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Nachricht vom 11.06.2014 |
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Blog |
Das Netz lügt! |
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Informierst du dich noch, oder wirst du schon manipuliert?
Mal ehrlich, wenn jemand in Ihrem direkten Umkreis ständig Geschichten erzählen und Behauptungen aufstellen würde, die auf bloßer Nacherzählung beruhen und deren Wahrheitsgehalt nie auch nur im Ansatz überprüft wurde, würden Sie ihm dann Glauben schenken? Nein? Warum vertrauen Sie dann dem Internet? |
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Das Internet gilt als Informationsmedium der Zukunft, doch inwieweit sind die Informationen, die wir dort googeln, yahoo-en oder was auch immer eigentlich glaubwürdig? Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da musste der Suchende dicke Lexika-Reihen wälzend seinen Wissensdurst stillen, oder sich jemanden suchen, der ihm die Antwort auf seine Frage geben konnte. Mühsam war das in jedem Fall und ich kann es mir heute kaum noch vorstellen. Aber wenn man die Information hatte, war sie eines in jedem Fall – mit hoher Wahrscheinlichkeit korrekt.
Natürlich – und Gott sei Dank – gibt es auch im Netz seriösen Journalismus, bei dem Information und korrekte Recherche immer vor Sensation und Meinungsmache gehen. Wie bei den Kurieren, bei denen dieser Blog veröffentlicht wird. Hier werden Informationen gründlich auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Und hier wird Meinung auch als solche dargestellt. Immer werden dem Leser die Quellen der Informationen genannt.
Trotzdem demontiere ich mich mit diesem Blog gerade selbst. Denn ich verdiene einen nicht unerheblichen Teil meines Geldes mit Informationen im Netz. Seit fast drei Jahren arbeite ich als Autorin für Web-Content (Inhalte im Netz) bei einer der führenden deutschen Content-Agenturen. Haben Sie geglaubt, die Reiseberichte über Kreta, die Beschreibung des neuen Trend-Parfums oder die Anleitung, wie man am besten sein Gartenhaus lasiert, haben Menschen geschrieben, die schon einmal auf Kreta waren, dieses Parfum jemals gerochen haben oder Experten im lasieren von Gartenhäusern sind? Da muss ich Sie enttäuschen, denn nur ein verschwindend geringer Teil dieser Web-Inhalte stammt aus authentischen Erfahrungen. Den Rest übernehmen viele fleißige Texter, die neben den Eigenschaften, die ein guter Texter so braucht, vor allem eines können: Sich Informationen über Themen beschaffen, von denen sie noch zwei Minuten zuvor keine blasse Ahnung hatten.
Willkommen im Netz, dem Informationsmedium No. 1, einem Medium, das seine Informationen und seinen Content durch sich selbst ständig neu generiert und dadurch zwangsläufig digitalen Inzest betreibt. Ich muss an dieser Stelle auch klar betonen, dass viele Texter, so auch ich, ihren Job sehr ernst nehmen und bei der Recherche lieber zehn Minuten mehr investieren, als totalen Blödsinn zu schreiben. Ich möchte das Internet nicht verteufeln, sondern nur zu einer vorsichtigen Grundhaltung raten, denn das Netz hat – wird es richtig genutzt – Potentiale, die viel Gutes bewirken können.
Eine weitere – und weitaus brisantere – Gefahr sehe ich in sogenannten „News“, die über einschlägige Portale und deren social-media Kanäle verbreitet werden. Früher war es – vereinfacht gesagt – so: Wenn ich eine Nachricht in einer großen deutschen Tageszeitung las, konnte ich diese in der Regel auch glauben, denn 1. stand das Blatt mit seinem Ruf dafür gerade, hier keinen Bockmist zu schreiben und 2. stand ja in der Regel der Name des Autors darunter. Dieser musste im Härtefall ebenfalls mit seinem Kopf dafür gerade stehen, was aus seiner Feder geflossen war und recherchierte in der Konsequenz natürlich gründlich. Diese Art von seriösem Journalismus gibt es natürlich auch im Internet und durch diese Kontrollinstanzen war eine Nachricht eben eine Nachricht und genau dies hat sich in unseren Köpfen als unumstößlich verankert.
