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Nachricht vom 21.09.2008 |
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Kinderarbeit: Ein Skandal |
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Anlässlich des Weltkindertages hat uns ein Gast-Beitrag von Josef Zolk erreicht. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Flammersfeld ist Mitglied im Bundesvorstand der CDU-Sozialausschüsse (CDA) und war auch deren Landesvorsitzender in Rheinland-Pfalz. Zolk setzt sich in seinem Beitrag mit Nachdruck für den unerbittlichen Kampf gegen die weltweite Kinderarbeit ein.
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Flammersfeld. Weltweit sind Millionen von Kindern erwerbstätig. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) geht von etwa 218 Millionen Kinderarbeitern im Alter von 5 bis 17 Jahren im Jahr 2004 aus. Am häufigsten arbeiten Kinder in der Landwirtschaft, oft in der eigenen Familie oder in Familienbetrieben. Darüber hinaus werden besonders viele Mädchen in Privathaushalten beschäftigt. In der Altersgruppe zwischen 5 und 17 Jahren sind weltweit 126 Millionen Kinder gezwungen, unter gefährlichen Bedingungen zu arbeiten: Sie schuften in Steinbrüchen oder Minen, in Chemiefabriken oder als Lastenträger. Hinzu kommen die Kinder, die als Kindersoldaten, als Prostituierte, als Sklaven oder Zwangsarbeiter missbraucht werden – nach UN-Schätzung werden jährlich mehr als eine Million Kinder zur Prostitution gezwungen. Die meisten von diesen Kindern haben noch nie eine Schule besucht und erhalten dadurch keine Chance, dem Teufelskreis aus Armut, Analphabetismus, Diskriminierung und Ausbeutung zu entfliehen. Dies steht im drastischen Widerspruch zu internationalen Vereinbarungen, wie z.B. die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen von 1989. Doch die internationalen Vereinbarungen werden in vielen Ländern weder angewendet noch durchgesetzt.
Kinder- und Entwicklungshilfeorganisationen unterstützen seit Jahren Initiativen, die sich gegen Kinderarbeit und Ausbeutung von Kindern richten. In Einklang mit den UN - Millennium-Entwicklungszielen, die eine Halbierung der Armut sowie Grundbildung für alle Kinder bis 2015 anstreben, zielen viele Projekte auf die Bekämpfung von generationsübergreifender Armut, auf die Verbesserung der Einkommenssituation der Eltern sowie auf Bildung und Ausbildung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ab.
Kinderarbeit abschaffen und Bildung fördern
1. „Kinderarbeit“ ist ein globales Thema. Das Ziel der Abschaffung von Kinderarbeit kann nur erreicht werden, wenn sowohl die betroffenen Länder als auch die westlichen Industriestaaten dabei zusammen arbeiten.
2. Kinderarbeit hat unterschiedliche Formen und Ursachen. Sie unterstützt den Teufelskreis aus Armut, geringem Bildungsstand und Chancenlosigkeit. Um Kinderarbeit nachhaltig abzuschaffen sind gleichzeitig die Bildungschancen für arme Kinder sowie die Berufsausbildung und die Einkommensmöglichkeiten für die Erwachsenen zu fördern.
Internationale Standards durchsetzen
3. Kinderarbeit missachtet Kinderrechte und damit auch Menschenrechte. Diese Rechte sind in internationalen Vereinbarungen verbrieft und wurden von den meisten Staaten unterzeichnet. Anwendung und Durchsetzung dieser Standards, beispielsweise durch strikte und regelmäßige Kontrollen und Bestrafungen, sind in vielen Ländern mangelhaft. Darüber hinaus fehlt es den Regierungen oft an politischem Willen, gegen ausbeuterische Unternehmen vorzugehen.
Ursachen bekämpfen
4. Armut ist die häufigste Ursache für Kinderarbeit. Die Grundschulbildung für alle Kinder ist zentral wichtig, um Armut zu bekämpfen und Perspektiven zu schaffen. Ebenso sind die Aufklärung und Bildung der Eltern notwendig, um ihnen die negativen Auswirkungen der Kinderarbeit auf die Zukunft ihrer Kinder deutlich machen zu können.
5. Armut ist in vielen Staaten oft über Generationen hinweg verfestigt und geht einher mit Diskriminierung und sozialer, politischer und wirtschaftlicher Benachteilung. Deswegen muss die internationale Politik die Regierungen dieser Länder drängen, sich für Minderheitenrechte (z.B. Dalits und Adivasi in Indien) und gegen Diskriminierung von sozialen Gruppen einzusetzen.
6. In den Ländern, in denen es Kinderarbeit gibt, sind 900 Millionen Erwachsene arbeitslos. Kinderarbeit ist häufig kein Zeichen von Arbeitskräftemangel sondern vielmehr ein Indiz für gezielte und profitmaximierende Ausbeutung. Denn Kinder erhalten – wenn überhaupt – nur ein Bruchteil des Verdienstes von Erwachsenen.
Konsumverhalten verändern
7. Weltweite Aufklärungskampagnen für ethisch korrektes Konsumverhalten sind wichtig. Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit kann noch mehr Menschen für Produkte gewinnen, die ohne Kinderarbeit hergestellt wurden. Dabei helfen in Deutschland verschiedene Zertifikate (Xertifix für Natursteine), Siegel (FairTrade für Lebensmittel, Kaffee, Baumwolle etc.; Rugmark für Teppiche) oder Kodizes (Saubere Kleidung Kampagne) sowie Kampagnen (Earthlinik: „Aktiv gegen Kinderarbeit), die für Produkte ohne Kinderarbeit stehen. Siegel und Zertifikate müssen glaubhaft, sicher und denjenigen, die Konsumentscheidungen treffen, verständlich sein.
Vergaberichtlinien ändern
8. Aktuell wird das Thema „Kinderarbeit“ in Deutschland im Rahmen der Neugestaltung des Vergaberechts thematisiert. Denn viele Materialien, wie Granit oder Natursteine für den Straßenbau oder für Fassaden stammen beispielsweise aus Indien und damit potenziell aus Produktionsstätten, in denen Kinder arbeiten müssen. Deswegen ist es notwendig, in den entsprechenden Vergaberichtlinien soziale Mindeststandards aufzunehmen, die Kinderarbeit oder Arbeit unter menschenunwürdigen Bedingungen verbieten.
Wir dürfen unseren Wohlstand nicht auf Kinderarbeit stützen, weder im privaten noch im öffentlichen Bereich.
(Ein Gastbeitrag von Josef Zolk, Flammersfeld)
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Nachricht vom 21.09.2008 |
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