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Nachricht vom 08.03.2016
Region
Verdienstmedaille der Bundesrepublik für Rudi Gockel
40 Jahre ehrenamtliche Arbeit für den Deutschen Wetterdienst (DWD) hat Rudi Gockel aus Birken-Honigsessen geleistet. Das wurde jetzt in einer öffentlichen Feierstunde in Wissen gewürdigt. Die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verlieh der Leitende Regierungsdirektor Dr. Uwe Busch vom DWD im Namen des Bundespräsidenten.
Rudi Gockel aus Birken-Honigsessen erhielt die Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland vom Leiter der Agrarmeteorologie des Deutschen Wetterdienstes überreicht. Fotos: Helga Wienand-SchmidtWissen. Rudi Gockel, Jahrgang 1951, ist mit Leidenschaft und Kompetenz verlässlicher Partner des Deutschen Wetterdienstes seit 40 Jahren. Er erfasst die Niederschlagsmengen jeden Tag zur gleichen Uhrzeit, er beobachtet die ausgesuchten Pflanzen auf ihre unterschiedlichen Wachstumsphasen. Diese phänologischen Daten meldet er der Zentrale in Offenbach.

Für den Leiter der Agrarmeteorologie des DWD, Dr. Uwe Busch, war es eine besondere Freude, die Ehrung in Wissen vornehmen zu können. Denn 40 Jahre zuverlässige ehrenamtliche Arbeit sind für die Wissenschaftler des DWD, der Universitäten und insbesondere für die internationale Klimaforschung von enormer Bedeutung, nicht nur die Wettervorhersage oder die Beratung der Landwirte durch den Wetterdienst.

Dr. Busch ging in seiner Laudatio auf die Bedeutung der phänologischen Beobachtungen ein, die in 500 Naturräumen in Deutschland erhoben werden. 1200 Naturbeobachter hat der DWD derzeit ehrenamtlich im Einsatz, Tendenz rückläufig. Umso mehr freut man sich, wenn Menschen wie Rudi Gockel dabei sind und diese Aufgabe mit Herzblut füllen.
Die Daten, die Gockel im Raum Birken-Honigsessen erhebt fließen in spezielle Programme für Landwirte ein. Das Beratungsangebot des DWD gibt den Landwirten zum Beispiel Hilfestellung bei dem Einsatz von Düngemitteln.

Aber auch Allergiker profitieren von den phänologischen Beobachtungen der Pflanzen, so kann eine Pollenflugvorhersage exakter bestimmt werden. Das Thema Klimaveränderung ist mit einem veränderten Verhalten der Pflanzen eindeutig nachweisbar. "Man kann dies sehr gut nachweisen, am Datum der Haselnussblüte oder anderen Kulturen, die Temperatur ist um 1 Grad Celsius seit 1900 in Deutschland gestiegen", erläuterte Dr. Busch.
Ohne Beobachtung der Pflanzenwelt keine verlässlichen Daten zum Klimawandel, auch in Birken-Honigsessen sieht man die Veränderungen. "Die Arbeit nutzt allen Menschen, die Daten sind weltweit von Bedeutung", brachte es der Leiter der Agrarmeteorologie auf den Punkt.

Zur Feierstunde im Kuppelsaal der Verbandsgemeinde Wissen waren Bürgermeister Michael Wagener, Büroleiter Klaus Becher und Ortsbürgermeister Hubert Wagner gekommen. In den Glückünschen kam zum Ausdruck, dass Rudi Gockel ein besonderer Mensch sei, der nicht nur mit seiner fröhlichen Ausstrahlung auch mit seiner Zuverlässigkeit immer wieder beeindrucke. Wagener erinnerte an den ehrenamtlich tätigen Feuerwehrmann Rudi Gockel, an den Gärtner der bei der VG angestellt war und den Sänger des MGV "Sangeslust" Birken-Honigsessen. "Wir sind in Birken-Honigsessen stolz auf Rudi Gockel, das ist schon etwas Besonderes" freute sich Ortsbürgermeister und Sangesbruder Hubert Wagner.

1971, als die damalige Landwirtschaftsschule in Wissen geschlossen wurde, übernahm Gockel das Amt des Wetter- und Pflanzenbeobachters. Damals wurde alles akribisch in Büchern festgehalten, viele Bände füllen sein Haus. Heute werden die Daten per Computer erfasst und übermittelt. "Für lange Zeit waren die Gewitterbeobachtungen für die Versicherungswirtschaft von großer Bedeutung, das geschieht heute via Satellit", erzählte der Geehrte. Die Niederschlagsstation wird jeden Morgen gegen 7 Uhr abgelesen, etwa 4 bis 5 Kilometer legt Gockel zu Fuß, manchmal auch per Auto zurück um die Pflanzen zu begutachten. Etwa 185 Beobachtungen pro Pflanze im Jahresverlauf werden erfasst, das kann manchmal nur eine Phase einer Pflanze sein, bei Obstbäumen von der ersten Blüte bis zum Blattfall. Winterweizen und Sommergerste gehören ins Beobachtungsfenster. "Für mich ist das in den 40 Jahren zum Hobby geworden", sagte Gockel und jetzt versucht er den zehnjährigen Enkel für die Arbeit in der Natur zu begeistern. Und eingearbeitet in die Datenerfassung hat Rudi Gockel die Ehefrau, die Tochter, den Schwiegersohn und einen Nachbarn. Denn auch Gockels fahren ja mal in Urlaub. Sein Dank galt dem DWD, der die Verdienstmedaille beim Bundespräsidenten beantragt hatte. (hws)


     
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