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Nachricht vom 17.04.2016
Region
Fische fangen in der Asdorf diente der Bestandsaufnahme
Es ging blitzschnell und dann waren die betäubten Fische gemessen, erfasst und wieder in ihrem angestammten Bach. Das vom BUND Altenkirchen durchgeführte "Elektrofischen" an der Asdorf bei Kirchen-Wehbach diente der Bestandsaufnahme und Bestimmung der Wasserqualität. Es gab für die Exkursionsteilnehmer interessante Einblicke in die Wasserwelt des kleinen Flüsschens und ein großer Döbel sorgte für Erstaunen.
Der größte Fisch des Tages, ein Döbel, begeisterte große und kleine Exkursionsteilnehmer. Fotos: annaKirchen-Wehbach. Am Samstagvormittag, 16. April hatte die BUND Kreisgruppe Altenkirchen zum „Fische fangen in der Asdorf“ eingeladen. Dabei ging es nicht etwa darum, sich einen schönen Gaumenschmaus für die heimische Pfanne zu fangen, sondern vielmehr darum, allen Interessierten zu zeigen, welche verschiedenen Fischarten und Kleintiere in der unteren Asdorf heimisch sind.

Manfred Fetthauer, Leiter der Arge Nister und sachkundiger Elektrofischer führte mittels kurzzeitiger Betäubung der Fische durch Strom eine Bestandsaufnahme durch. Die positive Bilanz der Aktion gleich vorweg: Die Wasserqualität und der Fischbestand sind gut, wie es Joachim Reifenrath abschließend im Gespräch mit dem AK-Kurier ausdrückte.

Hans-Jürgen Lichte, stellvertretender BUND Kreisgruppen-Vorsitzender begrüßte die Gäste des Projektes und erläuterte, dass dies für viele eine der seltenen Gelegenheiten sei, Fische von Nahem zu sehen. Zudem habe die Aktion auch einen wissenschaftlichen Hintergrund, da das Ergebnis der oberen Wasserbehörde bei der SGD Nord zur Verfügung gestellt werde. Die Asdorf gilt in weiten Teilen als erheblich verändertes Gewässer, was bedeute, dass der Fluss durch Mauern eingestickt sei und Wehre das Wandern der Fische verhinderten. Als Gewässer zweiter Ordnung unterliege die Asdorf der Kreisbehörde und seitens des BUND setze man sich schon seit längerer Zeit für eine Veränderung dieser einschränkenden Maßnahmen ein. Diesbezüglich konnte Lichte auch schon einige Erfolge benennen, so sind in einem höher gelegenen Abschnitt zwei Brücken entfernt und ein Wehr beseitigt worden. Die Rückbaumaßnahmen hätten eine Investition von 570.000 Euro bedeutet.

Joachim Reifenrath, der hauptberuflich bei der Bezirksregierung Arnsberg für die Gewässergüte zuständig ist, erklärte den Zustand der Asdorf an Hand einer Plakatwand die er eigens für den vergangenen Kreisheimattag erstellt hatte. Darauf waren zum einen eine Karte mit dem Verlauf des Baches von der Quelle bis zur Mündung und zum anderen mehrere Fotos zu sehen, die den Zustand des Baches dokumentieren. Die Bewertung des Bachlaufes, so Reifenrath reiche von sehr gut bis schlecht. Dabei werden sowohl die Wasserqualität wie auch die Beschaffenheit der Randstrukturen berücksichtigt. Auch der Bestand von Fischen und Markrozoobenthos (Kleintiere), sowie der Uferbewuchs und neuerdings auch das Algenvorkommen, fließen in die Bewertung mit ein.

Fetthauer ergänzte, dass er schon seit vielen Jahren den Fischbestand in der Asdorf beobachte. In den Jahren 2001 und 2002 sei der Bestand sehr gut bis hervorragend gewesen. Danach habe es zeitweise kaum noch Fische im Bach gegeben und in jüngster Zeit erholten sich die Bestände wieder. Seit 2009 würden auch die Kormorane wieder bejagt, von denen jeder pro Tag 500 Gramm Fisch frisst. Dadurch sei der Bestand der Kleinfische explodiert, die wiederum die Kleintiere verstärkt gefressen hätten, was einen starken Algenwuchs zur Folge gehabt hätte. Als Problem bezeichnete Fetthauer das Ausbreiten der großen Herkulesstaude und des japanischen Staudenknöterichs (Neophyten). Diese überwucherten und verdrängten die heimische Flora, was sich wiederum negativ auf die am Bach lebenden Tiere wie zum Beispiel die Libellen auswirke. Es sei unbedingt Zeit dem entgegen zu wirken, so Fetthauer, sonst würden die Bach- und Flussufer in wenigen Jahren nur noch von diesen beiden Pflanzen gesäumt werden.