Wenn wir heute über Facebook, Twitter oder irgendein News-Portal auf eine Nachricht stoßen, die im Stil eines journalistisch verfassten Berichtes gehalten wurde, denkt unser Gehirn automatisch: Sieht aus, wie eine Nachricht, also ist es auch eine. Dieses Schema machen sich in der letzten Zeit leider Meinungsmacher und Stimmenfänger verschiedenster politischer Gesinnungen zum Vorteil, indem sie bewusst “News“ verbreiten, die vor allem Eines tun – Meinungen manipulieren.
Ein Beispiel: Mich erreichen über meinen Account bei einem bekannten social-media Portal beinahe täglich solche “auf Echtheit getrimmte“ Berichte. Darin steht auf den ersten Blick nicht wirklich etwas Spektakuläres. In der Regel hat irgendein Mitbürger mit Migrationshintergrund (was ein Begriff...) einer (zufällig!) deutschen Frau Schlimmes angetan, oder das altbekannte Steuerthema wird mit dem beliebten Slogan “Armes Deutschland“ aufgewärmt. Man liest solche Nachrichten wahrscheinlich eher flüchtig, aber es bleibt ein gewisser schaler Nachgeschmack, ein Gefühl von “wieder so ein Fall“ oder “das wird immer schlimmer“.
Macht man sich einmal die Mühe, die Herkunft einer dieser ominösen Berichte im Netz zu verfolgen (was bekanntlich gar nicht so einfach ist, denn in der Regel wurden diese geteilt und geteilt und geteilt...), merkt man schnell, dass die vordergründig so objektive Nachricht alles andere ist. Meist hat sie ihren Ursprung bei Populisten einschlägiger Szenen, die damit ihr Ziel zu erreichen scheinen.
Der Faschismus von heute erscheint nicht mehr in Bomberjacke und Springerstiefeln, er trägt kein Hakenkreuz auf der Brust und hat keine Glatze. Der Faschismus von heute hat verdammt viel Ahnung vom Informationsmedium Internet und nutzt sie für seine Zwecke. Er wird nie sagen: „Ich bin der Faschismus“, sondern: „Sie her und bilde dir meine Meinung“.
Hier ein paar Tipps für die Recherche im Netz:
1. Glauben Sie niemals direkt die erste Information, die Sie finden, denn auch hier gilt: Je mehr, desto besser. Je mehr identische Informationen aus verschiedenen Quellen Sie finden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Information auch stimmt.
2. Schauen Sie sich die Quelle genau an. Ist sie seriös, oder hat sie einen subjektiven Hintergrund? Gibt es zu viele Hinweise auf politische oder sonstige Meinungsmache – Finger weg!
3. Um die wahre Quelle – also den Erst-Ersteller einer Information zu finden, nutzen Sie die Volltextsuche. Je mehr zusammenhängender Text in die Suchmaschine eingegeben wird, desto größer ist die Chance, den wahren Ursprung zu finden. Manchmal ist hierbei etwas Spürsinn gefragt, aber es lohnt sich.
4. Bleiben Sie kritisch und hinterfragen Sie mit logischem Verstand und Ihren eigenen Erfahrungswerten (die gibt es auch noch in Zeiten des Internets), ob das, was Sie da lesen, wirklich stimmen kann.
5. Vorsicht vor stilistisch fragwürdigen Texten! Wenn verdächtig häufig – und stilistisch unpassend – die gleichen Wörter und Wortkombinationen in einem Text auftauchen, ist dies häufig ein SEO-optimierter (Suchmaschinen-optimierter) Text, der leider wenig Informationen enthält und nur als Lockvogel dient. |
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Nachricht vom 11.06.2014 |
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