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Nachricht vom 17.01.2016 |
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Region |
Landessynode der Ev. Kirche fasste weitgehende Beschlüsse |
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Vielfältig, breit gefächert und vollgepackt: sechs randvolle Arbeitstage gab es für die 213 stimmberechtigten Mitglieder der Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR), darunter die fünf Abgeordneten des Evangelischen Kirchenkreises Altenkirchen. Für beeindruckende Momente sorgte die Entscheidung der Synode, die Trauung für gleichgeschlechtliche Paare möglich zu machen. |
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Kreis Altenkirchen/Bad Neuenahr. Breit informiert und mit jeder Menge Inspiration kehrten nun Superintendentin Andrea Aufderheide, Pfarrerin Silvia Schaake und Pfarrer Marcus Tesch, sowie die beiden nichttheologischen Mitglieder Petra Stroh und Frank Schumann in den Kirchenkreis zurück.
„Reformation und die Eine Welt“ lautet das Themenjahr 2016 der Reformationsdekade, das bei der Landessynode unter dem Motto „Weite wirkt“ eröffnet wurde. Beim Thema „Reform der Kirche“ stand das Ergebnis der ersten Ökumenischen Visite vom vergangenen Jahr im Vordergrund der Beratungen. Hier gab es für die EKiR von Vertretern nationaler und internationaler Partnerkirchen gleichermaßen Lob und Kritik. Die 17 Visitatoren hatten die rheinische Kirche besucht, ihre Erfahrungen in einen Bericht gefasst und dabei die EKiR ermutigt, weniger Zahlen und Strukturen als vielmehr die Aufgaben wie Wertevermittlung und Diakonie in den Mittelpunkt ihrer Arbeit zu stellen.
„Neben den vielen anderen inhaltlichen wichtigen Themen hat mich persönlich dieses Thema ‚Weite wirkt’ besonders berührt“, schildert Superintendentin Andrea Aufderheide, die sich neben der Leitung des Kirchenkreises Altenkirchen auch (nebenamtlich) in der Kirchenleitung engagiert. Der Bericht der ökumenischen Partner war für die Pfarrerin sehr anregend, ermutigend und zukunftsweisend: “Wir sind eine Kirche mit einer großen spirituellen Kraft, die ihr vielfältiges Engagement gut plant, aber durchaus „mehr vertrauen darf“, unterstreicht Aufderheide.
Das Thema „Weite wirkt“ wurde auch für Pfarrerin Silvia Schaake aus Flammersfeld bei der Landessynode durch die thematischen Vorträge und die persönliche Begegnung mit den Gästen aus der Ökumene mit Leben gefüllt. Der rumänische Theologe Stefan Cosoroba sagte dabei: „Die Größe einer Kirche misst sich an ihren Aufgaben“ und drückte dabei für Schaake aus, dass auch unsere Kirche nicht auf die Mitgliederzahlen, sondern auf die Aufgaben schauen sollte, die ihr durch die gesellschaftliche Situation gestellt ist. Wie das kleine, mittellose Kirchen schon jetzt tun, schilderte Bischof Sandor Zan-Fabian von der Reformierten Kirchen Transkarpatien in der Ukraine. Mit einem Hilfe- und Bildungsprojekt versucht seine Kirche Roma-Familien aus der Not zu helfen und ihnen „Bleibeperspektiven“ zu eröffnen. „Von den Impulsen der ökumenischen Gäste, aus dem Reichtum des Glaubens zu leben, ging für mich eine hoffnungsvolle Kraft aus“, war für die Pfarrerin, die sich in der Diakonie- und Flüchtlingsarbeit ihrer Gemeinde stark engagiert, eine wichtige Synodenerfahrung.
Landessynodale Petra Stroh war beeindruckt von der „Kraft“ der Landessynode. Trotz vielfältiger Organisationsarbeiten - bei der einwöchigen Synode müssen alle neuen Kirchengesetze, Finanzfragen und Planungen bewältigt werden – ist auch die EKiR immer am „Puls der Zeit“ und muss Antworten auf aktuelle gesellschaftliche Fragen liefern, nimmt sich die Synode als das Leitungsorgan ihrer Kirche auch stets die Zeit für die Themen, die gerade nicht in den Schlagzeilen, aber für „gelingende Zukunft“ entscheidend sind. Für Stroh war dies unter anderem die Beschäftigung mit der „Großen Transformation“. „Ein sperriger Titel“, gibt die Synodale zu. Dabei gehe es unter anderem um Fragen einer klimagerechten Umgestaltung der Gesellschaft: Wie kann das Gerechtigkeitsprinzip auf Menschen kommender Generationen und in anderen Teilen der Welt ausgedehnt werden, ohne dass es zu einer humanitären Katastrophe kommt?