Einen großen Einfluss auf den unmittelbaren Bachbereich habe auch die Kläranlage in Freudenberg. Dort arbeite man derzeit daran in Zukunft auch Medikamente und kleinste Kunststoffteile aus dem Wasser heraus zu filtern. Wie Reifenraht später im Gespräch dem AK-Kurier erklärte, seien es derzeit noch die Kommunen, die sich aus Kostengründen vor der Investition einer solchen Filteranlage scheuen. Da diese aber zum großen Teil von den Ländern finanziert würden, sei der Anteil für die Gemeinden selbst nicht so hoch. Reifenrath ist zudem der Überzeugung, dass die meisten Menschen bereit wären, einen geringfügig höheren Kostenanteil für die Abwässer zu entrichten, wenn sie wüssten dass dadurch die Medikamentenrückstände und Kunststoffteile aus dem Wasser gefiltert würden.

Nach den einführenden Worten der drei Herren ging es dann los und die Gesellschaft marschierte zuerst einmal noch etwas in Fließrichtung am Bach entlang. Vom Radweg aus erklärte Lichte, dass dieser Abschnitt als gut strukturiert gelte. Es gibt auf der einen Seite ein Prallufer mit hohen Wänden, im Bach Kiesbänke und am gegenüberliegenden Ufer genug Platz, damit sich das Hochwasser ausdehnen kann. Entlang des Radweges hatte der BUND zudem vor einigen Jahren mehrere Erlen angepflanzt, um dort eine natürliche Verlandung zu erzeugen und zu verhindern das Hochwasser im Verlauf der Jahre den Radweg unterspült. Teile dieser Bäume sind allerdings mittlerweile vom Staudenknöterich überwuchert und drohen die heimische Anpflanzung zu ersticken. Hier müsse unbedingt Abhilfe geschaffen werden, sagte Lichte.

Am geplanten Ausgangspunkt angekommen, stiegen Fetthauer und sein Assistent David Reifenrath, der die Funde protokollierte ins Wasser. Gefunden wurde eine erstaunliche Vielfalt an Fischen. Neben Bachforellen schwammen da Äschen, Bachschmerlen, Nasen, Elritzen, Hasel, Kroppe und Döbel. Die meisten Fische, die ins Netz von Fetthauer gingen, waren noch klein. Eine hübsch gezeichnete Bachforelle und eine Äsche wurden kurz in ein kleines Aquarium gelegt, um sie den an der Exkursion teilnehmenden Kindern zu zeigen. Die Kinder selbst hatten auch eigene Kescher mitgebracht, was ausdrücklich erlaubt war, ihr Fangglück hielt sich allerdings sehr in Grenzen. Kurz bevor die Gesellschaft wieder ihren Ausgangspunkt in der Nähe vom Bürgerhaus erreichte, gelang Fetthauer aber noch ein stattlicher Fund. Ein Döbel, den Steffen Binz auf etwa ein Kilo schätzte, ging ins Netz. Darüber waren nicht nur die kleinen Exkursionsteilnehmer dann richtig begeistert.

Nach einem knappen Kilometer Durchwatens des Baches, endete die Aktion. Danach fuhr Lichte mit einigen der interessierten Teilnehmer noch einige Kilometer flussaufwärts, um denen die zuvor beschriebene Rückbaumaßnahme zu zeigen. Während dem sich die Aufmerksamkeit von den meisten der Anwesenden auf das Fangen der Fische konzentrierte, befasste sich Joachim Reifenrath mit der Suche nach den Kleinstlebewesen im Flussbett und seine Bestandsaufnahme viel gut aus, so dass die Naturschützer eine positive Bilanz des Tages ziehen konnten.

Wonach man hingegen nicht suchen musste, war der dort wie überall zu findende Wohlstandsmüll. Metall, Glas und jede Menge Plastik verunzierten Bachbett und Uferbereich der Asdorf. Binz, der in Niederfischbach an der Asdorf seine Fischereirechte ausübt, berichtete, dass es auch dort viel Unrat im Bach und an den Ufern zu finden gibt. (anna)
       
     
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