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Nachricht vom 05.11.2015
Region
Alternative-Energien-Stammtisch Westerwald
Gut 20 Teilnehmer waren der Einladung des Alternative-Energien-Stammtischs Westerwald nach Giesenhausen gefolgt, um das Schwerpunktthema Windenergie zu diskutieren. Sie hatten auch die Bürgerinitiativen, die die Windenergie überaus kritisch sehen, eingeladen, von denen aber niemand erschienen war.
Logo: VeranstalterGiesenhausen. NABU-Mitglied Rolf Gros veranschaulichte mit einer Grafik das entscheidende Problem der zukünftigen Energieversorgung, das in dem rasanten Anstieg der Weltbevölkerung in den letzten 200 Jahren und dem damit verbundenen steigenden Energieverbrauch zu sehen ist, der auf eine schnelle Erschöpfung der Reserven hinausläuft. Durch den Fund von Lagerstätten in der Tiefsee und die Förderung mit neuen Technologien wie Fracking sowie die Aufbereitung von Ölsand, insbesondere in Kanada, sind aus heutiger Sicht die Ölvorräte für 60 - 80 Jahre als gesichert anzusehen. Ob dies zutrifft oder der Verbrauch bei immer weiter steigender Weltbevölkerung weiter deutlich zunimmt bleibt indes ungewiss. Flüchtlingskrisen aus wirtschaftlichen Gründen, wegen Kriegen oder auf Grund der Klimaveränderung werden die Problematik der Energieversorgung jedenfalls verschärfen. Wir diskutieren hier – so Rolf Gros – über nicht einmal 100 Jahre und denken in allen Religionen doch über 500, 2000 oder noch mehr Jahre. Wie werden unsere Nachkommen, die Enkel eines jeden von uns sind direkt betroffen, dann leben?

Diesen Fragen müssen wir uns heute stellen. Die einzig mögliche Antwort lautet: Wir müssen die Weichen für eine Zukunft ohne fossile Energieträger stellen. Die Windenergie ist aufgrund des geringsten Flächenverbrauchs im Verhältnis zur erzeugten Energie im Moment die beste Alternative. Die Sonne liefert uns ein Vielfaches der benötigten Energie und das völlig kostenlos und an fast jedem Punkt der Erde – Wind ist ein Produkt der Sonne.

Rolf Gros wies auch darauf hin, dass es vor 20 Jahren nur einen Schwarzstorch in der Region gegeben habe. Inzwischen sind es erfreulicherweise viele Schwarzstorchpaare – Paare, die offenbar durch Windenergieanlagen nicht vertrieben oder gestört werden, wie auch zwei aktuelle Untersuchungen im Auftrag der Kreisverwaltung Westerwald zeigen. Friedrich Hagemann (BUND) machte in dem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass es bei einem unverminderten Ausstoß an Treibhausgasen zu Rückkopplungen wie einem Auftauen der Tundra kommen wird und damit Methan (CH4) – ein 25 Mal wirksameres Treibhausgas als CO2 – freigesetzt werde, welches wiederum die Erwärmung der Erdatmosphäre rasant beschleunigen wird. Es kann dadurch zu einer unbeherrschbaren Entwicklung kommen.

Marvin Schnell, Student der Wirtschaftsingenieurwesen Fachrichtung Maschinenbau, hatte für den Abend einige Fakten – pro und contra – zur Windenergie zusammengestellt und anhand von Schaubildern zur Diskussion ermuntert. Er erläuterte die Begriffe Primärenergie im Verhältnis zu Nutzenergie und machte deutlich, dass der Stromsektor den größten Anteil an der gesamten Treibhausgasemission in Deutschland ausmacht. Es wurde auch gezeigt, dass bei der Verstromung von Kohle deutlich mehr als die Hälfte der Primärenergie in Form von unnutzbarer bzw. schwer nutzbarer Abwärme vernichtet wird, die zum Beispiel das Ökosystem unserer Gewässer durch Aufheizung und Sauerstoffverarmung gefährdet. Unter Hinzurechnung der Transportverluste kommt beim Verbraucher letztlich nur circa ein Drittel als Endenergie an. Diese negative Bilanz ist – so Schnell – nach den physikalischen Gesetzmäßigkeiten wie beispielsweise dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik nicht mehr wesentlich steigerbar.

Der Forscher Peter Pflaum (Gesellschafter der „Alternative Energie Kroppacher Schweiz“) wies auf die Aktivitäten der VG Hachenburg hin, die sich mit Unterstützung der Transferstelle Bingen um eine 100%ige Versorgung mit alternativer Energie bis zum Jahre 2050 einsetzen will. Neben Verkehr und Strom sind die Heizungen im privaten und gewerblichen Bereich die größten Energieverbraucher. Deshalb muss dies auch verstärkt dem Bürger bewusst gemacht und es muss der sich daraus ergebende Vorteil und Nutzen ersichtlich und greifbar werden. Diesen Themen – Heizung und Verkehr – werden die Teilnehmer bei ihrem nächsten Treffen detailliert nachgehen. Ein junger Teilnehmer sprach sich dafür aus, nicht gegen die Vorurteile und Vorbehalte der Bürgerinitiativen anzukämpfen, sondern die auf der Hand liegenden und obendrein alternativlosen Vorteile der Energiewende den Bürgern bewusst zu machen.

Die nächste Zusammenkunft ist für den 8. oder 15. Januar 2016 geplant.
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