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Nachricht vom 05.04.2016
Wirtschaft
Altenkirchener Einzelhandel: Schritt für Schritt zur Onlinestrategie
Amazon und Co. setzen die Geschäfte vor Ort unter Druck. Dabei hält das Internet große Chancen für den Einzelhandel bereit. Wie können sie am besten gemeinsam genutzt werden? Damit beschäftigte sich nun eine Info-Veranstaltung im Altenkirchener Rathaus. Online-Werbung für den regionalen Handel ist heute durchaus ein Weg zum Erfolg.
Michael Rüttger stellte Potentiale des Internets für den lokalen Einzelhandel vor. Foto: Daniel PirkerAltenkirchen. Internet und Einzelhandel vor Ort – das muss sich nicht widersprechen und kann Vorteile mit sich bringen, sowohl für den Kunden wie für den Geschäftebetreiber. Hört sich in der Theorie schön an, aber letztlich sind stationäre Läden der Online-Übermacht der Riesen wie Amazon oder Zalando hilflos ausgeliefert.

Falsch! Das war nach der Info-Veranstaltung im Rathaus Altenkirchen wohl dem letzten der rund 30 Vertreter aus der lokalen Geschäftswelt bewusst. Die relativ junge Projektgruppe "Altenkirchen online & regional" hatte eingeladen. Dabei handelt es sich um eine gemeinsame Initiative des Aktionskreises Altenkirchen, des Fördervereins für nachhaltiges regionales Wirtschaften und Westerwälder Initiativen und Betriebe Netz. Die Verwaltung ist ebenfalls mit an Bord. Deren Vertreter, Bürgermeister Hajo Höfer, machte gleich zu Beginn klar: „Wir können nicht die Blaupause für jeden bieten.“ Die heutige Veranstaltung stelle den Auftakt dar für weitere Aktionen. Das Motto: „Altenkirchen goes online.“ Die Strategie: Sich gemeinsam auf den Weg machen, Schritt für Schritt und konsequent mit Plan.

Dazu hatte die Projektgruppe einen kompetenten Referenten eingeladen. Michael Rüttger betreibt in Herschbach eine Werbeagentur, die sich unter anderem auf Onlinemarketing spezialisiert hat. Er machte den Einzelhändlern klar, dass je länger sie warten, der Handlungsdruck steigt. Gleichzeitig warnte er vor Aktionismus. Im Hauruckverfahren einen Onlinehandel aufzubauen sei zum Scheitern verurteilt. Das schließe natürlich nicht aus, sich perspektivisch dieser „Königsdisziplin“ zu widmen. Nur vorher gelte es, konsequent andere Baustellen anzugehen. Und das müsse noch nicht einmal teuer sein für die lokalen Shopbetreiber. Das Ziel müsse sein, beide Käufergruppen zu motivieren, den Laden zu besuchen: die Onlineshopper und die Fans des stationären Handel.

Dabei dürfe man keineswegs dem Irrglauben verfallen, dass Kunden gar nicht mehr vor Ort einkaufen wollen. Oft nutzten sie im Vorfeld des Kaufs das Internet, um sich über ein Produkt und den Laden zu informieren. Nur: Hierfür müssen die Läden natürlich online auch auffindbar sein. Eine stets aktuelle Website, optisch für das Smartphone optimiert, gehört da zum Pflichtprogramm. Als Besucher muss man weiterlesen wollen, so der Experte. Es müsse ein positives Image transportiert werden. Daneben könne die Website eine gute Möglichkeit darstellen, um Kundendaten zu sammeln, und zwar mit dem Ziel, potentielle Käufer individuell anzusprechen. Nur wie kann man jemanden dazu motivieren, Persönliches preiszugeben? Beispielsweise indem mit Gutscheinen oder Probefahrten gelockt werde, erklärte Rüttger.

Eine weitere unabdingbare Stellschraube ist die Auffindbarkeit in Google, inklusive der Integration in den Kartendienst. Der Konzern biete zudem die Schaltung von Onlineanzeigen an – eine kostengünstige Alternative oder Ergänzung zur Printwerbung. Außerdem müssten sich Einzelhändler mit Sozialen Netzwerken wie Facebook zumindest arrangieren, selbst wenn sie den Angeboten eher kritisch gegenüber stehen. Nur wenn die Geschäftebetreiber online könnten sie Einfluss ausüben und zusätzliche Kundenschichten ansprechen.

Und perspektivisch bieten sich Aktionsplattformen an, etwa ein lokaler Marktplatz, auf dem so viele Angebote wie möglich vertreten sind. Denn, so Rüttger: „Bei fünf Händlern verpufft der positive Effekt.“ Und wer weiß? Vielleicht wird der Infoabend irgendwann tatsächlich mal als Auftakt für einen gemeinsamen Altenkirchener Onlineshop gelten. Bis dahin bleibt allerdings einiges zu tun. „Wenn wir da mal sind, haben wir wahnsinnig viel erreicht“, stellte denn auch Bürgermeister Höfer heraus. Im Fokus der nächsten Monate steht nun erst einmal, weitere Informationen zu sammeln und Netzwerkarbeit zu leisten. (ddp)
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