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Nachricht vom 29.04.2009
Kultur
Die Augen der Welt im Bild
Drei Westerwälder Künstler präsentieren ein Foto-Projekt für mehr Menschlichkeit: Charly Schneider, Kai-Uwe Koerner und Martin Fandler lichten Augenpaare aus den Ländern der Welt ab. Ihr Ziel ist eine Wanderausstellung für Humanismus und gegen jede Form von Rassismus.
Region. Jetzt ist es bald wieder soweit: Karl-Heinz (Charly) Schneider aus Altenkirchen, Kai-Uwe Koerner aus Betzdorf und Martin Fandler aus Steinebach an der Wied fotografieren. Das machen viele Zeitgenossen, und mit den Möglichkeiten der Digitalfotografie ist die Anzahl der Hobbyfotografierer exorbitant gestiegen. Das Westerwälder Trio allerdings, seit Jahr und Tag als kunstschaffende Fotografen engagiert, macht sich gezielt auf die Suche nach Menschen aus aller Herren Länder. Ihr Ziel ist es, aus beinahe jedem Land der Welt mindestens ein Augenpaar abzulichten, um ihr gemeinsames Projekt „Die Augen der Welt“ zu vollenden.

Alle drei haben schon etliche Einzel- und Gruppenausstellungen in der Region und darüber hinaus hinter sich gebracht. Ihr derzeitiges Gemeinschaftsprojekt ist eine ganz besondere Herausforderung. Menschen bzw. Augenpaare aus knapp 80 Nationen haben die drei Künstler bereits zusammen, insgesamt sollen es an die 200 und damit ein Augenpaar aus fast jedem Land der Welt werden. Beliebtes Ziel für die Aufnahmen ist der Vorplatz des Kölner Doms. „Auf der Domplatte treffen wir fast immer Menschen aus Ländern, die wir noch nicht in unserer Sammlung haben“, berichtet Charly Schneider. Allerdings wird es mit jedem Mal schwieriger. Deshalb sind auch durchaus Ausflüge zum Frankfurter Flughafen oder zu internationalen Messen ins Auge gefasst, wo man dann mit höherer Wahrscheinlichkeit die Menschen aus den Ländern treffen könne, deren Augen noch im Projekt fehlten.

„Die Augen der Welt“ ist ein Projekt gegen jede Form von Rassismus. „Wenn wir den Menschen nur auf die Augen beschränken“, so Schneider, „dann sind alle gleich. Es gibt keine Unterschiede mehr - egal ob ich in den reichsten Gegenden der USA oder in den ärmsten Dörfern Afrikas, wo die Menschen ums tägliche Überleben kämpfen, bin.“ Wie richtig er damit liegt, merkt der Betrachter schnell. Denn in fast jedem Augenpaar, dass bis jetzt fotografiert wurde, glaubt man, Bekannte zu erkennen. Doch diese Bekannten leben bisweilen am anderen Ende der Welt.

„Wir sprechen ja gerne davon, dass die Augen die Fenster der Seele sind. Tatsächlich hat schon Hildegard von Bingen im 12. Jahrhundert erkannt, dass das, was wir mit unseren Augen sehen, zur Seele fließt“, erläutert Schneider. Gesehenes werde in der Seele zu Emotionen und in den Augen projiziert. So kann man den Menschen ansehen, ob sie traurig, verzweifelt, zornig, enttäuscht, zufrieden oder glücklich sind. Schneider, Koerner und Fandler haben auf ihrer Internetseite www.die-augen-der-welt.de bereits eine Vielzahl von Augenpaaren aus aller Welt abgebildet und ihr Projekt als ein humanistisches Manifest deklariert.

Aus der virtuellen soll das Projekt auch in die reale Welt übertragen und als Wanderausstellung konzipiert werden. „Unser Ziel sind rund 1.000 Augenpaare aus den Ländern der Welt, die wir dann auf mehreren Ausstellungstafeln anbringen wollen“, sagt Schneider, der auch Vater der Virtuellen Kunsthalle Altenkirchen ist, seit seinem zwölften Lebensjahr fotografiert und seit vielen Jahren mit seinen „Funny Objects“ eine eigene Ausdrucksform in der bildenden Kunst kreiert. Gemeinsam mit Kai-Uwe Koerner, der unter anderem bei Professor Floris Neusüss und Profesor Günter Rambow Fotografie studierte und heute Bildende Kunst am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Betzdorf unterrichtet, und Fotografie-Allrounder Martin Fandler, der auf eine stolze Reihe von Fotografie-Preisen blicken kann, will er sprichwörtlich die Augen öffnen und protestieren gegen die Art, wie Menschen vielfach miteinander umgehen bzw. umgehen müssen. (Andreas Schultheis)
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Foto: "Die Augen der Welt" erhalten durch die drei Westerwälder Foto-Künstler Karl-Heinz (Charly) Schneider, Kai-Uwe Koerner und Martin Fandler (von links) eine Stimme. Ihr Ziel ist eine Wanderausstellung für Humanismus und gegen jede Form von Rassismus.
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