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Nachricht vom 09.05.2014
Region
Museumsbus aus Berlin kommt nach Altenkirchen
Auf den ganz besonderen Schultag, am Montag, 12. Mai, freuen sich die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9.2 aber auch die ganze Schulgemeinschaft der Realschule plus in Altenkirchen. Der Bus des jüdischen Museums Berlin macht Station an der Schule, die Klasse hatte mit einer besonderen Gruppenarbeit die Verantwortliches des Museums überzeugt.
Mit dem „on.tour-Bus“ kommt das Jüdische Museum aus Berlin am kommenden Montag nach Altenkirchen in die Realschule Plus. Bei einem Wettbewerb hat die Klasse 9/2 mit Schulpfarrerin Barbara Kulpe einen Tagesbesuch der mobilen Museumsstätte gewonnen und kann nun viel Interessantes lernen und erfahren. Foto: Jüdisches Museum Berlin - Cornelius M. BraunAltenkirchen. „Es war eine tolle Gruppenleistung, die jetzt so inhaltsreich belohnt wird“. Schulpfarrerin Barbara Kulpe freut sich mit der Klasse 9.2 der Realschule Plus in Altenkirchen schon sehr auf den kommenden Montag, wenn die Bildungsinitiative „on.tour“ des Jüdischen Museums Berlin in Altenkirchen Station macht.
Gewonnen haben die Altenkirchener Schülerinnen und Schüler diesen spannenden Besuch durch engagierte Arbeit an einem vielgestaltigen Videoprojekt. Dieses überzeugte die Berliner Museumsverantwortlichen so, dass Altenkirchen – gemeinsam mit vier anderen rheinlandpfälzischen Schulen – aus einem Bewerberpool von rund 30 Interessierten ausgewählt wurde und nun Besuch aus Berlin erhält.

Als die evangelische Schulpfarrerin Kulpe am Ende einer Unterrichtsreihe zum Thema „jüdisches Leben“ zaghaft bei ihren Schülern anklopfte, ob man an einer Wettbewerbsteilnahme interessiert sei, traf sie sofort auf begeisterte Zustimmung und reiche Gestaltungsideen. Schulleiter Wilfried Rausch ließ sich von dieser Begeisterung ebenfalls mitreißen und sorgte dafür, dass sich bei einem gesonderten Projekttag die gesamte Klasse (auch die Schüler des katholischen Religions- und des Ethikunterrichts) in die Arbeit stürzen konnten.

Für die Erstellung der Videobewerbung teilte man sich in verschiedene Arbeitsgruppen auf und stellte phantasievoll und ansprechend all das zusammen, was man über Biblisches, Geschichtliches, Kulturelles sowie das weltweite jüdische Leben gelernt hatte. Unter anderem wurde eine Landkarte als Puzzle gestaltet, Gesellschaftsspiele wie „Jerusalem“ und „Shalom“ vorgestellt, ein Seder-Mahl mit den entsprechenden Zutaten nachgestellt, aber auch eigens eine Tischdecke kreiert oder typische Kleidungsstücke vorgestellt.

Zwei Schülerinnen erarbeiteten sich sogar Texte aus der „Biblia Hebraica“ und zwar so perfekt, dass sie diese mit dem Jad (Zeigestab) von rechts nach links laut hebräisch lesend in dem Video zeigen konnten.
Gemeinsam wurde von der ganzen Klasse das „Hevenu Schalom alejchem“ eingesungen, das Videoband ansprechend gestaltet und verschickt.

„Die Beschäftigung mit dem Wettbewerbsthema blieb allerdings nicht oberflächig und gestaltend“, will Pfarrerin Barbara Kulpe unterstrichen wissen. Sie erspürte über die Projektphase bei allen Teilnehmenden wachsende Reife und Ernsthaftigkeit. Nicht nur in einem selbstgeschriebenen Gedicht werde deutlich, wie heute Schüler ihre Aufgabe mit Blick auf die Geschichte und den Holocaust sehen: “Wir sind verantwortlich, Erinnerungen wach zuhalten und uns zu engagieren, dass sich Geschichte so niemals wiederholen darf“.

