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Nachricht vom 04.08.2014
Region
Hauskatzen - Kuscheltier oder Wildvogelschreck
Hauskatzen rangieren als Heimtiere in der Beliebtheitsskala ganz oben. Mehr als sieben Millionen leben in Deutschland und längst nicht alle stehen unter der Obhut des Menschen. Nach Schätzung streunen fast zwei Millionen herrenlos umher. Doch auch die anderen Stubentiger halten sich nicht nur in Wohnungen und Häusern auf, sondern treiben sich vielfach im Freien herum.
Wildkatzenblendling. Foto: NABU HundsangenRegion. Wie ihre verwilderten Artgenossen gehen sie auf die Pirsch und erbeuten Vögel, aber auch andere Wildtiere wie größere Insekten, Amphibien, Reptilien und Kleinsäuger.

In Siedlungsbereichen ist die Zahl der Katzen besonders groß. Da es dort, vor allem in den Gärten, meist auch eine hohe Singvogeldichte gibt, ist für diese Beutegreifer der Tisch immer reich gedeckt. Ihre Jagd auf Amseln, Finken, Rotkehlchen, Meisen und andere Gartenvögel führt daher regelmäßig zu Verstimmungen zwischen Katzenhaltern und Vogelfreunden.

Doch was ergibt ein Faktencheck? Unsere Hauskatze stammt von der ägyptischen Falbkatze ab, einer Wildkatze, so Peter Fasel vom NABU Hundsangen. Trotz jahrtausendelanger Domestikation ist sie ein Raubtier geblieben und hat viele Eigenschaften ihrer wilden Stammform bewahrt. So lassen Katzen das Mausen nicht, auch wenn sie gut mit Futter versorgt sind und es eigentlich nicht nötig hätten, auf Nahrungssuche zu gehen. Ihrem Jagdinstinkt folgend, durchstreifen sie größere Reviere und fangen vor allem Haus- und Feldmäuse. Aber auch Singvögel gehören zum Beutespektrum. Wie das Institut für Haustierkunde der Universität Kiel ermittelt hat, machen sie immerhin gut zwanzig Prozent aus. Doch längst nicht alle Opfer werden gefressen. Das Anpirschen und Ergreifen der Beute dient neben dem Nahrungserwerb auch dem Ausleben des Spieltriebs und bei Jungkatzen dem Einüben des Jagdverhaltens. Da die Vögel im Siedlungsbereich einem starken Feinddruck ausgesetzt sind, stehen sie unter Stress. Dabei spielen neben Rabenvögeln, Greifen, Eulen und Säugetieren wie Eichhörnchen und Marder die Hauskatzen eine nicht unerhebliche Rolle. Wie andere Beutegreifer vermeiden auch sie einen energiezehrenden Jagdaufwand. Deshalb erbeuten sie meist nur häufig vorkommende Arten wie Amseln und Meisen. Junge sowie durch Alter oder Krankheit geschwächte Vögel sind besonders leichte Beute.

Entscheidender Faktor für die Stabilität der Vogelpopulationen ist allerdings nicht die Zahl ihrer Feinde, sondern die Lebensraumqualität. Wo ausreichend Futter, Nist- und Versteckmöglichkeiten vorhanden sind, können sich die Vögel erfolgreich fortpflanzen und Verluste durch Beutegreifer einschließlich der Katzen meist gut verkraften. Da unsere gefiederten Nachbarn wie auch das Wild in der Kulturlandschaft durch Biozideinsatz und Ernteschock im Herbst vielfältigen schädigenden Einflüssen ausgesetzt sind, kann die hohe Katzendichte in städtischen und dörflichen Randbereichen bei bestandsgefährdeten Vogelarten wie der bodenbrütenden Feldlerche entscheidend zum Erlöschen lokaler Populationen beitragen.

Als Katzenhalter ist man für sein Tier verantwortlich, auch dann, wenn es am Tage oder des Nachts unbeaufsichtigt im Garten herumstreunt. Katzenbesitzer bittet der NABU, sie sollten auch die wild lebenden Vögel in ihr Herz schließen, denn Tierliebe sollte unteilbar sein.

