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Nachricht vom 29.08.2008 |
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Region |
IHK: Kräfte im Kreis formieren |
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Eine langfristige Strategie für die Entwicklung des Kreises Altenkirchen zu erarbeiten ist das Ziel des Positionspapiers der IHK-Geschäftsstelle Altenkirchen. Das Papier wurde am Donnnerstag der Öffentlichkeit vorgestellt. Erster Schritt zum Erreichen des Zieles ist die Darstellung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, so IHK-Vizepräsident Thomas Bellersheim. Deshalb sollen sich möglichst viele in die Diskussion einbringen, die mit Wirtschaft und Politik zu tun haben - Banken und Wirtschaftsverbände ebenso wie Bildungsträger und politische Gremien. |
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Kreis Altenkirchen. Bevor man ein Ziel definieren kann, muss der Ist-Zustand möglichst genau analysiert werden. Das versucht die Kreis-IHK mit ihrem Positionspapier, das am Donnerstag in Altenkirchen vorgestellt wurde. Dass neben den IHK-Verantwortlichen auch die Geschäftsführer der Wirtschafts-Förderungs-Gesellschaft (WFG), Oliver Schrei und Berno Neuhoff, sowie Landrat Michael Lieber mit am Tisch saßen, verwundert nicht: Man habe festgestellt, so Vizepräsident Thomas Bellersheim, dass "die Ziele sehr deckungsgleich sind." Die IHK will es aber bei der Formulierung dieser Ziele nicht belassen, sondern ist auch bereit, selbst ihren Beitrag zu leisten, beispielsweise bei der Moderation von noch zu bildenden Arbeitsgruppen.
"Die Empfehlungen und Erwartungen der Wirtschaft für die Entwicklung des Landkreises Altenkirchen", wie der Titel des Positionspapier lautet, ist in acht Hauptpunkte unterteilt.
1. Das Leitbild des Kreises Altenkirchen soll überprüft, aktualisiert und weiterentwickelt werden. Dabei stehen besonders wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund. Die Stärken und Schwächen des Kreises sollen herausgearbeitet und benannt werden. Eine Potenzialanalyse soll das Ergebnis sein. Die Zielvorstellung ist weit in die Zukunft gerichtet: Ein Soll-Profil 2020 plus. Um dieses Soll-Profil zu erreichen, sind sogenannte "Meilensteine" oder "Leuchtturmprojekte" im Gespräch, um Schwerpunkte zu setzen und sich nicht zu verzetteln. Dabei sollen zukunftsträchtige Projekte auch für Einzelthemen entworfen werden, darunter die Themen Standortsicherung für Unternehmen, Komplettierung der DSL-Verfügbarkeit, Ausbau der Verkehrsinfrastruktur des Kreises, wozu auch die Sieg-Strecke gehört, die Stärkung der Mittelzentren Altenkirchen, Betzdorf/Kirchen und Wissen, unter anderem durch ein interkommunales/regionales Einzelhandelskonzept. Interkommunal - daran ist der IHK viel gelegen: Man müsse, so die einhellige Meinung, das "Kirchtumdenken", das mancherorts noch herrsche, überwinden. Ein weiteres wichtiges Thema ist der "familienfreundliche Landkreis".
2. Der Wirtschaftsstandort Kreis Altenkirchen soll gezielt über Schlüsselprojekte gestärkt und für Investoren attraktiv gemacht werden. Hier habe man die ersten Schritte schon getan, so IHK-Beiratsvorsitzender Dr. Ulrich Bernhardt, es gebe aber noch viel zu tun. Dazu gehöre an erster Stelle der Ausbau und die Stärkung des Forschungs- und Wissenschaftsstandortes durch Schlüsselprojekte. Deshalb müssten TTA/ANSIT weiter unterstützt und zu einer virtuellen "Lernfabrik" ausgebaut werden. Dazu gehört auch die verstärkte Zusammenarbeit mit den Hochschulen in Siegen und Koblenz, wobei aber auch die Universitäten im näheren Umfeld wie Bonn, Köln und Gießen in die Planungen mit einbezogen werden sollten. Und: Es müsse verstärkt Qualifizierungs-Management betrieben werden. Ein Schritt ist dabei, die Angebote der Region transparent zu machen und eine neutrale Koordination zu organisieren und zu sichern.
Wichtig ist vor allem, so wird betont, technologieorientierte Ansiedlungen zu fördern wie produzierendes Gewerbe, speziell Elektrotechnik, Maschinenbau und Kunststoffvgerarbeitung. Das gut angelaufene Metall-Cluster soll weiter gestärkt werden und die Cluster-Bildung für andere Bereiche (etwa Kunststoff, Logistik/Transport) geprüft werden. Um dies zu erreichen, braucht es nach Meinung der Autoren des Positionspapiers ein professionelles "Cluster-Management". Dieses Management wäre dann bei der WFG angesiedelt.
Auch mit dem Tourismus setzt sich das IHK-Papier auseinander. So müssten die Chancen, die der neue "Westerwaldsteig" eröffnet, genutzt, die Radwege an Sieg und Wied sollten ausgebaut werden - was auch schon geplant ist - und Mountainbike-Strecken stehen ebenfalls auf dem IHK-Wunschzettel.
3. Wichtig ist der IHK, dass der Westerwald als Marke weiter nach vorne gebracht wird. Dafür ist allerdings ein wirksames Standortmarketing Voraussetzung. Dazu sollte die Potenzialanalyse die Ansätze aufzeigen, besonders für die Zielgruppen Unternehmer, Führungskräfte, Studenten. Außerdem soll die WFG gezielt Investoren aquirieren und bei der Ansiedlung "schnell, flexibel und unbürokratisch" unterstützen. Um das zu gewährleisten, müssten aber auch Genehmigungen schnell beschieden werden, so die IHK. Das erfordere entsprechende personelle Voaraussetzungen und kurze Wege beim Verfahren. Denkbar sei die Etablierung einer kleinen "Task-Force" und von Jour-Fix-Terminen zwischen WFG und Bauamt zur Besprechung von gewerblichen Bauanträgen und die Bereitstellung eines Ansprechpartners für die ansiedlungswilligen Unternehmen.