Nun freut sich die Klasse und die Schulgemeinschaft auf das umfangreiche Programm, das ihnen am Montag durch das Jüdische Museum Berlin in Altenkirchen angeboten wird.
Sie selbst haben sich für die Teilnahme an einem Workshop entschieden, andere Klassen nutzen ebenfalls Workshop- und weiteren Angebote, die die drei Museumspädagogen aus Berlin vorbereitet haben.
In Pausen und Freistunden haben bis Schulschluss zudem alle Schüler auf der Glockenspitze die Möglichkeit die Außenangebote des Museumsbusses wahrzunehmen.

Angebote der Bildungsinitiative
Hält sich »Harry Potter« - Darsteller Daniel Radcliffe an die jüdischen Speisegesetze? Wie hielt es Albert Einstein mit dem Glauben? Was bedeutete Hannah Arendt ihr Jüdischsein? Antworten darauf und viele weitere Fragen finden die Schüler dabei in der aktualisierten mobilen Ausstellung der Bildungsinitiative „on.tour“. In diesem Jahr ist sie zum achten Mal durch die Bundesländer unterwegs.

Mit der mobilen Ausstellung und zwei iPad-Workshops laden die Museumspädagogen die Schüler zum Gespräch über jüdische Geschichte ein und diskutieren mit ihnen über jüdische Religion, Tradition und Identität.
In allen fünf Orten, die on.tour dieses Jahr in Rheinland-Pfalz besucht, gab es jüdische Gemeinden seit dem frühen bzw. späten Mittelalter: Speyer zählt zu den ältesten jüdischen Gemeinden Deutschlands mit seiner Blütezeit im 12. und 13. Jahrhundert. In Lahnstein und Kaiserslautern etablierten sich jüdische Gemeinden im 13. Jahrhundert, in Altenkirchen und Dierdorf im 17. Jahrhundert. Heute sind in Kaiserslautern und Speyer wieder jüdische Gemeinden gewachsen.

In die fünf robusten Würfel sind insgesamt 12 Vitrinen eingelassen sowie Texte und Karten, Abbildungen und Fotografien angebracht. Viele Vitrinen sind mit neuen Objekten bestückt und inhaltlich aktualisiert worden. Sie widmen sich den Themen „Jüdisches“, „Leben und Überleben“, „Lebenswege“ und „Feste feiern“. Unter Anleitung der Museumspädagogen erarbeiten sich die Schüler die vier Themen und bewegen dabei die Würfel durch den Raum. Anhand einer überarbeiteten Karte zum Thema „Leben und Überleben“ wird den Schülern beispielsweise vor Augen geführt, wohin während des Nationalsozialismus Mut zum Widerstand führte.

Erstmals wird auch das Leben und Wirken jüdischer Frauen stärker thematisiert. So wird unter der Überschrift „Lebenswege“ die Rabbinerin Alina Treiger vorgestellt, die 2001 aus der Ukraine nach Deutschland emigrierte und heute in Oldenburg und Delmenhorst eine jüdische Gemeinde leitet. Neu ist auch unter der Überschrift „Jüdisches“ eine Collage mit 17 prominenten und nicht prominenten Juden aus unterschiedlichsten Epochen und Ländern. Auf bildlich gestalteten Postkarten geben sie unterschiedlichste und überraschende Antworten auf Fragen zu ihrem Judentum.
In den begleitenden Workshops beschäftigen sich die Schüler anhand von Biographien mit Fragen zu Identitäten und jüdischem Leben nach 1945 und heute.

„Jeder Schüler in Deutschland sollte mindestens einmal das Jüdische Museum Berlin besucht haben, bevor die Schule beendet ist“, hat sich Museumsdirektor W. Michael Blumenthal zum Ziel gesetzt für Schüler, die nicht ohne Weiteres nach Berlin reisen können. Inzwischen hat das mobile Museum bundesweit mehr als 430 weiterführende Schulen besucht. (pes)
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