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Nachricht vom 27.05.2017
Kultur
Betzdorf-Decize: Städtepartnerschaft für ein geeintes Europa
Die Betonung der Freundschaft zwischen den beiden Städten und nicht zuletzt Menschen, authentische Herzlichkeit und eine Prise Pathos – die über 50 Jahre gewachsene Partnerschaft zwischen Betzdorf und dem französischen Decize erlebte seinen diesjährigen Höhepunkt auf dem offiziellen Festakt. Waren im vergangenen Jahr die Franzosen die Gastgeber, kam nun wieder den Betzdorfern diese Rolle zu.
Betzdorfs Bürgermeister Bernd Brato überreichte seinem Amtskollegen aus Dezice stellvertretend für die Stadt eine Fotocollage. Fotos: ddpBetzdorf. Wie wären die letzten Tage des Besuchs der Gäste aus Frankreich wohl verlaufen, wenn Marine Le Pen die Präsidentschaftswahlen gewonnen hätte? Ein paar Minuten der Beobachtung und des Zuhörens in der Stadthalle am Samstag reichen aus, um sicher zu sein: Ein Sieg der Rechtspopulisten hätte wahrscheinlich ein politisches Beben in und um Frankreich ausgelöst – aber keine Auswirkungen auf den Besuch der Gäste aus der französischen Partnerstadt Decize gehabt. 52 Jahre Freundschaft prägen und festigen. Die Atmosphäre beim offiziellen Partnerschaftstreffen in der Stadthalle ähnelte der einer großen Familienfeier. Gut, die Teilnehmer sind teils andere und insgesamt weniger, die Häupter oft grauer und vielleicht kahler, aber die freundschaftlichen, oft herzlichen, Beziehungen sind geblieben.

Und dem wohnt auch eine politische Dimension inne, wie besonders in der Rede des Betzdorfer Bürgermeisters Bernd Brato immer wieder herausgestellt wurde. Er erinnerte daran, dass von Anfang an die Begegnungen zwischen Bürgern im Mittelpunkt gestanden hätten. Und die sind nach wie vor lebendig. Am Donnerstagabend waren die französischen Gäste in Betzdorf angekommen, am Folgetag standen eine Stadtführung in Hachenburg an, ein Besuch der Westerwald-Brauerei und des Barbaraturms sowie der Dickendorfer Mühle. Dazwischen immer wieder: Momente der Geselligkeit, beispielsweise Grillabende, Bowlen und Mini-Golf. 170 Dezicer und Betzdorfer fanden sich in der Stadthalle zum offiziellen Höhepunkt der diesjährigen Begegnung ein, neben der offiziellen Delegation um Brato sind auch wieder die Feuerwehren und die Judokas des Budo-Clubs dabei.

Die Kommunalpolitiker hatten sich zuvor zu einem Arbeitstreffen zusammengefunden, um sich über Themen wie die Fusion der Verbandsgemeinden Betzdorf und Gebhardshain auszutauschen. Die großen politischen Linien wurden dann später in der Stadthalle behandelt. So sei die Phase des Kennenlernens und der Aussöhnung längst vorbei, stellte Brato fest. Doch bis heute leisteten Städtepartnerschaften einen wirksamen Beitrag zur Friedenspolitik. Die gegenseitige Neugier und das Interesse am Anderen bereiteten nicht nur den Weg für viele weitere Jahre der Partnerschaft zwischen den beiden Städten. Hinzu komme, dass dadurch die deutsch-französischen Beziehungen im Ganzen gestärkt würden. Über die Ortsgrenzen hinaus könne die Partnerschaft zu einem gemeinsamen vereinten Europa beitragen. Neuen Elan verspricht sich der Betzdorfer Bürgermeister hier von der Wahl Emanuel Macrons zum französischen Präsidenten.

Eine ähnliche Richtung schlug Bratos französischer Amtskollege Alain Lassus ein. Die letzten Wahlen seien auch wichtig gewesen für das gemeinsame Fortbestehen. Nur durch Zusammenarbeit könnten Probleme gelöst werden. Von Notständen sprach Lassus mit Blick auf die Ökologie, die Demokratie und des Vertrauens in Europa und der Welt insgesamt.
Frankreich und Deutschland seien hier der „Motor“, um diese Herausforderungen anzugehen. Und laut Lassus stelle die Städtepartnerschaft hier ein kleines, aber wichtiges, Stück im großen Austausch zwischen den Ländern dar. Der jetzige Landrat und ehemalige Bürgermeister Betzdorfs, Michael Lieber, würdigte diejenigen, die hierzu erst das Fundament gelegt hatten: die Wegbereiter der Freundschaft zwischen den beiden Städten, insbesondere diejenigen, die nicht mehr aktiv an ihr teilhaben können. (ddp)
 
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