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Nachricht vom 08.10.2008
Region
Ein Wochenende beim schnellen Brüter
Die Alten Herren des TuS Germania Bitzen zog es an den Niederrhein. Ein Wochenende voller bester Stimmung sollte folgen.
Bitzen/Kalkar. Mit Sport, Kultur, kulinarischen Genüssen „rund um die Uhr“ sowie guter Laune gestaltete die Alte-Herren-Mannschaft des TuS Germania Bitzen ein „strahlungsfreies“ Wochenende im ehemaligen „Brüter“ in Kalkar am Niederrhein. Quartier hatten die beiden Organisatoren Bernd Radermacher und Harald Wirths im Wunderland Kalkar, einem aus dem nie ans Netz gegangenen Atomkraftwerk „Schneller Brüter“ umfunktionierten Hotel-, Tagungs- und Freizeitzentrum, gebucht. Die erste Konfrontierung mit Zahlen und Fakten zum Fast-Kraftwerk rief großes Erstaunen bei den Fußballern hervor. Nach zwölfjähriger Bauphase und Investitionen von vier Milliarden Euro stand dem kontinuierlichen Ablauf des Betriebes eigentlich nichts mehr im Wege. Eine Inbetriebnahme wurde 1991 nach langem Hin und Her jedoch aus politischen Gründen gestoppt. Das gesamte Gelände erstreckt sich über eine Fläche von 80 Fußballfeldern. Der Gebäudekomplex enthält so viel Kabel, um die Erdkugel zweimal zu umfassen und Beton, um eine Autobahnstrecke von München bis Nürnberg zu bauen.

Dort, wo man vor knapp zwei Jahrzehnten Strom produzieren wollte, spielt man heute Tennis, Badminton, Fußball, Volleyball, Basketball, Billard oder Snooker. Insgesamt hatten „Radi“ und „Hacki“ ein abwechslungsreiches und sportliches All-in-Wochenende mit verschiedenen Trainingseinheiten vorbereitet. Nach der Ankunft am Freitagnachmittag mit Kaffee und Kuchen verschaffte man sich zuerst bei einem kleinen Rundgang einen Überblick, um sich dann an einem warm-kalten Bufett zu stärken und anschließend zu „grolschen“. Danach stand bei guten konditionellen Voraussetzungen Partyfeiern mit Tanz bei Live-Musik oder in der Disco auf dem Programm. Einblicke nahm man auch im Western-Saloon, unterhielt sich dort wie zu Sheriffs Zeiten, traf sich in der Weinstube, segelte von der Schiffsbar hinüber zum Irish Pub.