Zu diesem Standortmarketing gehört nach Meinung der IHK auch, dass die Attraktivität für Führungskräfte erhöht wird, etwa durch die Bereitstellung von Bauflächen "für gehobenes Wohnen", die Reaktivierung der Innenstädte, gute Bildungsmöglichkeiten für die Kinder und eine Erhöhung des Freizeitwertes. Auch hier, so Bellersheim, müsse über die Gemeindegrenzen hinweg gedacht werden.
4. Zur Weiterentwicklung des Kreises brauche es auch ein überzeugendes Flächenmanmagement, heißt es im Positionspapier. Das heißt: Reduzierung des Flächenverbrauchs, Innen- vor Außenentwicklung, denn, so Bellersheim, nicht jeder Ort brauche schließlich ein eigenes Neubaugebiet. Dabei soll die Flächenplanung insgesamt an Leitlinien der übergeordneten Wirtschaftsförderung ausgerichtet und nachhaltig betrieben werden. Gefordert wird in dem Papier auch, dass die Neuausweisung von Gewerbegebieten auf Kreisebene koordiniert wird und dadurch Kirchtumsdenken möglichst bald der Vergangenheit angehört. Kostengünstige und erschlossene Flächen sollten vorgehalten werden für Neuansiedlungen wie für Betriebserweiterungen. Für die Gemeinden, die keine Gewerbeflächen ausweisen können, soll ein finanzieller Ausgleich gewährt werden. All dies, darüber sind sich die Autoren einig, ist aber nur zu erreichen durch eine gute Infrastruktur der Gewerbeflächen und deren Umfeld selbst. Deshalb heißt es auch: "Das Image von Gewerbegebieten beginnt mit den Straße." Zu einer guten Infrastruktur gehört aber auch die Ansiedlung von unternehmensnahen Dienstleistern, ist man sich einig.
5. Unbedingt intensiviert werden müsse die interkommunale Zusammenarbeit, heißt es im Positionspapier, und zwar im Landkreis zwischen Gemeinden und Verbandsgemeinde, mit den Nachbarkreisen in NRW und in Hessen, und im Rahmen eines Regionalmarketings Westerwald. Hier, so Bernhardt, gebe es "einiges Verbesserungspotential."
6. Das alles könne aber nur funktionieren, wenn die Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinweg intensiviert werde, mahnt die IHK.
7. Auch die Zusammenarbeit von WFG, IHK, Kreishandwerkerschaft und HwK ist ein Thema. Hier sehen die Autoren des Positionspapiers ebenfalls Handlungsbedarf: Die Zusammenarbeit müsse professionalisiert und mit klarer Aufgabenteilung agiert werden bei wechselnden Projektführerschaften. Bernhard: "Wir müssen als eine Stimme nach außen vernehmbar sein."
8. Schließlich wird abschließend auch nicht vergessen, dass ein solches Mammutvorhaben eine entsprechende Planung braucht: Dehalb müssten die Maßnahmen zeitlich definiert, die Planungsverfahren schneller abgeschlossen, die Realisierung der Maßnahmen kontrolliert und die Verantwortlichkeiten klar vereinbart werden.
Landrat Michael Lieber bescheinigte dem Positionspapier zum Teil "visionären Charakter". Dabei lobte der Landrat den "ganzheitlichen Ansatz". Was das angestrebte "Cluster-Management" betrifft, so kündigte Lieber für Anfang kommenden Jahres die Einrichtung einer solchen Stelle bei der WFG an. Nochmals erinnerte Lieber an die Dringlichkeit der Verbesserung des Straßennetzes: "Es ist d a s Infrastrukturthema der Region." Dennoch: "Wir sind auf einem guten Weg für die Region." So sei bei vielen Unternehmen Optimismus für die zukünftige Entwicklung zu spüren.
WFG-Geschäftsführer Oliver Schrei sagte, es herrsche mit der IHK in allen angesprochenen Punkten Übereinstimmung. Auch Mitgeschäftsführer Berno Neuhoff freute sich über "die gemeinsame Agenda der Wirtschaft". Was das Thema Bildung betrifft, werde man sich auf "Leuchttürme" fokussieren wie die Brancheninitiative Metall. Es gehe um die Schaffung eines wirkunsvollen Bildungsmonitoring. Neuhoff: "Der Kampf um die Köpfe hat begonnen." Was das Regionalmarketing betrifft, so sei man auch hier auf einem guten Weg.
Stellvertretender IHK-Haupt-Geschäftsführer Dr. Edelbert Dold sagte, das Positionspapier und die Zustimmung hierfür seien beispielhaft. Es sei ein nachahmenswertes Projekt der Zusammenarbeit. Damit könne man nach außen demonstrieren, "dass sich die Kräfte im Landkreis formiert haben zum Wohle der Region." (rs)
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Nach der Vorstellung des Positionspapiers in der IHK-Kreis-geschäftsstelle in Altenkirchen: Beirats-Vorsitzender Dr. Ulrich Bernhardt, Geschäftsstellenleiterin Dr. Sabine Dyas, IHK-Vizepräsident Thomas Bellersheim, Landrat Michael Lieber, stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Edelbert Dold und die WFG-Geschäftsführer Oliver Schrei und Berno Neuhoff. Fotos: Reinhard Schmidt |
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