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Nachricht vom 29.06.2016 |
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Wirtschaft |
Wirtschaftsempfang des Kreises mit provokanten Thesen |
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Der traditionelle Empfang der Wirtschaft des Kreises Altenkirchen fand in diesem Jahr bei der Dalex Schweißmaschinentechnik GmbH & Co. KG in Wissen statt. Wie Phönix aus der Asche stieg die Dalex dank engagierter Personen und Mitarbeiter/innen erneut zum "Gobal-Player" auf. Als Gastredner trat Vinzenz Baldus auf, Garant für provokante Sichtweisen auf Wirtschaft, Politik und die Institutionen. Ein zweifellos interessanter Abend, der vielleicht das "Neue Denken" in einem Europa der Regionen in der Politik und den Unternehmen beflügelt. |
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Wissen. Der traditionelle Empfang der Wirtschaft im Kreis Altenkirchen führte in diesem Jahr die geladenen Gäste aus Wirtschaft, Handel, Banken und Politik zur Dalex Schweißmaschinen GmbH & Co. KG. Das Unternehmen um Geschäftsführer Dipl.-Ing. Friedrich Mayinger schrieb ein Stück Erfolgsgeschichte nach Insolvenz und schwierigem Fahrwasser. Heute ist die Dalex auf dem guten Weg zur technologischen Führerschaft in Sachen Schweißtechnik mit den Kernkompetenzen im Widerstandsschweißen und Sondermaschinenbau.
Zum Empfang der Gäste war die große Halle entsprechend geräumt und vorbereitet, der Sprecher der Wirtschaftsjunioren, Daniel Geldsetzer begrüßte die Gäste aus Politik, den Institutionen, den Banken, aus Handel und Wirtschaft. Natürlich kam auch das Thema Brexit vor, Geldsetzer warnte vor einem europäischen Flächenbrand. "Das vereinigte Königreich ist für unsere rheinland-pfälzischen Unternehmen der viertwichtigste Handelspartner. Im vergangenen Jahr wurden Waren im Wert von 3,4 Milliarden Euro auf die Insel exportiert", führte er aus. Nun sei Vernunft bei den Verantwortlichen gefragt, weniger die Eskalation.
Geldsetzer hatte unter anderem das Thema Breitbandausbau für alle Gewerbegebiete der Region skizziert und warb für mehr Engagement bei den Wirtschaftsjunioren.
Hausherr Friedrich Mayinger stellte die Geschichte des 1911 gegründeten Unternehmens vor. Damals waren es hochwertige Rasierklingen die von den Brüdern Niepenberg produziert wurden. 1928 kam der Bau eines Werkes in Nisterau, und 1936 entstanden die ersten Schweißtransformatoren. Als 1950 die Marke Dalex in Wissen entsteht, ist das Unternehmen auf Erfolgskurs und die Stadt Wissen mit dem Firmenstandort wird zum Mekka für Schweißtechnik schlechthin. 1996 starb Werner Niepenberg, es begannen unruhige Zeiten für Dalex, die 2003 in die Insolvenz führten. Mayinger ging auf diese Zeit im Detail ein, erzählte mit einer Prise Humor, wie sich eine Wissener Investorengruppe bildete, getreu dem Motto: "Dalex darf nicht sterben". Das Werk wurde gerettet und hat heute 135 Beschäftigte und zehn junge Menschen in der Ausbildung. Der Umsatz liegt zwischen 15 und 18 Millionen Euro, die mit der Kernkompetenz Widerstandsschweißen weltweit erwirtschaftet werden. Mittlerweile gibt es eine Reihe von Patenten, die Schweißtechnik wurde ausgeweitet und der Sondermaschinenbau. "Wir wollen die technologischer Führerschaft in Deutschland, niemand soll mehr vom Schweißen verstehen als Dalex", gab Mayinger die zukünftige Richtung vor.
Mit Spannung wurde der Gastredner Vinzenz Baldus erwartet, der das Thema "Westerwald-Sieg - Aktivzone zwischen den Ballungsräumen" gewählt hatte. Baldus ist bekannt dafür, dass er mit Zynismus und Ironie, manchmal mit der Kunst der Satire die Dinge benennt. Diese Kriterien wurden erfüllt, er sparte nicht mit den kritischen Anmerkungen in Richtung Politik und Institutionen, verurteilte den allgemeinen Zeitgeist und brachte dazu lebendige Beispiele aus der Region. Baldus, unter anderem als Wirtschaftscoach tätig, legte los und zeigte unverblümt auf, was ihn so alles an der regionalen Identität stört. "Warum ist die der Kreis Altenkirchen Mitglied in der Initiative Koblenz-Mittelrhein?" wollte er wissen und schimpfte auf die Logos, die unterschiedlichen Identitäten, die sie vorgeben. "Zu weit weg von den Menschen, der Realität und ohne Koordination und Leitbild", so sein Fazit.
