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Nachricht vom 09.05.2017
Region
Erster Warnstreik bei der Firma Baumgarten in Daaden
Ein erster Warnstreik bei der Firma Baumgarten ist das Resultat einer völlig unbeweglichen Geschäftsleitung. Die hatte sich in Sachen Tarifvertrag völlig uneinsichtig gezeigt, und eine Lohnerhöhung von zwei Prozent angeboten. Auch die Drohung eines Insolvenzverfahrens sei aufgetaucht. Die IG Metall zeigt sich kampfbereit, und kündigte weitere Kampfmaßnahmen an.
Betriebsratsvorsitzender Detlef Weyand lobte die Belegschaft für die Kampfbereitschaft, links: Reiner Peters-Ackermann, politischer Sekretär der IG Metall Betzdorf. Fotos: annaDaaden. Genau zwei Wochen ist es her, da gab es eine zweite Betriebsversammlung der Belegschaft der Firma Baumgarten und in deren Rahmen eine Protestveranstaltung der Mitarbeiter, um ihren Forderungen nach Lohnerhöhung, Tarifbindung und Sicherheit Ausdruck zu verleihen (siehe AK-Kurier vom 24. Mai). Schon damals wurde von Verhandlungsführer Uwe Zabel (IG Metall Bezirk Mitte) für den 5. Mai ein erster Verhandlungstag angekündigt und keiner hat wirklich geglaubt, dass es da schon zu einem Ergebnis kommen würde. Die Verhandlung am Freitag verlief ergebnislos und so kam es am Dienstag, den 9. Mai zu einem ersten Warnstreik.

Die Früh-, und die Nachmittagsschicht legten für je eine halbe Stunde die Arbeit nieder und verließen die Werkshalle. Uwe Wallbrecher, der erste Bevollmächtigte der IG Metall Geschäftsstelle Betzdorf erklärte: von Seiten der Geschäftsleitung sei kein Wort zum Manteltarifvertrag, kein Wort zu Arbeitszeitverkürzung für ältere Arbeitnehmer, kein Wort zur Entgeltabsicherung für über 55 jährige gefallen. Es wäre eine zweiprozentige Lohnsteigerung ab dem 1. Juli bei gleichzeitiger Produktivitätssteigerung angeboten worden. Wallbrecher erinnerte an das am 1. April gefeierte Jubiläum der Firma und meinte, die Feierlichkeiten seine für die Geschäftsleitung beendet.

Den Mitarbeitern rief er zu: „Für uns ist noch lange nicht Schluss. Das Feiern hat für uns gerade erst begonnen.“ Das werde der Geschäftsleitung wahrscheinlich nicht gefallen. „Wie wir feiern entscheiden wir selber“. Zur moralischen Unterstützung der Streikenden hatten sich auch verschiedene Betriebsräte anderer Unternehmen in Daaden beim ersten Warnstreik der Baumgarten Belegschaft eingefunden. Darunter auch Bruno Köhler, der Betriebsratsvorsitzende von Federal Mogul und 2. Bevollmächtigte (ehrenamtlich). Köhler erklärte den Kolleginnen und Kollegen, dass die Belegschaft von Federal Mogul (ehemals Goetze) seit Ende der 60er Jahre schon Tarifgebunden arbeite und zu 85 Prozent gewerkschaftlich organisiert sei. Zur Art und Weise der Lohnfindung bei Baumgarten meinte er, das könne ja wohl nicht möglich sein. Köhler findet das Verhalten des Arbeitgebers bei Baumgarten ziemlich blöd. Eine Tarifbindung würde viel Arbeit ersparen. Den Streikenden sagte er: „Ihr macht den richtigen Schritt“. Sie sollten auch weiterhin Solidarität zeigen, dann würden sie den Kampf positiv beenden.

Betriebsratsvorsitzender Detlef Weyand rief seinen Leuten zu, dass er stolz auf sie sei und nannte die bisher gemachten und nicht eingehaltenen Versprechen seitens der Geschäftsleitung als Betrug. Zabel bedankte sich bei der Belegschaft, dass sie der IG Metall den Verhandlungsauftrag erteilt habe und fand, die Geschäftsleitung hätte sich am Freitag voll daneben benommen. Dies mit der Drohung, alle Mitarbeiter arbeitslos zu machen und Insolvenz anzumelden. „Lasst euch nicht für dumm verkaufen“, so die Warnung der Gewerkschaft. Für die aufgestellten Forderungen habe man eine ganz entspannte Situation. Der Arbeitgeber müsse einsehen, dass es zur sozialen Gerechtigkeit gehöre die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gleichberechtigt zu behandeln. Die Entgelte müssten erhöht und Sicherheit durch einen Tarifvertrag geboten werden.

Zabel machte aber auch klar, dass gegebenenfalls weitere Kampfmaßnahmen bis hin zu einem Erzwingungsstreik durchgeführt würden. Obwohl man das lieber nicht wolle. Aber der Vorstand in Frankfurt sei schon informiert und wenn nötig werde man eine Urabstimmung durchführen. Zu den konkreten Forderungen gehört die Anbindung an den Flächentarifvertrag bei Baumgarten. Kündigungsschutz für Mitarbeiter über 55 Jahre, die länger als 10 Jahre im Betrieb sind, sowie Entgeltsicherung für diese älteren Mitarbeiter. Seitens der IG Metall habe man der Firmenleitung das Angebot „Besser statt billiger“ gemacht. Darin geht es darum, Arbeitsabläufe im Unternehmen zu optimieren, um so Kosten einzusparen.

Wallbrecher sprach von einer Unverschämtheit, ein Prämiensystem einzuführen. Schon jetzt liegen die Baumgarten-Mitarbeiter vom Lohn her 25 bis 30 Prozent unter dem ihrer Kollegen in anderen vergleichbaren Betrieben. Die IG Metall will nun weitere Verhandlungstage mit der Geschäftsleitung ausmachen, die aber auch Aktionstage sein sollen, erklärte Wallbrecher. Sollte bis Anfang Juni kein Ergebnis zu Stande gekommen sein, wird ein Antrag auf Durchführung einer Urabstimmung erfolgen. (anna)
 
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