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Nachricht vom 04.05.2007
Kultur
"Diese Zeit hat es nie gegeben"
"Täter-Opfer-Mitläufer?" - manchmal fällt eine Zuordnung schwer. Erfahrungen dazu gibt es im Nachgang zur Nazidiktatur oder auch des SED-Regimes. Intensiv haben sich Jugendliche aus den beiden evangelischen Kirchenkreisen Altenkirchen und Templin-Gransee (Brandenburg) mit diesen Grauzonen beschäftigt und zu einem Film verarbeitet.
Kreis Altenkirchen. "Diese Zeit hat es nie gegeben" ist der Titel des Filmes, der in einer Premierenvorführung am Dienstag, 8. Mai, 19 Uhr, in der evangelischen Kirche in Birnbach präsentiert wird. Für das Videoprojekt, das sich immerhin über drei Jahre erstreckte, und in vielen Teilen bei Treffen in Altenkirchen und in Birnbach erarbeitet wurde, bewiesen die jungen Menschen rund um die Jugendreferentin Ilse Sonnentag vom Evangelsichen Kirchenkreis Altenkirchen und dem Profi-Filmer Wilfried Brüning großes Durchhaltevermögen.
Nach dem Jugendfim, "...kein Wald mit Buchen", der sich mit dem ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald beschäftigte und der mit dem Victor-Klemperer-Preis ausgezeichnet wurde, ließ das thüringische Buchenwald die jungen Filmemacher nicht los. Schließlich nutzte die sowjetische Besatzungsmacht das ehemalige Konzentrationslager wiederum als Lager unter dem Namen "Speziallager Nr. 2". Etwa 30000 Menschen waren im Laufe von fünf Jahren dort interniert, über 7000 Menschen starben an den Folgen der Haft. Viele waren jahrelang ohne Rechtssprechung unschuldig eingesperrt. Die Opfer des Speziallagers Nr. 2 wurden während der DDR-Zeit totgeschwiegen. Erst mit der Grenzöffnung war eine Auseinandersetzung damit möglich.
"Was kann man in einer Dokumentation anders amchen, damit Geschichte von über sieben Jahrzehnten erlebbar und vor allem für Jugendliche nachvollziehbar dargestellt wird?" Dieser Frage und gleichzeitig medienpädagogischen Herausforderungen stellte sich die Projektgruppe (aus dem Kirchenkreis Altenkirchen waren Schulreferent Martin Autschbach, Filmer Jürgen Greis und die Jugendlichen Annika Berster, Hendrik Marenbach und Max Stroh dabei, zudem kamen zehn junge Darsteller aus der Region, die in den Einspielern verschiedene Rollen übernahmen).
Dass den Jugendlichen abseits der üblichen Zeitzeugen-Arbeit und Filmdokumentationen ein eindrucksvoller Film gelungen ist, unterstrich auch die Jury der Landeszentrale für politische Bildung in Thüringen, die einem Vorentwurf des Films im November 2006 bereits einen Sonderpreis mit viel Lob und Anerkennung für die Ost-West-Jugend-Filmcrew zusprach. Sie hätten deutlich gemacht, dass sie selbstständig und zielgerichtet ihre Vorerfahrungen aus dem Buchenwaldprojekt umsetzen konnten, etwa bei Textarbeit, Clipentwicklung, Kameraführung, Beurteilung der Schnittergebnisse oder schauspielerischer Leistungen, aber auch bei der Anleitung jüngerer Jugendlicher.
Mittlerweile wurde der Film bei dem deutschlandweiten Wettbewerb "Video der Generationen" nominiert (Preisverleihung im Juni) und wird dabei im Wettbewerbs-Kontext in verschiedenen Workshops und bei Schulbesuchen eingesetzt.
Zur Filmpremiere in Birnbach am geschichtsträchtigen Datum 8. Mai sind alle Interessierten willkommen. Im Anschluss an die Vorführung ist eine Gesprächsrunde mit den Akteuren aus der Region geplant. (pes)
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