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Nachricht vom 29.04.2016
Region
Tagung des Landesverbandes der Tafeln RLP/Saarland
In Rheinland-Pfalz und dem Saarland gibt es derzeit 63 Einrichtungen der Tafel, zum jährlichen Treffen des Landesverbandes kamen deren Vertreter im Bürgerhaus in Elben zusammen. Eines wurde klar: der Bedarf der Einrichtungen wird nicht kleiner, die Zahl der zu versorgenden Menschen steigt. Das Spendenaufkommen der großen Lebensmittelkonzerne ist erfreulich konstant. Aber die Tafeln mit dem ehrenamtlichen Engagement geraten auch den Rand ihrer Möglichkeiten.
Landesvorsitzender Bernd Neitzert, Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler und Franz-Josef Link (von links) beim Landestreffen der Tafeln von Rheinland-Pfalz und Saarland. Fotos: annaElben. Diese Treffen dienen dem Erfahrungsaustausch und dem Kennenlernen der einzelnen Tafeln, wie der Landesverbands-Vorsitzende Bernd Neitzert in seiner Begrüßung erläuterte. Er verkündete zudem dass derzeit in der gesamten Bundesrepublik 1,5 Millionen Menschen als Bedürftige zu den Tafeln kommen. Es gebe allerdings auch eine hohe Dunkelziffer. Themen der Tagung waren die Flüchtlingssituation bei den Tafeln und die steigende Zahl der Hilfsbedürftigen, die Gleichbehandlung aller Hilfsbedürftigen, sowie Alternativen zum Aufnahmestopp an den Tafeln.

Franz-Josef Link (Wissen) zuständig für Akquise und Logistik im Landesverband hatte dieses Treffen eigentlich in Wissen durchführen wollen, war dann aber wegen Belegung der dortigen Lokalität nach Elben ausgewichen. Er begrüßte unter den Gästen ganz besonders Ministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler. Diese kehrte die vorherige Äußerung Neitzerts um, der Elben am Ende von RLP gelegen befand und meinte Elben läge am Anfang oder gar an der Spitze von Rheinland-Pfalz, was ihr natürlich die Zustimmung aller Vertreter aus der Region einbrachte. Vorweg sprach die Ministerin allen Anwesenden ihren herzlichen Dank für deren ehrenamtliches Engagement aus. Die Tafeln seien eine wichtige soziale Einrichtung, entstanden aus privatem Engagement heraus, welche ihre Wurzeln in den USA hätten. In Berlin sei 1993 die erste Tafel gegründet worden und in Rheinland-Pfalz gebe es nun auch schon über 60 Tafeln. Die Zahlen der Menschen, die die Tafeln in Anspruch nähmen seien bedrückend und machten Sorge.

Beeindruckend hingegen sei das sich mehr als 60.000 Menschen in ganz Deutschland in den Tafeln engagierten. Diese stellten eine soziale Bewegung da. Die Mitarbeiter der Tafeln befänden sich im direkten Kontakt mit den Bedürftigen. Bätzing-Lichtenthäler sprach weiter vom Wandel in vielen Bereichen der Gesellschaft, in den Familien, im Arbeitsleben und derzeit auch durch die große Anzahl an Zuwanderer. Deren Integration stelle eine große Herausforderung dar. Seitens der Landesregierung habe man diesbezüglich viele Weichen gestellt und Kräfte gebündelt. Die derzeit sinkenden Flüchtlingszahlen bedeuteten keineswegs weniger an Aufgaben, denn die hier im Land befindlichen Menschen brauchten viel Unterstützung. Die Zahl der Menschen, die in Armut und Ungleichheit lebten, stiegen immer mehr, so die Ministerin. Die Tafeln könnten die Folgen mildern.

Die Ursachen aber müssten seitens der Politik bekämpft werden. Zu den Ursachen gehörten Langzeitarbeitslosigkeit, niedrige Löhne und Altersarmut. Im Dschungel der Bürokratie fänden viele Menschen nicht zu den Leistungen die angeboten würden. Der Staat müsse zudem wieder mehr soziale Gerechtigkeit herstellen. Das Riestern (einst von Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) eingeführt und vehement vorangetrieben) werde nicht klappen, so Bätzing-Lichtenthäler. Die Altersvorsorge sei die zentrale Stellschraube in der sozialen Gerechtigkeit des Landes, an der gearbeitet werden müsse. Die Landesregierung habe einen Maßnahmenkatalog mit 12 Handlungsfeldern erarbeitet.

Drei davon stellte die Ministerin den Anwesenden vor. Zum einen das Thema Arbeit. Hier sei fairer Lohn und die Eindämmung von prekärer Beschäftigung notwendig. Thema Wohnen, dies sei zumindest in den Städten zum Luxus geworden. Die Landesregierung wolle daher 4.500 Wohnungen bauen, sowie 36 Spiel- und Lernstuben für Kinder einrichten. Ein weiteres wichtiges Themenfeld sei die Bildung. Bildungsfreiheit ab dem zweiten Lebensjahr und frei zugängliche Bildung für alle, seien wichtig umso der Altersarmut entgegen zu wirken. Außerdem sprach die Ministerin davon, dass die Reichen des Landes etwas abgeben müssten, Solidarität und Umverteilung sei angesagt.

Dagmar Kessling aus Göttingen, die stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbandes der Tafeln, sprach sich dafür aus, noch mehr junge Menschen für die Tafeln zu gewinnen. In ganz Rheinland-Pfalz gebe es derzeit nur neun Stellen, die mit Bundesfreiwilligen besetzt wären. Zudem kündigte sie einen höheren Mitgliedsbeitrag für den Bundesverband an. Seit 1994 läge dieser bei 10 Euro und müsse daher erhöht werden. Eine Kommission soll diesbezüglich Vorschläge ausarbeiten und im nächsten Jahr bei der Bundesversammlung in Potsdam wird dann über die Erhöhung zu beschließen sein.

Franz-Josef Link berichtet als Landeslogistiker über die Akquise von Spenden, einmal über den Bundesverband und direkt über ihn. Er zeigte in einer Präsentation die derzeitig hoch erfreuliche Spendentätigkeit der Lebensmittelkonzerne auf. In der Darstellung sah man, dass im 1. Quartal 2016 bereits 80 Prozent des Spendenaufkommens von 2015 erreicht sind.
Einst fehlt auch weiterhin, größere Lagermöglichkeiten von Kühlware im nördlichen Rheinland-Pfalz.

Frau Dr. Vera Schäfer vom wissenschaftlichen Beirat des Bundesverbandes stellt die Ergebnisse der Tafelumfrage an den Tafeln in Deutschland, speziell für den Bereich RLP/Saar vor. Durch die Umfrage an den einzelnen Tafel wurde ein Fragekatalog ausgewertet. Hierdurch sollen die Warenflüsse aus Spenden und die Lagermöglichkeiten optimiert werden. (anna)
 
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