die vorhandenen Konflikte im Fließgewässer aufmerksam machen, es geht nicht um Behörden- oder Politikerschelte", stellte Straubinger deutlich heraus. Es gehe um den ganzheitlichen Ansatz des Ökosystems Sieg, dazu gehöre die Barrierefreiheit für die Wanderfische. Hier habe NRW die Hausaufgaben gemacht, Rheinland-Pfalz hinke da deutlich hinterher.
Insbesondere die Anlage Euteneuen in der VG Kirchen sei derzeit nicht akzeptabel. Für Rückkehrer wie den Lachs, die in den Oberlauf der Sieg wollen, aber auch die Fische, die flussabwärts ihrem Wandertrieb folgen, ist die Chance zu mehr als 50 Prozent in den Turbinen zu landen und als Fischtartar zu enden, Gewissehit. Die Anlage ist in Privatbesitz, Gesprächsbereitschaft des Eigentümers gleich null. Der Betreiber aus dem Oberbergischen verweigere seit Jahren jede Zusammenarbeit und halte sich an keine Auflagen, machten die Vertreter der Siegfischereigenossenschaft deutlich.
"Wir wollen, dass die Wasserrechte ab 2015 nicht mehr verlängert werden, dann laufen sie aus", so Straubinger. Eine juristische Prüfung müsse von der SGD-Nord vorgemommen werden. Auch mit dem Zustand des Wehres in Scheuerfeld und der Anlage Sigrambia in Kirchen sind die Fischer nicht zufrieden. Da müsse deutlich nachgebessert werden. Die Kompromisslösung für das Wehr an der Freusburger Mühle wurde begrüßt.
Für Anna Neuhof (Bündnis 90/Die Grünen ist das Problem Euteneuen bekannt. Für die Freusburger Anlage sieht sie den jetzt gefundenen Kompromiss als gute Lösung. "Wir sind sehr froh, dass wir die Bürgerschaft mit dabei haben, und wenn es gelingt, die Durchlässigkeit des Wehres so zu gestalten, dass das Ambiente der Freusburger Mühle erhalten bleibt, dann ist das ein guter Weg", sagte Neuhof. Beim Freusburger Wehr gehe es nicht um Partikalurinteressen wie im Fall Euteneuen, hier seien viele Menschen involviert und arbeiteten an der naturverträglichen Kompromisslösung, stellte sie ausdrücklich fest.
MdL Thorsten Wehner (SPD) schloss sich der Sichtweise zum Freusburger Wehr den Ausführungen der Kollegin an. Mit Blick auf den Privatbesitzer in Eutenenuer meinte Wehner, dass hier die Juristen gefragt sind. Wenn einer die Auflagen nicht erfülle, müsse das Wasserrecht entzogen werden. Das Land gebe viel Geld für den Gewässerschutz und die Durchlässigkeit der Flüsse seit vielen Jahren aus, die Situation in Euteneuen müsse beendet werden, so Wehner.
Straubinger und Siems hörten dies gerne, aber auch die Konflikte zwischen dem steuergeldfinanzierten Natur-und Gewässerschutz auf der einen Seite und den ebenfalls aus Steuermitteln geförderten Anlagen zur Energiewende (Wasserkraft) kam zur Sprache. Die uralten Rechte der Fischerei wurden auch erwähnt. (hws)
Hier der Appell der Siegfischereigenossenschaft im Wortlaut, den mehr ala 1100 Personen unterzeichneten:
"Durchgängigkeit der Sieg gemäß Europäische Wasserrahmenrichtlinie und Lachsprogramm 2020
Das Siegsystem ist heute eines der erfolgreichsten Lachsgewässer Deutschlands. Es gelang durch vielfältige Maßnahmen wie z.B. Rückbau von Wehren, naturnahe Ufergestaltung, Besatz von Junglachsen in den letzten Jahrzehnten die natürlichen Ressourcen zu stärken und interessante Habitate zu schaffen.
Nach wie vor stellen Wehranlagen das größte Wanderhindernis (Barrierewirkung, Mortalität) und die massivste ökologische Einschränkung des Sieggewässers dar. Die beiden Wehr¬anlagen Freusburger Mühle und Euteneuen nehmen hinsichtlich der Barrierewirkung die Spitzenstellung ein.
Die Unterzeichnenden fordern die Landesregierung Rheinland-Pfalz auf, rasch und zielführend gemäß den Auflagen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie die Durch-gängigkeit der Sieg zu gewährleisten. Dabei sind die Wehre der Freusburger Mühle einschneidend umzugestalten, so dass ein Fischauf- und -abstieg ungehindert erfolgen kann. Des Weiteren ist das Wasserrecht für die Wehranlage Euteneuen nach Ablauf nicht mehr zu verlängern, da die Betreiber in den letzten Jahrzehnten für ökologische Standards völlig unzugänglich waren und selbst die geforderten Auflagen nicht eingehalten haben.
Die ökologische Bedeutung der Sieg ist höher einzuschätzen als die Gewinnung von regenerativer Energie in kleinen Wasserkraftanlagen mit hohen ökologischen Kosten und Risiken.
Die für den Oberlauf der Sieg verantwortlichen Fischereigenossenschaften und die betroffenen Kommunen haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Wehranlagen zurückgebaut. In naher Zukunft werden die restlichen Industriewehre in der Weiß durchgängig gestaltet. Die Betroffenen aus dem Oberlauf der Sieg schließen sich dem Appell an die Landesregierung Rheinland-Pfalz uneingeschränkt an".
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Nachricht vom 26.05.2013 |
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