Es gab Sätze, die mit Spontan-Applaus belegt wurden. "Der Wohlstand einer Region entsteht durch Spitzenleistung, nicht durch den Anstieg der Sozialleistungen" war einer davon. Baldus forderte mit Blick auf verhängnisvolle Entwicklungen deutlich mehr Verantwortung, Konsequenz und vor allem Ehrlichkeit sowohl von der Politik aber auch von den Firmenchefs. Wer die Mitarbeiter als Kostenfaktor sehe, habe den Blick für die Zukunft verloren. Mitarbeiterführung, Motivation und ein Leitbild seien Zukunftsfragen. "Die Raiffeisen-Idee wurde aus der Not geboren, heute sind wir alle viel zu satt", bilanzierte Baldus. Man wolle kein Risiko, niemand gehe aus der Komfortzone heraus, dabei sei Spitzenleistung und eigenes Denken das Gebot der Stunde.
Baldus sieht in 10 Jahren rund 70 Prozent aller Verwaltungsjobs als überflüssig an. Etwa 70 Prozent der arbeitenden Menschen werden sich nicht mehr mit ihrem Job identifizieren. Die Generation der 55- bis 75jährigen ist zwar für den Fortschritt, vorausgesetzt es bleibt alles beim Alten. Provozierend ohne Zweifel die Sprüche von Baldus zum Gender-Wahn im Land der Dichter und Denker. Beispiele dafür hatte er ohne Ende, nicht nur das berühmte Mitbürger und Mitbürgerinnen. Wenn man heute an den Unis wissenschaftliche Arbeiten der Studierenden nach den Gender-Kriterien bewerte, laufe etwas falsch. Auch das Schreiben lernen nach Gehör fand nicht seine Zustimmung. "Beispiel: Reinland-Fellser Kinder lernen". Bildung in den Kernbereichen Lesen, Schreiben, Rechnen müssen wieder in den Mittelpunkt gerückt werden und das gehe nicht ohne Regeln.
Ohne Kritik an einer ausufernden Bürokratie gibt es keinen Baldus-Vortrag. Seine Forderung: Die Verwaltungen müssten dienen, nicht die Unternehmen. Personalverwaltungen seien oftmals von dem Rest der Firmen ausgegrenzt, und man müsse da neue Ideen entwickeln und neue Wege gehen. Unternehmen müssten auch nicht jedem Hype der Digitalisierung folgen, sie sollten ihre Kernkompetenzen und Kernleistungen weiterentwickeln. Vinzenz Baldus nutzte dann die Chance, für sein Projekt zu werben. Es soll ein Buch entstehen, in dem die wirtschaftlich erfolgreichen Unternehmen der Region vorgestellt werden.
Das Schlusswort gehörte Landrat Michael Lieber. Er konnte den Kreistagsbeschluss verkünden, nachdem jetzt der Ausbau des Breitbandnetzes mit Glasfaserkabel flächendeckend beschlossen wurde. Der Vertrag wird in Kürze unterzeichnet. Die Förderquote liegt bei 90 Prozent. Die Zeiten, wo jede Kommune für sich arbeite, sei vorbei, Netzwerke seien wichtig, nicht nur beim Infrastrukturausbau. Lieber erinnerte mit Blick an das 200jährige Kreisjubiläum auch an die wechselvolle Geschichte der Wirtschaft im Landkreis, die Teil der Historie der Region sei. Sein Dank galt den Sponsoren, den Ausrichtern und der Firma Dalex für den inspirierenden Abend.
Zu einem besonderen Genuss des Abends trug das das Trio "Dolicé" mit Sängerin Nina Becker bei. Die Musik, eine Mischung aus Rock, Pop, Klassik nach eigenen Arrangements gefiel ausnehmend gut. Dominik Stangier am Piano, Line Mockenhaupt mit der Violine, und Celia Eichhorn mit dem Cello und der betörend schönen Stimme von Nina Becker bildeten den heiteren und wahrlich angenehmen Kontrapunkt der Veranstaltung. (hws) |
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Nachricht vom 29.06.2016 |
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