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Nachricht vom 22.02.2016 |
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Kultur |
Genreübergreifendes Klangspektakel des PjO Projekt Orchesters |
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Zum achten Mal bot das PjO Projekt Orchester seinen Zuschauern ein umfangreiches Konzert, welches am Sonntag, den 21. Februar, im Zeichen der “THE GENESIS SUITE“ stand, einer Komposition von Tolga Kashif, bei der er Titel der Band “Genesis“ klassisch einbettete und orchestral neu erfand. Wie immer aber ging es vorrangig um den guten Zweck. Die eingenommenen Gelder werden dem Kleine-Herzen-Westerwald e.V. zur Verfügung gestellt. |
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Wissen. „Sie erwartet ein farbenfrohes und facettenreiches Klangerlebnis!“, versprach die hiesige Ministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler, die am vergangenen Sonntag wiederholt die Rolle der Moderatorin bekleidete, als das Wissener Kulturwerk zu einem orchestralen Konzert der besonderen Art einlud. 69 Musiker und Musikerinnen, die gänzlich ohne Gage auftraten, boten mit einer anspruchsvollen Mischung aus Rock, Pop und Klassik ein überaus interessantes Gesamtwerk, welches sich an Tolga Kashifs “THE GENESIS SUITE“, zu deutsch etwa „im Gewand von Genesis“, orientierte. Wie der Name bereits vermuten lässt, wurden hierbei sämtliche Klassiker der 1967 gegründeten britischen Rockband um Peter Gabriel und Phil Collins, orchestral angedeutet und reinterpretiert. Freilich war „kein Medley von Genesis“ zu erwarten, wenngleich die Darbietung so verzückte, dass überhaupt nicht angenommen werden konnte, es handele sich bei den Musikern teilweise um Amateure. Genau hierin liegt der Reiz des Projektes, das auch in diesem Jahr von seinem musikalischen Leiter Marco Lichtenthäler prächtig in Szene gesetzt wurde. Die insgesamt 69 Instrumentalisten ergeben sich zum Teil nämlich aus Laien, die mit ambitionierteren, zum Teil gar äußerst professionellen und erfolgreichen Musikern, ein Konzert auf die Beine stellten, dass nahezu jeden im fast ausverkauften Kulturwerk begeisterte. Lediglich einmal habe man vor der Aufführung geprobt. Hierzu stellte die Gemeinde Daaden tags zuvor ihren Bürgersaal zur Verfügung.
Dass keiner der Bühnenhelden auch nur einen Euro Gage verlangte, gründet auf der karitativen Grundidee des Projekts. So bat man vor dem Konzert Günther Nies, Repräsentant des begünstigten Kleine-Herzen-Westerwald e.V., auf die Bühne. Dieser bedankte sich für die tolle Unterstützung, die dem Verein zugute kommt. Kleine-Herzen-Westerwald e.V. fördert Projekte für Kinder, die mit Herzfehlern zur Welt kommen. Außerdem werden etwaige Einrichtungen unterstützt und so die medizinische Versorgung permanent den höchsten Standards angepasst, um auch diesbezüglich für optimale Genesungschancen unter den Betroffenen zu sorgen. So wurde jeder einzeln eingenommene Euro an diesem Abend gespendet. Nies versicherte sichtlich gerührt, dass „jeder Euro dort ankommt, wo er gebraucht wird.“ Ferner machte er darauf aufmerksam, dass der Verein auch Ansprechpartner für Betroffene ist. Man solle sich nicht ziemen auf die Stiftung zuzugehen. Diese unterstützt allen voran auch sozial schwächere Familien sowie Familien mit Migrationshintergrund, da deren medizinische Versorgung in Deutschland zumeist an bürokratische Hürden gekoppelt ist, die es aufgrund der Dringlichkeit einiger Fälle zu überwinden gilt. Darüber hinaus dankte man ebenfalls den beiden Hauptgönnern, namentlich der Mann Naturenergie GmbH aus Langenbach als auch der Sparkasse Westerwald / Sieg, die bereits seit Jahren das Projekt unterstützt.
