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Nachricht vom 25.12.2016
Region
Die Reformation und ihre Folgen für das Weihnachtsfest
Weihnachtsidylle: Die Familie unterm Christbaum versammelt, fröhliches Miteinander, liebevoll verpackte Päckchen stehen bereit. Aber auch: altvertraute Lieder, das Weihnachtsevangelium im Ohr, Kirchen, prall gefüllt mit erwartungsfrohen Menschen, schön gewandet und andächtig das Krippenspiel oder die Krippenlandschaft bestaunend.
Die ganze Weihnachtsbotschaft in einem Lied vereint: Reformator Martin Luther komponierte und schrieb auch zahlreiche Choräle und sorgte so dafür, dass die ‚Frohe Botschaft’ für alle verstehbar wurde und neben dem Kopf auch das Herz der Menschen erreichen konnte. Das bekannte Weihnachtslied „Vom Himmel hoch“ –  schrieb er 1543. Es erzählt die Weihnachtsgeschichte und sollte nicht nur die Kinder erfreuen. Fotos: Petra StrohRegion. Okay – das mit dem Tannenbaum und den Päckchen, vielleicht auch noch mit der anständigen Kruste der Gans, kriegen wir hin. Das Singen unterm Baum übernehmen besser Helene Fischer oder Wham! Und das ganze religiöse Gedöns brauchen wir auch nicht. Weihnachtsidylle geht auch ohne. 500 Jahre Reformation wird seit dem 31. Oktober gefeiert. Der Reformator Martin Luther steht vielfach „bildlich“ für das Jubiläumsjahr. Und der steht nicht nur für das „religiöse Gedöns“, sondern hat ganz viel damit zu tun, wie sich das familiäre Weihnachtsfest entwickelte und unser Bild von „Weihnachtsidylle“ prägte.

Martin Luther, „gelernter Mönch“ und auf steter Suche nach neuen, für alle verstehbaren Verkündigungsformen, wollte – so verschiedene Quellen – das religiöse Fest, das bis dato nur in den Kirchen gefeiert wurde, auch in die Familien holen. Auch hier – in den kleinsten gesellschaftlichen Gruppen, die zu Luthers Zeiten meist weit über „Mutter, Vater, Kind(er)“ hinausgingen -, sollte die frohe Botschaft über die Geburt des Erlösers ankommen und gefeiert werden.

Denn damals war der Nikolaus der traditionelle Gabenbringer, Weihnachtsgeschenke kannte man nicht. Für Luther war das „Christkind“ das größte Geschenk, das Gott den Menschen bescherte. Insbesondere den Kindern sollte diese „Größe“ dadurch deutlich werden, dass sie an Heiligabend Geschenke vom „Christkind“ erhalten. Ohne Druck – es mussten keine Gedichte vorgetragen oder „Leistungen“ der Kinder erbracht werden – sollten sich die Kinder an dem Weihnachtsfest erfreuen.

Damit darüber hinaus die Kinder die Weihnachtsbotschaft „innerlich“ erreichte, gab es hinfort auch innerhalb der Familie „Krippenspiele“, die veranschaulichten, was in Bethlehem geschehen war. „Vom Himmel hoch, da komm ich her…“ Luther, der gerne die biblischen Texte in Lieder packte, die jeden, der sie hörte, packen sollten, bediente sich gerne der vertrauten Weisen, die er mit neuen Inhalten füllte. Oder er komponierte selbst, da wo er keine passenden Melodievorlagen fand, und brachte Text und Musik in Einklang. So stammt eines der schönsten alten Weihnachtslieder aus seiner Feder. Überliefert wurde, dass er voller Freude über die Geburt seiner jüngsten Tochter Margarete Ende 1534 an deren Wiege die Darstellung der Weihnachtsgeschichte in Liedform brachte. In 15 Strophen wurde im Choral „Vom Himmel hoch, da komm ich her…“ die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium vertont. Sie soll zunächst vor allem Luthers Kindern und seiner Hausgemeinschaft die Weihnachtsfreude im gemeinschaftlichen Gesang beschert haben. Noch heute erklingt in vielen Weihnachtsgottesdiensten diese vertraute Weise, meist allerdings in verkürzter Form…