Katzenfreunde und Gartenbesitzer können daher viel tun, damit sich die Zahl der getöteten Gartenvögel und nützlichen Kleinsäuger in Grenzen hält:
• Schaffen Sie sich nur dann eine Katze an, wenn Sie über genügend Zeit und Platz verfügen. Spielen Sie öfter mit ihr. Auch so kann sie ihren Jagd- und Spieltrieb ausleben.
• Das Aussetzen von Katzen ist tierschutzrechtlich verboten. Herrenlose Katzen müssen jagen, um zu überleben. Sie fressen hauptsächlich erbeutete Wildtiere und daher auch häufiger Vögel.
• Sorgen Sie bei längerer Abwesenheit wie jetzt in den Ferien für eine zuverlässige Betreuung Ihrer Katze. Ist das nicht möglich, können Sie das Tier auch zeitweise in einem Tierheim oder einer Tierpension unterbringen.
• Lassen Sie Ihren Kater kastrieren. Er wird häuslicher, markiert weniger und streunt seltener herum. Lassen Sie Ihre Katze sterilisieren. Damit tragen Sie nicht zur Zunahme der Katzenpopulation bei und Sie müssen sich auch keine Gedanken um den Verbleib des Nachwuchses machen.
• Denken Sie gerade an die Vögel draußen. Dann fällt herrenlosen und streunenden Hauskatzen so mancher Jungvogel zum Opfer. Lassen Sie deshalb vor allem in den Monaten April und Mai Ihre Katze am besten nicht aus dem Haus oder zumindest nicht unbeaufsichtigt ins Freie.
• Ein Halsband mit einem kleinen Glöckchen macht zwar die Vögel auf die Katze aufmerksam, nützt aber dem noch hilflosen Vogelnachwuchs gar nichts. Außerdem ist das Klingeln eine Tortur für die empfindlichen Katzenohren.

Haben Sie einen Garten, gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Vögeln zu helfen:
• Gestalten Sie Ihren Garten naturnah. Stauden, Sträucher und Bäume bieten den Vögeln viele Versteckmöglichkeiten. Auf einem kurz geschorenen Zierrasen stehen Amsel, Drossel, Fink und Star wie auf dem Präsentierteller und laden Katzen geradezu dazu ein, Beute zu machen. In einem Ökogarten finden natürlich auch andere Wildtiere wie etwa Molche und Frösche in Gewässern, in Trockensteinmauern Zauneidechsen oder in Komposthaufen Blindschleichen Schutz vor jagenden Katzen. Naturnaher Wildwuchs ist angesagt.
• Um Katzen von Nestern in Bäumen fernzuhalten, können Sie den Stämmen etwa fünfzig Zentimeter breite Abwehrmanschetten aus Blech oder Kunststoff anlegen. Oder verwenden Sie Brombeerranken. Das kostet nichts. Verzichten Sie auf Stacheldraht, denn daran könnten sich die Katzen, aber auch andere "Vogelliebhaber" wie Eichhörnchen oder Marder gefährlich verletzen.
• Hängen Sie Nistkästen so auf, dass Katzen keinen Zugang haben: An Fassaden oder freihängend an Seitenästen und mindestens zwei Meter über dem Boden. Besonders katzensicher sind Nistkästen mit steilem, glattem Dach. Futterhäuschen und Vogeltränken mindestens zwei Meter vom nächsten Gebüsch entfernt aufstellen. So können sich Katzen nicht unbemerkt anschleichen.
• Katzen haben hochsensible Nasen. Wenn sie Gerüche nicht ausstehen können, meiden sie die Duftquellen.
• Da Hauskatzen bei ihrer Beutesuche größere Gebiete durchstreifen, machen sie natürlich nicht an Gartengrenzen halt. Kommen Sie deshalb mit Ihrem Nachbarn ins Gespräch. Vielleicht besitzt er ja auch eine Katze und ist noch nicht so gut über die Problematik informiert wie Sie. Schutzmaßnahmen Einzelner sind zwar nicht für die Katz, aber nur wenn möglichst zahlreiche Gartenfreunde, ob Katzenhalter oder nicht, den Vögeln helfen, fallen weniger den Hauskatzen zum Opfer. Weitere Informationen finden Sie unter www.nabu.de.
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