Nach einem reichhaltigen Frühstück stand am Samstagmorgen bei herbstlichem Wetter mit Sonnenschein ein „Durchlüften“ mit einer Wanderung in die Altstadt von Kalkar und wieder zurück an. Über zehn Kilometer nahmen dabei die AH-Fußballer von der Kaufmannshalde unter ihre Sohlen. Mit Stadtführerin Christa und deren Tochter Magdalena konnte man sich dann ein Bild vom einstigen Reichtum der ehemaligen Handelsstadt machen. Mehr als jede andere Stadt am Niederrhein präsentiert das am 20. Oktober 1230 am Vorabend der „Elftausend Jungfrauen“ von Graf Dietrich von Kleve gegründete Kalkar Architektur, Kunst und Städtebau des Mittelalters als Einheit. Die in ihrer Substanz erhaltene Stadtanlage ist heute ein internationales Kulturdenkmal. Blickpunkte waren vor allem alte Treppengiebelhäuser, das altgotische Rathaus (1446), die Gerichtslinde aus dem Jahr 1545 und das Brauhaus. Die Stadtführerin ging dabei auch detailliert auf die Herkunft des Bieres und dessen ehemalige Verwendung als Schlafmittel sowie auf zahlreiche holländische Einflüsse in Kalkar ein, die von den Fußballern natürlich entsprechend kommentiert wurden. Sieben Teilnehmer waren vom kulturellen Angebot so angetan, man wollte sich noch weiter informieren, um dann mit einem Sonderbus die Rückfahrt anzutreten. Doch dieser Bus verkehrte - was man nicht wusste - nur bis Samstagmittag. Nach einer kurzen Beratung erging einstimmig der „Beschluss“, den Rückweg nicht mit einer Wanderung zu verbinden.
Kurzerhand wurde ein Linienbus angehalten und dann fast „gekidnappt“. Die Busfahrerin zeigte sich dem Verhandlungsführer gegenüber zuerst überrascht, dann jedoch einsichtig, „Ich fahre euch am „Wunderland“ vorbei.“ Der Fahrpreis war ausgehandelt, frohgemut saß man im Bus und merkte dann einige Minuten später, dass man sich von Kalkar und der Zielvorgabe Kilometer um Kilometer entfernte. Für alle unerwartet hielt der Bus dann fast auf freier Strecke, die Busfahrerin forderte unmissverständlich zum Aussteigen auf. Der Verhandlungsführer intervenierte sofort, jedoch ohne Erfolg. „Aussteigen“ hieß dann nochmals die strenger gewordene Weisung der Chauffeurin. Nun stand man da, ohne Ortskenntnisse; hatte dann Glück, dass sich in der Nähe eine Tankstelle befand. Ein eilig neu bestimmter Verhandlungsführer nahm mit einem Taxiunternehmen Verbindung auf. Hocherfreut konnte er mitteilen, dass ein Taxi in knapp zwanzig Minuten vorfahren werde. Die Gesichter der Wartenden hellten sich auf, wurden dann noch heiterer, als man einer PKW-Fahrerin beim Einfahren in die Waschstraße zusehen konnte. Als dann mehr als dreißig Minuten vergangen waren und immer noch kein Taxi vorgefahren war, verdunkelten sich die Gesichter der Senioren erneut. Kurzerhand wurde der nächste zum Tanken vorfahrende PKW-Fahrer gefragt, ob er sich ein Taschengeld verdienen und als Taxi einspringen möchte. Der Plan funktionierte. Erstaunen bei den ersten vier Mitfahrenden von der „Kaufmannshalde“, als ihnen der Fahrer bis zum „Wunderland“ eine Entfernung von zwölf Kilometer offerierte. Der junge Fahrer war von der Reisegesellschaft so angetan, dass er auch die restlichen „drei Ausgesetzten“ abholte. Der „Amateur-Taxifahrer“ und auch die „Kalkar-Bummler“ waren letztlich zufrieden.

Die Minen heiterten sich dann noch mehr auf, als eine TuS-Abordnung eine Fahrt auf der Wildwasserbahn beendete. Neben dem HSV-Pilot hatten zwei weitere Mitfahrer eine ordentliche Dusche von den Füßen bis zum Kopf bekommen. Diebisch freute sich dagegen ein Schalker Fan, der vorsorglich auf der Rückbank Platz genommen hatte. Gesprächsstoff war somit beim anschließenden „Kuchen- und Leckerchen-Fassen“ genügend vorhanden. Dieser wurde weiter ergänzt, als die „TuS-Jung-Senioren“ beim abendlichen Oktoberfest in der bayerisch geschmückten Sporthalle einen „Tontechniker“ stellten. Neu aktiviert wurde ein altbekannter „Vize-Chorleiter“, der bei der zünftigen Volksmusik überaus harmonisch und musikalisch abgestimmt sein „Tiritomba“ mit einbrachte. Beendet wurde die „AH-Klausurtagung“ mit einem kurzen sonntäglichen Frühschoppen. An allen drei Tagen waren Stimmung und gute Laune Trumpf bei den „Germanen“.
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Foto: Stadtführerin Christa ging detailliert auf Überlieferungen aus dem Kalkarer Stadtleben im Mittelalter ein.
 
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