Über viele Jahrhunderte wurde in der Adventszeit gefastet, weshalb die Weihnachtstage nun durch üppige Mahlzeiten einen zusätzlichen Freudengewinn bekamen. Auch im Hause Luther dürften verführerische Gerüche die Weihnachtsfreude bereichert haben, und so wurde auch der „Genuss-Puzzlestein“ in das Weihnachtsidyll eingebracht. Vieles – nicht alles, was Luther in Sachen „Weihnachten“ neu bedachte und erdachte - hat sich über die Jahrhunderte entwickelt und in den Köpfen zu dem vertrauten Weihnachtsbild festgesetzt. Manches wurde verworfen, manches was in die „Luthersche Weihnachtskiste“ gepackt wurde, gehört dort aber definitiv nicht hinein: So kannte man zwar die mit (damals sehr kostbaren) Kerzen erleuchteten Kirchen – diese Idee wurde aufgegriffen und weiterentwickelt -, aber einen Weihnachtsbaum gab es im Hause Luther nicht, auch wenn in späteren Jahrhunderten entstandene Gemälde das Weihnachtsfest im Hause Luther mit dem Tannenbaum darstellten und dieses familiäre Idyll festigten.

Im „Reformations-Jubiläumsjahr“ wird im Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen – er feiert zudem sein 200. Jubiläum der Gründung – an vielen Stellen deutlich, welche Folgen die Reformation in der evangelischen Kirche, aber auch in vielen anderen Lebensbereichen hatte. Nicht nur zur Weihnachtszeit hat die Reformation ihre Spuren hinterlassen. Der Evangelische Kirchenkreis lädt alle im Jubiläumsjahr dazu ein, auf die Suche zu gehen. Etliche Spuren werden auch zu dem regen Liederdichter und –komponisten Martin Luther führen. Wer sein „Vom Himmel hoch“(EG 24/GL 237) an Weihnachten singt oder hört, bekommt sicher schon eine Ahnung! Weihnachten 2016 : Spürbare Reformationsfolgen – nicht nur wenn wir singen. (PES)

Gottesdienste an Weihnachten mit viel Gesang
Musik und Weihnachten gehören zumindest seit Luther zusammen: in allen Gottesdiensten von Heiligabend bis Epiphanias, wenn die Weihnachtszeit endet, wird auch heutzutage besonders viel gesungen und musiziert. Feierliche Chorwerke erklingen dabei ebenso wie die vertrauten Lieder. Rund um die Feiertage freuen sich viele Chorleiter und Organisten auf das Proben fürs Fest und die Gelegenheit, Besonderes erklingen zu lassen. Auch die Gottesdienstbesucher nutzen gerne die Gelegenheit in großer Runde, die altbekannten Weihnachtslieder zu singen. Meist bleibt aber in den „normalen“ Gottesdiensten nur Raum für ausgewählte Choräle und Teile der reichen Strophenauswahl.

Deshalb bieten einige evangelische Kirchengemeinden auch zu diesem Weihnachtsfest besondere Gottesdienste an, die ganz viel Gelegenheit zum Mitsingen bieten. So gibt es am 1. Feiertag, 25. Dezember, 18 Uhr, in der Oberwambacher Kirche bei einem Singegottesdienst der Kirchengemeinde Almersbach sogar die Möglichkeit, noch spontan Liederwünsche zu äußern, die dann gemeinschaftlich gesungen werden.

Einen besonderen Gottesdienst mit vielen Liedern zum Mitsingen gibt es auch am 1. Feiertag um 10 Uhr in der Daadener Barockkirche. Ebenfalls am 1. Feiertag, aber um 10:30 Uhr, steht der Gottesdienst im Gemeindehaus in Freusburg unter „Mitsinge-Vorzeichen“.

Zu einem musikalischen Gottesdienst für die Region lädt die Kirchengemeinde Altenkirchen für den 26. Dezember, um 10 Uhr, in die Christuskirche ein; die Kirchengemeinde Freusburg hat um 10:30 Uhr in der Kirche in Niederfischbach einen Singegottesdienst. „Weihnachstlieder-Singen“ heißt es am 26. Dezember, 10 Uhr, auch in der evangelischen Kirche in Hamm/Sieg.

Die Region Birnbach, Flammersfeld, Mehren und Schöneberg lädt ihre Mitglieder und alle singefreudigen Gäste gemeinsam am 2. Weihnachtsfeiertag um 19 Uhr in die Flammersfelder Kirche ein. Zum Ausklang des Weihnachtsfestes wird hier die „Nacht der Lichter“ mit Taizé-Gesängen und Abendmahl gefeiert. Der Singkreis der Kirchengemeinde Flammersfeld bereitet den Abend mit vor. PES.

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