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Nachricht vom 26.05.2014 |
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Kultur |
Die alten Geschichten der Weltliteratur neu erzählt |
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Der über die Grenzen der Region hinaus bekannte Geheime Küchenchor unter der Leitung von Klaus Schumacher (Kreismusikschule Altenkirchen) widmete sich der wohl berühmtesten Novellensammlung der Welt: Giovanni Boccaccios "Decamerone" und begeisterte wieder einmal mit seinen Sängern, Musikern und Schauspielern fast 200 Zuschauer im Kulturwerk Wissen. Eine geniale Leistung aller Beteiligten. |
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Wissen. Das „Boccaccios Decamerone“ keine mit Bananen belegte neue Pizzasorte ist, widerlegte der Geheime Küchenchor am Sonntagabend in aller Deutlichkeit auf der Bühne des Kulturwerks.
Der Küchenchor erzählte nicht einfach die Geschichten Boccaccios, sondern verlegte
die Handlung der berühmten Novellen aus dem Jahr 1348 in die Gegenwart und füllte sie mit eigenen Texten und Liedern.
Schumacher inszenierte gekonnt den Unterschied zwischen Flucht und Weglaufen. Viele mögen wohl die Obszönität Boccaccios in den Stücken vermisst haben, zum Schmunzeln, Lachen und Genießen gab es aber dennoch genügend Raum.
Die Geschichtensammlung des Küchenchores handelte von einer Party für „25 Jahre wilde Ehe“ und einer den Sinn des Lebens suchenden Tochter. Die junge Generation suchte immer wieder Antworten auf das Mysterium Liebe. Gibt es die romantische Liebe wirklich, oder handelt es sich nur um ein nüchternes Beziehungsmanagement, fragten sie sich.
Der Chor schwelgte dazu in der Beatles-Ballade „Here, There and Everywhere“. Mit dem kubanischen Klassiker „Negro Bembon“ kolorierte der Chor den an der deutschen Seele geplatzten Traum vom Leben unter karibischer Sonne, und malte sich das Leben einfach schön aus mit dem Song „Feeling good“.
Der Aussage eines Prahlhanses der „schon überall“ war, stand die traurige Erkenntnis seines Freundes gegenüber „Ich war noch niemals in New York“. Der Chor antwortete darauf mit einer überraschenden Umtextung des Songs. Mit dem himmlischen Pink Floyd Song: „Eclipse-And everything under the sun is in tune“ endete die neuzeitlich, erfundene Geschichte des Küchenchores.
Vor dem Bild des Weltalls und der Erde stellte der Chor zum Abschluss dann noch die Frage: “Warum sind wir hier?“ stimmungsvoll von Akkordeon, Gitarre und Band begleitet.
Die Frage „Should I stay or should I go “, stellte sich wohl keinem der begeisterten Zuschauer während der phantastischen Vorführung.
Untermalt wurde die Vorführung auf einer Leinwand, wo Texte Aussagen einfach festhielten, oder aber das Geschehen auf der Bühne ironisch kommentiert wurde. Ende gut, alles gut? Für Klaus Schumachers "Decamerone" trifft die Formel einmal wieder zu. Obwohl die Handlung rein gar nichts, außer der Unterteilung des Stückes in 10. Dekaden, mit dem Original gemeinsam hatte, haben die Zuschauer vieles gehört und sehr viel erfahren.
Ende gut, naiv, genial aber schön! Die unterhaltsame Aufführung hätte noch mehr Zuschauer verdient gehabt.
Boccaccio, der in diesem Jahr seinen 700. Geburtstag begeht, schrieb die Novelle zwischen 1349 und 1353. Sie gilt als Ursprung der italienischen Prosa und beeinflusste wie kein anderes Werk die gesamte Weltliteratur. "Decamerone" bedeutet so viel wie "Zehn-Tage-Werk".
Um ihr Leben zu retten fliehen zehn junge adlige Herren und Damen vor einer Pestepidemie in ein Landhaus auf den Hügeln vor der Stadt Florenz. Jeden Tag bestimmen sie einen der ihren zum Anführer. Der König oder die Königin des jeweiligen Tages legt auch den Tagesablauf fest, der besteht meist aus Lustwandeln, Kurzweil, Speisen im Kühlen, schlafen - und Mittagsruhe. Zum Zeitvertreib erzählen sich die zehn jungen Leute an zehn Tagen 10 mal 10 Geschichten.
Das Landhaus, in dem Boccaccios Handlung angesiedelt ist, ist noch erhalten und befindet sich auf halbem Weg zwischen Florenz und Fiesole an der Via Boccaccio. Heute befindet sich dort ein Departement des European University Institute. (Quelle: Wikipedia)
Decamerone von Klaus Schumacher: ein urbanes Rustikal in 10 Bildern.
Buch: Helmuth Feilke, Stefan Hannen, Klaus Schumacher, Arrangements: Klaus Schumacher.
Musiker: Simon Bröhl, Flöte; Anna Keck, Klavier; Sonja Brand, Vibraphon; Sebastian Pattberg, Gitarre; Rouven Bastke, Bass; Guillermo Banz, Schlagzeug & Percussion;
Chor-Musikerinnen: Franziska Hähn, Akkordeon; Vanessa Weber, Gitarre.
Sologesang: Stefan Hannen, Patricia Kahrmann, Anett Rösler, Franziska Hähn, Ulrike Winkel, Anette Kempf, Vanessa Weber und Elisabeth Rausch.
Schauspiel: (Hauptrollen) Guido Peters, Gerhild Enders, Vanessa Weber
Der gesamte Chor schauspielerte. Gesamtleitung: Klaus Schumacher
Im Vorfeld der Aufführung fand im Kulturwerk um 17 Uhr eine Vernissage mit der Künstlerin Ulrike Obenauer statt, die mit der Eigenschaft „Verformbarkeit“ das Publikum faszinierte. Das Ausgangsmaterial ihrer Werkstoffe findet auf unterschiedlichen, manchmal abenteuerlichen Wegen zur Künstlerin, kommt vom Schrottplatz, von Nachbarn, vom Metallhandel oder als Fundstück aus dem Wald. So entsteht neues Metallisches, oft auch in Symbiose mit anderen Werkstoffen, etwa Holz und Stein, das aus der unmittelbaren Erfahrung der Künstlerin erwächst.
Daher ist Ulrike Obenauers Kunst wie geschaffen für die alte Industriehalle des Kulturwerkes. Der Titel der Präsentation, „Gewachsenes gefunden. Gefundenes gewachsen.“ spielt erhellend auf den Schaffensprozess der Künstlerin an.
Seit zwei Jahren hat die Künstlerin einen stärker werdenden Bezug zum Werkstoff Holz, einer lebendigen, organischen Struktur, als zum doch eher spröden und schwieriger zu verarbeitenden Metall. (PHW)
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Nachricht vom 26.05.2014 |
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