„Wir sind als Christen mehr denn je dazu aufgerufen, uns aktiv an der Lösung dieser drängenden Fragen der Gegenwart zu beteiligen. Und angesichts etwa der Flüchtlingskatastrophen dieser Welt und der menschengemachten Klimaveränderung müssen wir mehr denn je der Kraft unseres christlichen Glaubens vertrauen und uns aktiv einzumischen“, betont Stroh, die auch Vorsitzende des Fachausschusses „Umwelt, Mitwelt und Bewahrung der Schöpfung“ im Kirchenkreis Altenkirchen ist.
Fragen der Zukunft von Kirche vor Ort musste die Landessynode auch „zahlenmäßig“ in den Blick nehmen und entscheiden: Im Sparprozess der Haushaltskonsolidierung ist die Synode durch neue Konzepte der Konzentration und Bündelung für landeskirchliche Schulen, Jugendarbeit und Gemeindeunterstützung vorangekommen. Darüber hinaus gibt es künftig statt der bisherigen sechs nur noch fünf Abteilungen im Landeskirchenamt in Düsseldorf. Die Ausgaben auf landeskirchlicher Ebene sollen dauerhaft um insgesamt rund 20 Millionen Euro gesenkt werden.
Für Schlagzeilen sorgte eine Entscheidung (von vielen weiteren Synodenbeschlüssen, die unter www.ekir.de nachzulesen sind und in den kommenden Wochen durch die fünf Abgeordneten in Kirchenkreis, Gemeinden, Ausschüssen und Einrichtungen eingebracht werden) für die Gleichstellung homosexueller Paare mit Eheleuten. Die neuen Bestimmungen der Kirchenordnung und des Lebensordnungsgesetzes sehen nach einem mit großer Mehrheit gefassten Synodenbeschluss nun die die Möglichkeit einer Trauung für schwule und lesbische Lebenspartner vor, die wie bei einer Ehe in die Kirchenbücher eingetragen wird.
„Mich hat die Ernsthaftigkeit und das Niveau der Diskussion zu diesen Thema sehr beeindruckt“, schildert Pfarrer Marcus Tesch aus Wissen. Für den stellvertretenden Superintendent des Kirchenkreises war die Auseinandersetzung mit dem Thema ein ‚Highlight’ seiner bisherigen Erfahrungen in der Landessynode. „Ich bin sehr froh, dass sich die Synode in dieser Frage positiv entschieden hat!“
Den Birnbacher Presbyter und Landessynodalen Frank Schumann hat es sehr gefreut, dass der von vielen erwartete Konflikt in der „Traufrage“ die Synode nicht negativ dominiert hat.
Ganz im Gegenteil: Neben den gehaltvollen Andachten und bewegenden Vorträgen hat auch ihn diese Debatte besonders beeindruckt. „Inhaltlich auf hohem Niveau und mit einem von großer menschlicher Kompetenz getragenen Gesprächsstil wurde um einen Kompromiss gerungen, der seelsorgerliche Anliegen und die Entscheidungshoheit der Gemeinden gleichermaßen berücksichtigt!“ Für Schumann, Prädikant seiner Kirchengemeinde, war die Debatte eine „Sternstunde“ der rheinischen Synode.
Mit großer Spannung erwarten die fünf Abgeordneten aus dem Kirchenkreis Altenkirchen die Landessynode 2017 im „Jubiläumsjahr der Reformation“. Anfang Januar 2017 wird sich die Synode erneut zu einer Tagung in Bad Neuenahr zusammenfinden. Dann in neuer Zusammensetzung, denn im Nachgang zur Wahl der neuen Presbyterien (Sonntag, 14. Februar) werden landeskirchenweit auch die weiteren Leitungsgremien neu gewählt. (pes) |
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Nachricht vom 17.01.2016 |
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