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Nachricht vom 27.05.2014 |
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Region |
Waldschwimmbad Thalhausermühle öffnet am 1. Juni |
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Am Sonntag, 1. Juni beginnt der Badespaß im Naturbad Thalhausermühle in der Nähe von Hamm. Das Waldschwimmbad ist mit 1,6 Hektar Wasserfläche und chemiefreiem Wasser einmalig in der Region. Stammgäste müssen sich an neuen Schwimmmeister gewöhnen - denn Gerd Mühleip legt zwar letzte Hand zur Eröffnung an, er ist aber offiziell bereits seit Februar Rentner. Generationen lernten bei ihm das Schwimmen. Ein neuer Schwimmmeister führt ab 1. Juni die Aufsicht. |
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Hamm. Im Waldschwimmbad Thalhausermühle legen Mitarbeiter des Bauhofs der Verbandsgemeinde Hamm sowie Schwimmmeister Gerd Mühleip gerade letzte Hand an, damit am Sonntag, 1. Juni, die Badesaison beginnen kann.
Das größte Naturbad im Westerwald steht dann für den sommerlichen Spaß zur Verfügung. Die Wasserfontäne sprudelt schon seit einigen Tagen zum Himmel, die Rutsche und andere Einrichtungen sind „frisch poliert“, Tische und Stühle stehen bereit.
Das Waldschwimmbad im Seelbachtal ist in mehrfacher Hinsicht einmalig in der Region. 16.000 Quadratmeter Wasserfläche und 15.000 Quadratmeter Liegewiesen – das muss ein anderes Freibad erst einmal nachmachen.
Eine Besonderheit war bisher auch immer, dass selbst im Winter Hochbetrieb herrscht. Schwimmmeister Gerd Mühleip öffnete die Tore bei Minustemperaturen zum Eislauf. Dabei war nicht nur die Eisfläche ein Anziehungspunkt, sondern auch der weiße Glühwein, den er servierte.
Und da wäre man schon bei einem Thema, das den Stammgästen des Waldschwimmbads sicher Kopfzerbrechen bereitet: Gerd Mühleip ist seit Februar Rentner – nach 36 Jahren im Dienst der Badegäste. Trotz größtem Personalmangel in diesem Beruf, ist es der Verbandsgemeinde aber gelungen, einen Nachfolger zu finden. Ein neuer Schwimmmeister wird ab 1. Juni zu den normalen Öffnungszeiten die Aufsicht führen.
Aber auch Gerd Mühleip kann es nicht lassen: Er wuselt in Arbeitsklamotten seit etlichen Wochen im Schwimmbad herum und hat sich darum gekümmert, dass es nun bereit ist für die Saison. Mit ein bisschen räumen hier und Rasen mähen dort war es nicht getan. Zwei bis drei Kubikmeter Beton mussten dieses Jahr zur Beseitigung von Frostschäden und Abbruchkanten verbaut werden, obwohl der Winter nahezu nicht stattgefunden hatte.
Großen Aufwand verursacht auch die Reinigung der Kiesschicht, durch die das Wasser in den Badebereich fließt. Da es sich um ein Naturbad handelt, ist Chemie tabu. Also wird der Kies mit klarem Wasser und Druck gesäubert. 150 Kubikmeter Wasser und 8000 Kilowattstunden sind dafür verwendet worden.
Gerd Mühleip hat als 12-Jähriger in diesem Bad selbst das Schwimmen gelernt. Seinerzeit war das das übliche Alter. Die übliche Methode war, dem Schwimmschüler eine Rettungsweste anzulegen oder einen Rettungsgürtel umzubinden und daran eine Stange oder ein Seil zu befestigen. Obwohl der kleine Gerd bei dieser Aktion fast abgesoffen wäre, begeisterte er sich fürs Wasser.
