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Nachricht vom 20.03.2009 |
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Region |
Für Alzheimer sensibilisieren |
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Sensibilisierung für ein Problem, dass kein zukünftiges mehr ist!
Unter dieser Vorgabe stand der Vortrag von Dr. Lutz Drach, dem Leiter der Helois-Kliniken in Schwerin und Vorstandsmitglied der DGGPP zum Thema Alzheimer und Demenzerkrankungen. |
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Hamm. Der CDU-Kreisverband Altenkirchen hatte zum Thema Alzheimer und Demenzerkrankungen nach Hamm, ins Evangelische Altenzentrum Friedrich-Wilhelm Raiffeisen eingeladen. In seine Begrüßung verdeutlichte der Kreisvorsitzende Dr. Josef Rosenbauer anhand einiger Zahlen, wie die zunehmend älter werdende Gesellschaft und das damit verbundene Risiko der Alzheimererkrankung zu einem akuten Problem der Gesellschaft wird. So war im Jahr 2000 noch ein ausgeglichenes Verhältnis der Altersgruppen der unter 20-jährigen und über 60-jährigen. Bereits ab 2010 sehen die Experten aber eine deutliche Zunahme der Altersgruppe der über 60-jährigen im Kreis Altenkirchen auf 34.500 Menschen. Dies entspricht einem Anteil von 25,5 Prozent der Gesamtbevölkerung des Kreises. Während die Zahl der unter 20-Jährigen kontinuierlich abnehme und 2050 bei nur noch 18 Prozent liege, machten dann die über 60-jährigen ein Drittel der Bevölkerung aus. "Auch wenn das Jahr 2050 noch sehr weit weg scheint, der demografische Wandel und die sich verändernde Gesellschaft sind längst da. Wir als Gesellschaft insgesamt und damit natürlich auch die Politik müssen jetzt auf die Zeichen reagieren und nicht erst in ein paar Jahren", so Rosenbauer abschließend.
Zu Beginn seines Vortrages erläuterte Drach den Verlauf und die Symptome der Alzheimer Krankheit. Und er gab auch Einblicke wie man die Krankheit erkennt und richtig deutet. Wichtig ist nach seiner Auffassung die frühzeitige Behandlung und Betreuung durch einen Facharzt. Er verwies dabei auch auf die Problematik des ländlichen Raumes, dass nicht immer ausreichend Fachärzte zur Verfügung stehen und meist der Allgemeinmediziner sich auch um diese Fälle kümmern muss.
Neben der Gruppe der Patienten sieht Drach auch die Pflegenden Angehörigen als "heimliche Patienten", die durch die ständige Betreuung und Pflege selber physisch und psychisch krank werden. Meistens bleibe die Pflege an der Frau oder Tochter hängen. Eine Zahl verdeutliche, wie ernst die Lage bereits ist. Denn würden 5 Prozent der pflegenden Angehörigen wegfallen, würde sich die Zahl der Heimplätze verdoppeln. "Eine Lawine rollt auf uns zu, und wir stecken beherzt den Kopf in den Sand", so Drach zu den dramatischen Zahlen.
Nach seiner Meinung sind die Patienten sowohl in den Pflegeheimen und Zuhause chronisch unterversorgt. "Das stellt keine pauschal Kritik an den Pflegeheimen dar", so Drach, "aber durch das Chaos bei den Pflege- und Krankenkassen, wer für wen und für was zuständig ist, bleibt der Patient auf der Strecke." Sowohl die ambulanten Pflegedienste, als auch die stationären Einrichtungen brauchten mehr Unterstützung durch Fachärzte.
Zum Schluss seines Vortrages verdeutlichte Drach nochmals die Punkte, die seiner Meinung nach unbedingt auf die Agenda gehören.
Zum einen Qualifizierungs-Maßnahmen für Hausärzte, Fachärzte und Pflegepersonal und zum anderen eine breit angelegte Unterstützung der Angehörigen als ersten Schritt. Weiter müsse auch die Gesellschaft für das Problem sensibilisiert werden und durch Projekte wie "Demenzfreundliche Kommune", wobei Maßnahmen gegen die Einsamkeit im Alter und die Abschottung alter Menschen ergriffen werden im Rahmen einer integrierten Versorgung, bei der auch ambulante Teams sich um die Menschen vor Ort kümmern und eine Art betreutes Wohnen fördern. Auch könnten Begegnungsstätten und Mehr-Generationen-Häuser positive Wirkungen erzielen.
Ein besonderes Anliegen war Drach auch die finanzielle Unterstützung der Forschung: "Eines wissen wir mit Sicherheit: die Krankheit ist nicht heilbar. Aber wir müssen Wege und Mittel finden, ihren Verlauf und die spätere medizinische Versorgung zu optimieren." Dazu zählt für ihn auch, dass schöne Einzelprojekte wenig bringen, sondern das Gesundheitssystem an sich reformiert werden muss. "Ein weiter so wie bisher ist nicht länger machbar und durchzuhalten", so Drach zum Schluss seines Vortrages.
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Foto (von links): Bürgermeister Rainer Buttstedt, Dr. Lutz Drach (Referent), Dr. Josef Rosenbauer, Dr. Peter Enders, Dr. Thomas Kunczik (Geschäftsführer DGGPP) und Erwin Rüddel. |
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Nachricht vom 20.03.2009 |
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