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Nachricht vom 26.12.2008 |
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Region |
Zolk: Chanchengerechtigkeit für alle |
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Bildung, das ist nicht neu, ist der Weg zum gesellschaftlichen Aufstieg. Nur: Wie dieser Weg zu gehen ist, daran scheiden sich allzu oft die Geister. Das kann für notwendige Reformen lähmend wirken. Josef Zolk, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Flammersfeld und Mitglied im Bundesfachausschuss "Arbeit und Soziales" der CDU , plädiert in seinem Beitrag zum Jahreswechsel für mehr Chancengerechtigkeit in der Gesellschaft. Mit sechs Thesen zur Bildung möchte er helfen, den Weg zu bereiten für eine nachhaltige Wirtschafts- und Sozialpolitik. |
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Region. Bildung ist der Weg zum gesellschaftlichen Aufstieg. Sie vermittelt Orientierung und bestimmt Lebenswege. Deswegen muss jeder Mensch ungeachtet seiner Herkunft nach seiner Begabung gefördert und gefordert werden. Dies ist gemeinsame Aufgabe der Familien und der Gesellschaft. Die meisten Familien werden ihrem Erziehungsauftrag gerecht und können eigenverantwortlich ihren Kindern die gewünschten Bildungschancen eröffnen. Es ist aber auch festzustellen, dass eine zunehmende Zahl von Familien nicht mehr in der Lage ist, ihren Erziehungs- und Bildungsauftrag zu erfüllen. Angesichts der immer differenzierteren Familienkonstellationen ist es zentrale Aufgabe von Politik und Gesellschaft, mehr Chancengerechtigkeit in der Bildung anzustreben und damit möglichst allen Kindern und Jugendlichen die Teilhabe am gesellschaftlichen Fortschritt zu ermöglichen. Sie müssen hautnah erfahren können, dass Bildung, Leistung und Fleiß weiterhin Garanten des gesellschaftlichen Aufstiegs sind. Nur dann haben sie eine Zukunftschance; und nur dann wird die Gesellschaft nicht mit Transferleistungen unterstützend Kosten übernehmen müssen. Neben der individuellen Sicht spricht also auch die gesamtgesellschaftliche Verantwortung die gleiche Sprache. Hoffentlich!
Unsere Gesellschaft verspielt angesichts der demographischen Entwicklung ihre Zukunftsfähigkeit, wenn sie sich nicht in besonderer Weise allen Kindern und Jugendlichen beziehungsweise deren Familien zuwendet. Unsere Gesellschaft verliert nicht nur Wohlstand; sie verliert ihren Anspruch einer offenen und solidarischen Gesellschaft, wenn sie diesem Auftrag nicht gerecht wird. Obendrein ist Bildung für alle die nachhaltigste Wirtschafts- und Sozialpolitik.
Deswegen gilt:
1. Die frühkindliche Bildung ist für die Entwicklung eines Kindes von
entscheidender Bedeutung. Sowohl im Elternhaus als auch in den Kindertagesstätten werden die Weichen für die zukünftige persönliche Entwicklung und damit für die schulische und berufliche Laufbahn gestellt. Der regelmäßige Besuch einer Kindertagestätte/eines Kindergarten oder einer Tagespflege sind deswegen zu unterstützen. Für unter Dreijährige muss es ein bedarfsgerechtes Angebot geben. Gezielte Sprachförderung für Kinder aus Familien mit Zuwanderungsgeschichte oder sozial schwächeren Familien ist unabdingbar. Nur wenn es gelingt, diesen Kindern in den ersten Jahren die notwendige Sprachkompetenz zu vermitteln, haben sie die
Chance, ihre Schullaufbahn erfolgreich zu absolvieren. Gesunde Ernährung mit mindestens zwei Mahlzeiten muss in den Kindertagesstätten obligatorisch sein.
2. Schulen müssen ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag angesichts zunehmender Orientierungs- und Perspektivlosigkeit umfassend wahrnehmen. Sie müssen sicherlich zuerst Wissen und Fertigkeiten vermitteln. Dazu gehört auch die Entdeckung und Förderung der musikalischen, künstlerischen und sportlichen Talente der Kinder. Ebenso wichtig wie Wissen und Fertigkeiten ist aber die Vermittlung von Werten und Tugenden. Schulen können ihrem ganzheitlichen Auftrag aber nur gerecht werden, wenn die notwendigen personellen und räumlichen Voraussetzungen gegeben sind. Je besser die Schüler-Lehrer-Relation, desto nachhaltiger kann Kindern geholfen werden. Schulen müssen Sozialarbeiter und Psychologen in verstärktem Maße in ihre Arbeit einbeziehen können.
3. Ganztagsschulen, insbesondere im Primarbereich, gehört die Zukunft. Ganztagsschulen sind weder Heilsbringer noch Teufelswerk, sondern schlicht die bildungspolitische Antwort auf gesellschaftliche Veränderungen. Ein weiterer Ausbau der Ganztagsangebote an den Primar- und weiterführenden Schulen ist alternativlos. In Ganztagsschulen ist – ebenso wie in den Kindertagesstätten – die Verpflegung der Schülerinnen und Schüler zumindest morgens und mittags sicherzustellen.
4. Es ist zentrales bildungspolitisches Ziel, dass jeder Schüler einen
qualifizierten Schulabschluss erwirbt, gleichgültig welchen Namen die Schulen tragen, entscheidend ist ein anerkannter Bildungsabschluss. Dieser ist und bleibt die Voraussetzung für einen qualifizierten Ausbildungsplatz mit der Perspektive eines Arbeitsverhältnisses. In besonderer Weise muss darauf geachtet werden, dass ein solcher Schulabschluss auch für diejenigen Schüler zu erreichen ist, die vornehmlich praktische Talente haben.
5. Viele Familien aus benachteiligten Schichten brauchen zeitweise, oftmals sogar dauerhaft die Unterstützung der Gesellschaft, um ihrem Erziehungsauftrag gerecht zu werden. Die professionellen Dienste in Form von Familienzentren, Familienberatungsstellen oder der aufsuchenden Sozialarbeit müssen weiter gestärkt werden. Alle Maßnahmen müssen zum Ziel haben, die Eigenverantwortung der Eltern zu stärken.
6. Staatliche und kommunale Angebote an Kindergärten und Schulen, ergänzt durch Tagespflege sowie die Freizeitmöglichkeiten müssen Qualitätsansprüchen genügen. Kirchliche, freie und kommunale Träger sowie Vereine und Verbände müssen hier kooperieren. Schulträger und Schulen müssen noch mehr ihre Räume für Jugendarbeit abends, am Wochenende und in den Ferien bereit halten. Die vorhandene Infrastruktur zu nutzen, ist sinnvoll. (Josef Zolk) |
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Nachricht vom 26.12.2008 |
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