„Wer damals im Waldschwimmbad einen Kurs absolviert hatte, kam automatisch in die DLRG“, berichtet Mühleip. Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft, Ortsgruppe Hamm, war schon ein paar Monate nach Öffnung des Bades vom damaligen Bademeister Paul Wittkowski gegründet worden.
Hintergrund ist, dass ein Naturbad schon etwas riskanter ist als ein Hallen- oder normales Freibad. Bei 1,6 Hektar Wasserfläche und fehlender Grundsicht kann, wer einmal versunken ist, nur noch mit sehr viel Glück gefunden werden. Daher stellt die DLRG-Gruppe traditionsgemäß eine Turmwache im Waldschwimmbad.
Mühleip, der 1973 in Kiel den „Schwimmmeister See“ machte, „parkte“ anschließend vier Jahre im Eitorfer Frei- und Hallenbad bis zur Rente von Paul Wittkowski. 1978 wurde er dessen Nachfolger. So hatte das Bad seit seinem Bestehen erst zwei Schwimmmeister. Für die Badegäste waren es herrliche Zeiten: Geöffnet war, so lange jemand noch Lust zum Schwimmen hatte.
Aus seiner über 30-jährigen Berufstätigkeit und den Jahren davor, in denen er dem Schwimmbad schon als DLRG-Mitglied verbunden war, kann Gerd Mühleip natürlich eine Menge Anekdoten berichten. So erinnert er sich, dass die ersten Gastarbeiter aus südlichen Gefilden den Zaun belagerten, um zum ersten Mal im Leben Frauen im Bikini zu sehen.
Auch der Mann, der meinte die Riesenrutsche im Stehen herunterrutschen zu müssen, hat er noch im Gedächtnis. Durch sein auf geringe Fläche wirkendes Gewicht war eine Fuge auseinander gedrückt worden. Darin blieb er dann mit den Zehen stecken – kopfunter hängend und jämmerlich klagend.
Auch dramatische Szenen gibt es zu berichten. Die von dem Jungen zum Beispiel, den Mühleip vom Boot aus an den Haaren aus dem Wasser zog und der nach seiner Rettung japste: „Unter mir war noch einer!“ Auch der zweite Knabe, auf dessen Kopf und Schultern stehend der andere versucht hatte, an die Luft zu kommen, konnte gerettet werden.
Gebaut wurde das Schwimmbad im Seelbachtal ab Ende der 50er Jahre für rund 200.000 Mark. Einen Teil davon verschlang die prunkvolle Einweihung an Pfingsten 1960. Wasserballett und Tauchvorführungen, Turmspringen und ein gigantisches Feuerwerk gehörten zum Programm. 7000 bis 8000 Menschen, so schätzen Chronisten, wohnten der Eröffnung bei.
So viele Gäste zur selben Stunde hat es zwar danach nicht mehr gegeben, doch können durch schöne Sommertage noch viele höhere Zahlen erreicht werden. So wurde 2006 der 20.000 Besucher bereits Mitte Juli geehrt, und zum Ende der Badesaison 1994 hatte man sogar knapp 60.000 Gäste gezählt.
Ganz gleich, ob in diesem Jahr Rekorde purzeln: Jede Menge Gäste anziehen wird das Schwimmbad der Verbandsgemeinde Hamm auf jeden Fall – schließlich ist es ein Unikat in der Region.
Steckbrief Waldschwimmbad Hamm
89 Meter Dammbreite
240 Meter Länge
30.000 Kubikmeter chemiefreies Wasser
Nichtschwimmer-/Schwimmerbereich
Sprungturm
Riesenrutsche, Wasserfontäne
1,5 Hektar Grünfläche
Spielgeräte, Strandkörbe, Restaurationsbereich mit Aussichtsterrasse
Eintritt: Erwachsene 3 Euro, 6-17 Jahre 2 Euro, Zehnerkarte 25/16 Euro
Öffnungszeiten: ab 1. Juni täglich 10 bis 20 Uhr
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Nachricht vom 27.05.2014 |
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