Nun aber zum Konzert. Als Reporter ist es im wesentlichen meine Aufgabe Bericht zu erstatten. Sie werden mir jedoch den ein oder anderen, zum Teil etwa emotionalen, Kommentar verzeihen. Zu überragend war das Konzert nämlich, welches in insgesamt fünf Sätze unterteilt, inszeniert wurde. Der erste Satz stand im Zeichen der beiden Lieder “Land Of Confusion“ und “Tonight, Tonight, Tonight“, welche zu den wenigen politisch motivierten Songs von “Genesis“ gehören. So geht es im erstgenannten Stück etwa auch um die Unterdrückung einzelner Bevölkerungsgruppen unter der elitären Regierungsägide Ronald Reagans in den Vereinigten Staaten der 1980er Jahre. Percussions sorgten bei der musikalischen Reinterpretation für einen langsamen Aufbau, dessen Kraft sich im Laufe des ersten Satzes bis hin zu einer regelrecht spürbaren Befreiung, versinnbildlicht durch einen zarten Ausklang der Blas- und Streichinstrumente, im ganzen Saal breit machte. In den gefühlvollen Stimmen des Chors, die immer wieder zwischen Englisch und Afrikaans wechselten, wurde die Resignation der diskreditierten Bevölkerungsgruppen der 80er in den USA, hörbar.
Im zweiten Satz stellte Justina Lisson, seit dem 5. Lebensjahr am Klavier, ihre Qualitäten als begleitende Solistin unter Beweis. Inspiriert von “Ripples“, einem Stück aus dem Album “A Trick Of The Tale“ wurde das geradezu federleichte Piano von einer sanften Streichsymphonie getragen, deren melodischer Hauch an diesem kalten Februartag fast den Frühling herbeigerufen hätte. Selbstverständlich muss man auch dem Dirigenten Lichtenthäler ein großes Lob aussprechen. Sein Enthusiasmus, der bis in die letzte Reihe zu spüren war, hatte sich vollkommen auf das Ensemble übertragen.
Weniger verspielt, dafür aber umso melancholischer gestaltete sich der dritte Satz, dessen atmosphärische Ruhe allen voran Svenja Kohlmann und ihrer Leistung an der Violine zugesprochen werden darf. “Mad Man Moon“ wurde in diesem Zuge von Kashif zu einer Komposition besonnener Lieblichkeit verarbeitet. Einen zur Wonne einladendem Aufbau folgte die kraftvolle Unterstützung des Gesamtorchesters, welches die Violine wie auf einem Thron über sich zu tragen schien. Dynamische Tempowechsel verbreiteten gegen Ende beinahe ein Gefühl der Bedrohlichkeit. Die intendierte Dissonanz der Bläser tat hierzu ihr Übriges, auch wenn die Leichtigkeit der Streichinstrumente gegen Ende wiederum das Gefühl assoziierten, dass ein Gewitter vorgezogen sei, die Sonne wieder scheine.
Im vierten Satz hatte man dann Gelegenheit ein rein orchestrales Musikerlebnis zu erfahren. “Fading Lights“, ein Titel vom letzten Studioalbum der Band, galt den Interpreten hierbei als Ausgangspunkt eines durchweg klassischen Aufzuges, der im finalen Satz seinen Höhepunkt fand. Zwar wurde es hier wiederum etwas kuscheliger, aber dennoch entfaltete sich ein letztes Mal die ganze Fulminanz der “GENESIS SUITE“, deren Potential an diesem Abend durch alle Beteiligten restlos abgerufen wurde. An dieses vollinstrumentale Spektakel, vergleichbar mit einer Mischung aus Wahnsinn und Gefahr, schloss sich ein Ausklang, der einer musikalischen Auferstehung glich.
Es bleibt festzuhalten, dass die Besucher vor dem Hintergrund wohltätiger Notwendigkeit, einen Abend erleben durften, der bereits jetzt Vorfreude auf nächstes Jahr macht. Hoffentlich ist das PjO Projekt Orchester auch dann wieder im Kulturwerk zu Gast. (Benjamin Bender) |
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