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Nachricht vom 12.11.2014
Region
Schließung der BDZ Hamm/Wissen noch nicht beschlossen
Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) sucht noch eine Kompromisslösung für die ärztliche Bereitschaftsdienstzentrale (BDZ) Wissen/Hamm. MdL Dr. Peter Enders wandte sich an das Gesundheitsministerium und an die KV. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen, Argumente pro und kontra Schließung werden geprüft.
Wissen/Kreisgebiet. Zum Jahresanfang 2014 gab es für den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst in Rheinland-Pfalz flächendeckende Bereitschaftsdienstzentralen (BDZs), ausgestattet mit einem Präsenz- und einem Fahrdienst. Die Sicherstellung der ambulanten vertragsärztlichen Versorgung im Land ist nach dem Bundessozialgesetzbuch Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung (KV).

Dieser Sicherstellungsauftrag umfasst damit auch die ambulante Versorgung zu den sprechstundenfreien Zeiten, den so genannten Bereitschaftdienst an Wochenenden, Feiertagen und - in der Regel - Mittwochnachmittagen. Dazu gehört jedoch nicht die Versorgung von lebensbedrohlichen Notfällen, hierfür sind Notarzt und Rettungsdienst zuständig. Darauf macht der CDU-Landtagsabgeordnete Dr. Peter Enders (Eichen) aufmerksam, der bereits im September von Wissener Kommunalpolitikern auf eine beabsichtigte Schließung der Bereitschaftsdienstzentrale Hamm/Wissen am St.-Antonius-Krankenhaus durch die kassenärztliche Vereinigung hingewiesen wurde.

Daraufhin hat er unmittelbar den bisherigen rheinland-pfälzischen Gesundheitsminister Alexander Schweitzer (SPD) angeschrieben mit der Bitte um Aufklärung, ob eine solche BDZ-Schließung beabsichtigt sei und wie die Landesregierung dies bewerte. In seiner Antwort informierte der Minister, dass die KV regelmäßig die wirtschaftlichen und strukturellen Gegebenheiten der bestehenden BDZs überprüfe. Die Überlegungen für die Bereitschaftsdienstzentrale Hamm/Wissen dauerten demnach noch an. Das war Mitte Oktober. Ferner teilte der Minister mit, dass der Bundesgesetzgeber bei der Ausgestaltung des Bereitschaftsdienstes der KV als Selbstverwaltungskörperschaft einen großen Gestaltungsspielraum eingeräumt habe. Demnach, so der Minister, handelt die KV hier eigenverantwortlich, ihm obliege nicht die Überprüfung der Zweckmäßigkeit der KV-Entscheidungen, weshalb die Landesregierung keinen Einfluss auf die Ausgestaltung des Bereitschaftsdienstes und mögliche Standortentscheidungen habe.

Ohne BDZ Hamm/Wissen weite Wege für die Bürger
„Ich hatte mir natürlich mehr Engagement von Minister Schweitzer erhofft“, so das erste Resümee von MdL Enders, der sich unmittelbar danach an die Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz, Dr. Sigrid Ultes-Kaiser, gewandt und ihr seine Sorgen um die Zukunft der BDZ in Wissen vorgetragen hat. Sie teilte umgehend mit, dass der Zuständigkeitsbereich der BDZ Hamm/Wissen derzeit 18 Ortsgemeinden mit einer Bevölkerung von rund 25.900 Personen umfasst und damit eines der kleinsten BDZ-Einzugsgebiete in der Region sei.

Die durchschnittliche Distanz zwischen Wohnort und BDZ betrage hier 5,1 Kilometer. „Würde die BDZ Hamm/Wissen geschlossen und eine Zuordnung zu den nächst gelegenen Bereitschaftsdienstzentralen vorgenommen, ergäbe sich für die betroffenen Bürger eine Fahrtstrecke von durchschnittlich 13,6 Kilometern - was deutlich über dem Landesdurchschnitt von 9,1 Kilometern liegt“, so Enders, allerdings noch immer unter dem Wert anderer Regionen. Die weiteste Fahrtstrecke - dann zum Bereitschaftsdienst nach Altenkirchen - würde auf die Bewohner zum Beispiel von Forst mit 17,7 Kilometern zukommen.

Daher argumentiert Enders in seinem Schreiben an die KV-Vorsitzende Ultes-Kaiser - auch wenn es nicht um die Notfallversorgung gehe -, mit dem Sicherheitsempfinden der Bevölkerung in puncto medizinische Versorgung. So gebe es am Wissener Krankenhaus keine stationäre Grundversorgung mehr, der Standort Wissen habe Chirurgie und die Innere Medizin verloren - mit Folgen für die Besetzung des Notarztstandortes, der nur durch großen öffentlichen Druck und im Schulterschluss fast aller politisch Verantwortlichen stabilisiert werden konnte.

„Eine Schließung der BDZ würde das Sicherheitsempfinden der Bürger hier erneut erschüttern“, so der Abgeordnete. „Die KV-Vorsitzende hat dann Ende der letzten Woche mitgeteilt, dass noch keine Beschlüsse für eine Schließung getroffen wurden.“

Interne Überlegungen, so Ultes-Kaiser, seien hier bereits als Fakten aufgefasst worden. Anlässlich der Vertreterversammlung der KV noch im November, bei der es auch um Einsparpotenziale gehe, wolle sie jedoch - unter Würdigung der von Dr. Enders vorgetragenen Argumente und Bedenken - Kompromissvorschläge diskutieren. Erst danach werde der Vorstand, auch unter Versorgungsgesichtspunkten, eine Entscheidung treffen.

Wie aber könnte eine Kompromisslösung aussehen? Enders könnte sich den Standort Wissen als Zweigpraxis einer größeren BDZ vorstellen, die am Wochenende dann tagsüber geöffnet sein könnte.

Er ist nun zunächst froh, „dass die kassenärztliche Vereinigung bereit ist, die Argumente und Gegebenheiten der Region zu würdigen und Kompromisse zu suchen.“ Gleichwohl plädiert er in Kenntnis der Versorgungssituation im Kreis für die Beibehaltung des Status quo: „Wir brauchen die Bereitschaftsdienstzentrale für Hamm und Wissen!“

Sollte es am Ende zu einer Kompromisslösung kommen, die die BDZ-Öffnung an Wochenenden tagsüber vorsieht, hält der Mediziner Enders es für wichtig, dass für die sprechstundenfreien Zeiten in der Woche wie bisher eine kollegiale Vertretungslösung der niedergelassenen Ärzte aufrechterhalten wird.
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