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Nachricht vom 11.02.2016 |
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Region |
1500 Steine für 1500 Zwangsarbeiter: Mahnmal in Wissen |
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Anlässlich der 5. Nacht-Schicht (Industriekultur) am 23. Mai 2015 im Kulturwerk Wissen wurde 70 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges den zahlreichen Zwangsarbeitern gedacht, die vornehmlich im ehemaligen Wissener Walzwerk eingesetzt waren. Jetzt wurden die 1500 Gedenksteine und die freigelegte Ruine des Zwangsarbeiterlagers für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Eine Feierstunde stand am Ende des Projektes. |
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Wissen. Das eindrucksvolle Mahnmal auf der „Bornscheidt“ im Wissener Stadtteil Frankenthal erinnert an dunkle Zeiten des früheren Montanstandortes: nebeneinander liegende "Löcher" in einem Mauerwerk, Fundamente einer Abort-Anlage, eine Treppe, die 1500 Steine in einer Gitterbox und ein Schild mit Erläuterungen.
Im Rahmen einer kleinen, würdigen Feier wurden kürzlich die freigelegten Mauerreste der Latrine des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers sowie die Steine zum Gedenken an die Schicksale der Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter im ehemaligen Walzwerk der Öffentlichkeit übergeben.
Mit dabei war der Arbeitskreis Kultur („Wissener eigenART“), Schüler/innen des Leistungskurses Geschichte der Jahrgangsstufe 13 des Wissener Kopernikus-Gymnasiums mit ihren Lehrern Ingmar Bodin und Elisabeth Wieschollek, Heimatforscher Bruno Wagner (Schönstein) und der Bürgermeister der Stadt und der Verbandsgemeinde Michael Wagener.
Die Steine in der Gabione wurden anlässlich der 5. Nachtschicht (Untertitel „Dunkle Zeiten“) zur Erinnerung an die ehemaligen Zwangsarbeiter im Wissener Walzwerk gesammelt und unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in die Gabione gelegt. Intensiv hatte die Wissener eigenART unter Einbindung weiterer sachkundiger Akteure dem Kriegsende und der Bombardierung Wissens gedacht. Die Schüler/innen aus dem Leistungskurs Geschichte hatten sich im Unterricht mit dem Thema befasst, Zeitzeugen befragt und in praktischer Arbeit die Mauerreste freigelegt – unter anderem beim 4. Wissener Freiwilligentag.
Tatkräftig unterstützt wurden sie dabei von Heimatforscher Bruno Wagner, der die Geschichte der Zwangsarbeit zusammen mit dem Franzosen Oktave Fort seit 1985 aufgearbeitet hat. Ein mutiger Schritt der Ehrenamtlichen, verbunden mit viel Fingerspitzengefühl, sich diesem dunklen Kapitel des Wissener Walzwerks zu widmen. Grund genug, dass Bürgermeister Michael Wagener persönlich den Schülern, den Lehrern, dem Arbeitskreis Kultur und Heimatforscher Bruno Wagner dankte. „Heute werden öffentlich wieder Personen angefochten. Dem gilt es sich entgegenzustellen“, meinte der Bürgermeister mit Blick auf die aktuellen Debatten über Bürgerkriegsflüchtlinge. „Ich danke der Wissener eigenART, dass sie sich an dieses Thema herangewagt hat, dass die Schülerschaft sich für die Vergangenheit interessiert und als neue Generation die Erinnerung wach hält. Auch danke ich Bruno Wagner zusammen mit seinen französischen Freunden, die sich schon früh dieses Kapitels der Wissener Geschichte angenommen haben“. Der Dank galt auch der CDU (Stadtverband Wissen) für die freiwillige Mithilfe bei den Bauarbeiten am Mahnmal.
Bruno Wagner erinnerte an die Greueltaten des nationalsozialistischen Systems auch in Wissen, unter anderem die Folterung und Erhängung von ehemaligen Zwangsarbeitern und die Deportation aus dem Lager Wissen in Konzentrationslager. Seine nachdenkliche Rede erinnerte aber auch an die Freundschaft und Verzeihung von ehemaligen Zwangsarbeitern, welche sagten: „Die Schönsteiner sind warmherzige Menschen.“ Und weiter: „Die 1500 Steine stehen symbolisch für das Leid eines jeden Zwangsarbeiters und Kriegsgefangenen. Unsere Aufgabe ist es, diese Erinnerung hier auf dem ehemaligen Lagergelände auf der Bornscheidt wach zu halten.“ Anschließend zitierte er kurz aus dem Buch von Oktave Fort.
Fachlehrerin Elisabeth Wieschollek dankte auch im Namen ihres Kollegen den anwesenden Schülern, die sich mitten im Abitur befanden, für ihre Arbeit und auch dem Bürgermeister sowie Bruno Wagner für die Unterstützung, die sie erfahren durften. „Das eine ist es, Wissen theoretisch zu lernen – etwas anderes ist es, es praktisch zu erfahren und im Rahmen eines regionalgeschichtlichen Projekts wie der Nacht-Schicht präsentieren zu können.“
Berno Neuhoff, Leiter des Arbeitskreises Kultur und Vorsitzender des Fördervereins "kulturWERKwissen" sagte: „Im Rahmen der Nachtschicht 2017 möchten wir die Geschichte weiter aufarbeiten, und die Arbeit sowie den Niedergang des Walzwerkes mittels Zeitzeugen und ehemaligen Beschäftigten erklären, bevor niemand mehr das erklären kann.“ Dazu wolle man in Kooperation mit der Universität Siegen im ehemaligen Laborgebäude, heute Firma Brucherseifer, „Geschichte erlebbar machen“ und das Kulturwerk sowie „Reste aus Bergbau und Walzwerk“ in einem Gesamtkonzept präsentieren.
Im Anschluss an die kleine Feier ging es zum Dank für das ehrenamtlich Geleistete ins Foyer des Kulturwerks. Hier wurde die bisherige Arbeit mit einem gemeinsamen Mittagessen symbolisch abgeschlossen.
Das Mahnmal kann im Wissener Stadtteil Frankenthal im Bereich „Bornscheidt“ besichtigt werden (Zufahrt via Walzwerkstraße, Stichweg zu den Tennisplätzen). Es liegt direkt am Natursteig Sieg sowie dem Botanischen Weg und ergänzt das bereits bestehende Denkmal (weiter oberhalb gelegen) mit den dortigen Informationen zum ehemaligen.. Zwangsarbeiterlager. |
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Nachricht vom 11.02.2016 |
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