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Nachricht vom 04.06.2015 |
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Region |
Wissen und Hamm packen mit Land Ärzteschwund an |
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Am Mittwoch, 3. Juni fand die erste von zwei „Lokalen Zukunftswerkstätten“ in Hamm statt. Konkret soll im Verbund mit Wissen der drohende Ärztemangel angegangen werden. Die Bürgermeister der beiden Verbandsgemeinden stellten das Programm jetzt zusammen mit einem Vertreter der Landesregierung vor. |
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Wissen. Lange ist es noch nicht her, als eine Konferenz des AK-Kreises den drohenden Medizinermangel ins Bewusstsein rufen wollte. Immer schwieriger werde es, so der Tenor im Herbst 2014, Arztstellen, insbesondere Hausarztpraxen, wieder zu besetzen. „Wir haben Viertel vor zwölf", hatte gar ein Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung gesagt, der selbst als Arzt praktiziert. Tatsächlich gehen Prognosen für den Kreis Altenkirchen davon aus, dass in den nächsten zehn Jahren ein massiver Schwund an Ärzten droht.
Natürlich muss dieses Szenario nicht zwingend Wirklichkeit werden – sofern die Verantwortlichen gegensteuern. Und genau deshalb werden zwei sogenannte „Lokale Zukunftswerkstätten“ für das Gebiet der Verbandsgemeinden Hamm und Wissen veranstaltet.
Die beiden Bürgermeister Michael Wagener und Rainer Buttstedt stellten in Wissen zusammen mit dem Staatssekretär David Langner vom Landes-Gesundheitsministerium nun die Idee dahinter vor. Im Mittelpunkt stehen demnach vor allem die hausärztliche Versorgung in der Region. Gemeinsam sollen Vertreter aus dem Gesundheitsbereich und den Kommunalverwaltungen Ideen, Maßnahmen und konkrete Umsetzungsschritte entwickeln. Schon gestern steckten Teilnehmer, darunter zehn Ärzte, ihre Köpfe in Hamm zusammen. Ein zweiter Workshop wird folgen.
Flankiert werden diese „Lokalen Zukunftswerkstätten“ von zwei zentralen Veranstaltungen in Mainz. Hier werden dann Abgesandte aus allen zehn teilnehmenden Gebieten, darunter auch die Verbandsgemeinde Altenkirchen, ihre Erkenntnisse vorstellen und im Idealfall voneinander lernen. Mit den finalen Ergebnissen ist bis Mitte 2016 zu rechnen.
Finanziert und organisiert wird das Programm von Landes-Gesundheitsministerium. 10.000 Euro pro teilnehmenden Gebiet investiert das Ministerium, wie Staatssekretär David Langner erklärte. Mit der Umsetzung sind das Institut für Allgemeinmedizin an der Uni Frankfurt und eine Forschungs- und Beratungsfirma betraut.
Um von der Initiative profitieren zu können, hatten sich die Verbandsgemeinden bewerben müssen. Wieso fiel das Los auf Hamm und Wissen? Vor allem wegen der Altersstruktur der Ärzte und den Handlungsbedarf, der sich daraus ableitet, erklärte Langner. Außerdem spielte auch die Randlage der beiden Verbandsgemeinden innerhalb des Bundeslands eine Rolle. Daneben fiel die Wahl auf Hamm und Wissen, weil die beiden Kommunen sich bereits mit den Herausforderungen des Medizinermangels auseinandergesetzt hätten. Seit 2006 unternehme man denn auch Bemühungen vor Ort, wie Buttstedt unterstrich. Auch Wagener betonte, dass er und sein Bürgermeisterkollege seit längerem mit der hiesigen Ärzteschaft in Kontakt stünden, um das Problem anzugehen.
Der Wissener Bürgermeister und Fraktionssprecher der CDU im Kreistag gab sich außerdem sicher, dass die gemeinsame Bewerbung der beiden Verbandsgemeinden mit ausschlaggebend gewesen sein könnte, weshalb man sich gegen andere Bewerber durchsetzte – Stichwort „Interkommunale Zusammenarbeit“. „Die Suche nach einem Arzt hört ja nicht an der Verbandsgemeindegrenze auf“, brachte es Langner auf den Punkt.
Ein Denken über Grenzen ist für die ärztliche Versorgung allein aus Wettbewerbsgründen überlebensnotwendig. So bezeichnete Wagener den Wechsel des Leiters der Kinderabteilung im Kirchener Krankenhaus nach Siegen als „Schlag ins Kontor“. Der Konkurrenzkampf um Mediziner – er scheint schon längst Realität zu sein.
Zumindest jetzt, so Buttstedt, sei man grundsätzlich aber noch in einer Phase, in der man agieren könne anstatt reagieren zu müssen. Und die „Lokalen Zukunftswerkstätten“ könnten hier nur ein Baustein von vielen sein, um den drohenden Medizinermangel abzuwenden, sagte Langner. Natürlich sind dem Einflussbereich der Kommunen Grenzen gesetzt; nur einige Beispiele sind da: Zulassungsbeschränkungen von Medizinstudiengängen, die Stärkung der Allgemeinmedizin an Unis oder Vergütungsanreize.
Das entlastet die Kommunen natürlich nicht von ihrer Verantwortung. So bemerkte Buttstedt: „Jeder Raum muss für sich selbst Lösungen entwickeln.“ Einfach werde der Erhalt der ortsnahen Versorgung jedenfalls nicht werden. (ddp) |
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Nachricht vom 04.06.2015 |
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