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Nachricht vom 20.10.2015
Kultur
Kleinkunstverein bot "Death Comedy"
Der randvolle Saal im Haus Hellertal in Alsorf wartete Freitagabend, 16. Oktober fieberhaft auf den Tod. Welch eine makabre Formulierung! Der Kleinkunstverein “Die Eule“ Betzdorf hatte den namenlosen Künstler „Der Tod“ eingeladen. Death Comedy stand auf dem Programm.
Foto: VeranstalterAlsdorf. Wer will schon das Blühende Leben, wenn alle auf den Tod warten? Unter diesem Motto langweilte sich das Publikum mit der Vorgruppe des Todes herum. Die Frage nach dem ewigen Leben stellte sich nicht wirklich.

Bereits beim Ankommen war mit einem Leichenwagen vor der Türe für die grundlegend morbide Atmosphäre gesorgt. Grablichter und weiße Lilien schmückten den Bühnenrand und Tische mit Grablichtern waren im Saal verteilt. Die Bühne selbst wurde zu einer Aufbahrungsstätte: Ein Sarg fing den Blick ein. Daneben standen Kerzenleuchter. Dunkle Farben beherrschten die Bühne.

Mit Auftritt des Todes war schnell klar: Das totenstille Alsdorf, in dem der Hund begraben sei, so Der Tod, verwandelte sich in einen Ort euphorischen Lachens. Der schwarze Humor begeisterte genauso, wie die Wortspiele. Worte bekamen aus dem Mund des Todes ganz neue Bedeutungen. Dies galt auch für die Lotterie auf dem Friedhof. Dort gebe es anscheinend Hinweisschilder auf „Grabstein-Lose“. Oder bezogen auf das Klima im Saal: Wenn es den Zuschauern zu heiß wäre, mögen sie doch daran denken, wer sie kalt mache. Oder das Mode-Lable des Todes: Der letzte Schrei.

Der Tod erzählte viel über seine Imagekampagne. Schließlich habe er das Gefühl, einen schlechten Ruf zu haben. So bot er eine Desensibilisierung an – Angstreduktion vor dem eigenen Dahinscheiden. Radieschen, wie er sie in seiner Hand halte, sähen doch gar nicht so bedrohlich von unten aus. Und nun hätte der den Menschen doch ein „Paradieschen“ gezeigt. Das mache Hoffnung.

Mit vielen Geschichten aus seinem Leben als Tod, den Tagebucheinträgen und kleinen Berichten über Begegnungen war "Der Tod" unterhaltsam, wie selten ein Bühnengast. Eine kleine Bildershow mit Fotos aufgehängter Straßenbeschilderung (Altenheim und darunter Friedhof in die gleiche Richtung) wies alle Anwesenden auf augenscheinlich herrschende Gedankenlosigkeit von Straßenmeistereien hin. Besonders skurril war die Art der Fanpost. Die schriftliche Bitte einer Schülerin um Besuch des Mathematiklehrers löste auf Seiten des Todes den Wunsch aus, auch den Namen des Deutschlehrers kennenzulernen – der vielen Rechtschreibfehler halber.

Exitussi, die Praktikantin des Todes in greller Robe, hatte sprachfreie Anteile in der Unterstützung des schwarzen Meisters. Und Mauzi, die Katze des Todes, hätte alle diejenigen aus dem Publikum verspeisen dürfen, die nicht mitlachten. Aber die Katze musste hungrig bleiben. Die Stimmung im Saal war wunderbar.

Am Ende eines langen Showabends ging es auch für den Tod um einen schönen Abgang. Der wurde durch den Wunsch nach Zugaben deutlich herausgezögert. Und am Ende wurde klar: Jeder wollte dem Tod so nahe sein, dass ein Selfie Sinn machte. Das große Plus des Abends war die Fähigkeit des Todes zur Balance mit Feingefühl, mit der er mit dem unzweifelbar Makabren des Lebensendes umgegangen ist. Ein herrlicher Abend, ein toller Künstler und fantastischer Humor. Hoffentlich gibt es mehr davon.

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