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Nachricht vom 21.11.2014
Region
Vortrag "alterns- und altersgerechte Arbeit"
Bei der Veranstaltung des DGB und der IG-Metall im Haus Hellertal, konnte Referentin Melanie Sandmann einigen "ratlosen" Betriebsräten Tipps und Anregungen mitgeben, wie man sich dem Thema "alterns- und altersgerechte Arbeit" nähern kann.
Melanie Sandmann, Beraterin der Technologieberatungsstelle (TBS) des DGB, vermittelte  den interessierten Teilnehmern ein Handlungsraster zum Thema \"alterns- und altersgerechte Arbeit\". Foto: VeranstalterBetzdorf/Alsdorf. Auch der Wirtschaftsförderer der VG Betzdorf, Michael Becher, zeigte sich angetan von der Struktur, mit der die Beraterin der Technologieberatungsstelle (TBS) des DGB den interessierten Teilnehmern ein Handlungsraster vermittelte. Am Anfang stehe immer die Analyse der betrieblichen Alters- und Qualifikationsstruktur. Ob der Handlungsschwerpunkt dann in der Werbung und Bindung von Nachwuchskräften liege oder erst einmal in der Verbesserung der Arbeitsverhältnisse, müsse in jedem Betrieb individuell entschieden werden.

"Gute Arbeit" - so wurde im Laufe des Abends immer deutlicher - ist der Schlüssel dafür, dass Arbeit nicht krank macht und das gilt für Jung und Alt gleichermaßen.
Einen Handlungsansatz für Betriebsräte sieht Sandmann darin, dass im Rahmen des "Wächteramts" die Einhaltung gesetzlicher Arbeitsschutzregelungen eingefordert wird. Die Durchführung von Gefährdungsbeurteilungen für jeden Arbeitsplatz ist demnach fürsorgliche Pflicht des Arbeitgebers, seit 2009 sind auch die psychischen Belastungen einzubeziehen. Im Übrigen könne der Betriebsrat auch externe Beratung in Anspruch nehmen, wenn im Betrieb die erforderliche Expertise fehle.

DGB-Vorsitzender Bernd Becker, der die abschließende Diskussion moderierte, gab den Hinweis, dass die Implementierung eines "Betrieblichen Gesundheitsmanagements" ein guter Weg sein könne. Wer glaubwürdig Gesundheitsförderung betreiben wolle, komme irgendwann nicht daran vorbei, auch die Arbeitsverhältnisse in den Fokus zu nehmen und zu verbessern. Gleichzeitig präsentiere sich so der Betrieb auf dem enger werdenden Arbeitsmarkt als attraktiver Arbeitgeber.

Am Beispiel der Kranken- und Altenpflege wurde sehr schnell deutlich, dass die "Stellschraube Arbeitszeit" eine wichtige Rolle spielt. Eine Teilnehmerin stellte dar, dass ältere Kolleginnen und Kollegen den Pflegeberuf nur noch wahrnehmen könnten, wenn sie in Teilzeit arbeiten. Durch die dadurch entstehende Flexibilität würden sie dann aber zur Verfügungsmasse der Arbeitgeber und aus Halbtagsbeschäftigungen würden faktisch Dreiviertelstellen mit hoher Unregelmäßigkeit. Die Dominanz der Betriebswirtschaft im Gesundheitswesen - da waren sich alle Teilnehmer einig - wird auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen.

Als hochproblematisch schätzten die Teilnehmer das aktuelle und künftige Rentenniveau sowie fehlende flexible Übergänge ein. Das könne man auf betrieblicher Ebene oder durch tarifvertragliche Regelungen kaum kompensieren. Uwe Wallbrecher, Bevollmächtigter der IG-Metall, erinnerte an die alte Gewerkschaftsforderung nach Verstärkung der Ausbildung: "Unsere Forderung nach einer 5-Prozentigen Ausbildungsquote müssen wir mittlerweile revidieren, wahrscheinlich brauchen wir mittlerweile 10 Prozent, um die vor uns liegenden starken Verrentungsjahrgänge zu kompensieren". Dies bestätigte Heiner Kölzer, Chef des Jobcenters des Kreises Altenkirchen, anhand überbetrieblicher Zahlen.

Allen Arbeitgebern - dies war das Resümee des Abends - muss daran gelegen sein, durch Ausbildung Vorsorge zu treffen und für ein ganzes Berufsleben gesund erhaltende Arbeitsbedingungen zu bieten. "Wir wollen, dass die Menschen gesund die Lebensarbeitszeitgrenze erreichen und auch darüber hinaus gesund leben", postulierte DGB-Kreischef Becker abschließend und bedankte sich mit einem kleinen Präsent herzlich bei Melanie Sandmann. Die Teilnehmer bildeten durch Austausch von Mailadressen spontan ein kleines Netzwerk. Wer Informationen zum Thema haben möchte kann sich an Erik.Eisenhauer@dgb.de bei der DGB-Regionalgeschäftsstelle in Koblenz wenden.
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