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Nachricht vom 24.03.2016 |
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Vereine |
Kreisbauernverband im Konflikt zwischen Landwirtschaft und Naturschutz |
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Die Mitglieder des Kreisbauernverbandes Altenkirchen fanden sich am Mittwochabend im Dorfgemeinschaftshaus Eichelhardt zur diesjährigen Mitgliederversammlung ein. Im Brennpunkt der Veranstaltung stand das Thema: "Naturschutz und landwirtschaftliche Nutzung: Gegensatz oder Rollenmodell?" |
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Eichelhardt/ Kreis Altenkirchen. Am Mittwochabend, den 24. März trafen sich zahlreiche Mitglieder zur jährlichen Versammlung des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau e. V. im Eichelhardter Dorfgemeinschaftshaus. Durch das abendliche Programm führten Georg Groß (Kreisverbandsvorsitzender), Markus Mille (Geschäftsführer des Verbandes) sowie Eberhard Hartelt (Präsident sowie Umweltbeauftragter des Bauern- und Winzerverbandes).
Georg Groß hieß alle Anwesenden herzlich willkommen und sprach sich besorgt über die aktuelle Lage des drastischen Preisverfalls in der Milchproduktion aus, sei diese doch tragend wichtig für den Kreis Altenkirchen. Die dramatische Entwicklung sei unter anderem auch zurückzuführen auf das Export-Embargo mit Russland. Der aktuelle Milchauszahlungspreis sei nicht deckend und zahlreiche Milchviehbetriebe sind in ihrer Existenz gefährdet. Des Weiteren sprach Groß über die notwendige Annäherung verschiedener Gruppen wie die der Bauern und der Jäger, um die Landnutzung und den Naturschutz gemeinsam gestalten und legitimieren zu können. Zudem plädierte der Kreisverbandsvorsitzende für eine kooperative Zusammenarbeit mit der Wasserwirtschaft bezüglich der aktuellen Wasserrahmenrichtlinien. Generell stehe man hinter einer naturverträglichen und effizienten Landwirtschaft, die mittels immer moderneren Geräten und Technik auch möglich sei.
Kreisgeschäftsführer Markus Mille gab im Anschluss die Ergebnisse des Geschäftsberichtes für das Jahr 2015 ab. Auch hier verzeichnet sich ein Rückgang der Mitgliederanzahl im Vergleich zu den vorherigen Jahren.
Umweltbeauftragter des Deutschen Bauernverbandes Eberhard Hartelt bezeichnete anschließend die aktuelle Preislage vor allem auch in den Eckmärkten, wie Getreide oder Öl, als katastrophal. „Letztes Jahr hatten wir Einkommenseinbrüche von 30-45 Prozent und jetzt erwarten wir sogar noch mehr Rückgang auf unter 10 Prozent bei der Selbstversorgung - und das auch in Rheinland-Pfalz“, so Hartelt. Vor allem die Schweinehaltung stünde vor dem Exodus. Viele Bauern steigen aus, die Fleischindustrie sei in einer absoluten Notlage.
Der Weinbau befinde sich durch die Weltwirtschaftslage und der Discounter auch in einer unruhigen Verfassung. „Die Discounter sind ein großes Problem und bestimmen die Nachfrage, daher muss dringend das Kartellrecht unter die Lupe genommen werden“, betonte der Verbandspräsident. Die Stimmung sei generell schlecht bei den Bauern, was zu einer weiteren Gefahr für den Generationswechsel führt. Viele junge Menschen stehen der Hofübernahme eher skeptisch gegenüber, da es bedeutet viel Arbeit und wenig Geld. Dies wiederum beschleunige den Strukturwandel auf dem Land beschleunigt und führe zu noch mehr Abwanderungen in den Dörfern.
Zum Thema Naturschutz hieß es, dort anzufangen wo es von der Struktur bereits möglich sei und sich dann weiter in die schwierigen Gebiete vorzuarbeiten. „Die Landwirtschaft steht ungerecht einseitig in der Kritik“, sagte Hartelt. Dies sei vor allem auf den hochgespielten Umweltgedanken in den Medien zurückzuführen, wie er am Beispiel des vermeintlichen „Glyphosat-Skandals“ im Bier schilderte. Der Wettbewerb um schlimme Nachrichten sei groß. Ebenso der heutige Trend zur „Bio-Nahrung“ und generell die Ernährungsfrage bezüglich steigender Zahlen an Veganern, Vegetarier, Frutarier und so weiter, sei ein zusätzlich sehr wichtiger Grund.
Der Umweltpräsident forderte ebenso eine Zahlenerhebung bezüglich des Privatverbrauchs von Insektenschutzmitteln (zum Beispiel Moskitospray). Jedes Jahr würden unzählige Mengen an Bioziden in die Umwelt abgelassen, die mit der Landwirtschaft nichts zu tun hätten.
Hartelt sieht kooperative Ansätze beider Seiten, Landwirtschaft und Naturschutz, als Lösungsmöglichkeit des Konflikts. Gewässer- und Naturschutzberatung als Partnerschaft im Beratungsbereich wäre eine gute Möglichkeit um gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Hinzu kämen Förderprojekte an den Start zu bringen und Behinderungen in der Verwaltung, vor allem auf EU-Ebene, zu beseitigen. Bereitschaft zu zeigen und Kooperationen einzugehen, Schwierigkeiten und Erwartungen anzugehen aber auch gleichzeitig Konfrontationen nicht aus dem Weg zu gehen, sei in Zukunft die Aufgabe der Landwirte. Der Präsident betonte am Ende seiner Rede, dass bereits mehr an kooperativem Umweltschutz getan würde als öffentlich bekannt sei. Die Mitgliederversammlung endete mit viel Applaus und einer offenen Diskussionsrunde. (kb) |
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Nachricht vom 24.03.2016 |
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