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Nachricht vom 14.10.2017 |
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Region |
Germania Wissen: Eröffnungsfeier als Erlösung
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Die Eröffnung eines Hotels mit Gastronomie als Symbol für den Wiederaufstieg einer Stadt? Diesen Eindruck konnte man zumindest nach der Rede des Wisseners Bürgermeisters Berno Neuhoff gewinnen. Mut, Prachtbau oder Geschenk – er wie auch die übrigen Redner konnten gar nicht genügend positive Worte finden für das Projekt, das weit über die Grenzen der Sieg-Stadt Strahlkraft entwickeln soll. Und einem Wiederaufstieg geht ein Niedergang voran, den Neuhoff für einen Politiker ungewohnt ehrlich beschrieb. |
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Wissen. Voller Inbrunst singt der Stadtbürgermeister ins Mikro, während ihn die Band begleitet. Die Stimmung im vollen Saal, dem kleinen Kulturwerk, ist auf dem Höhepunkt. Die Gäste der Eröffnungsfeier lassen sich nicht lange bitten und werden zum großen Chor. Der Song, das Sieggold-Lied, wurde von Bürgermeister Berno Neuhoff nicht zufällig ausgewählt. Es stammt aus der Mitte des letzten Jahrhunderts, von dem Heimatkomponisten Fritz Ehlgen. Nun lebt es wieder auf, nach langen Jahren des Niedergangs einer ehemals stolzen Stadt, die mit Zuversicht in die Zukunft blicken konnte.
Diese Zeiten schienen lange vorbei. An diesem Abend wird nun das Germania-Hotel mit dazugehöriger Gastronomie eröffnet. Da wo bis 2015 noch die verbliebenen Ruinen der Germania-Brauerei ein Bild der Tristesse boten, steht nun ein Gebäude mit fast 40 Hotelzimmern (ein Teil wird bis Mitte November fertiggestellt sein), einem großen Veranstaltungssaal, drei Tagungsräumen, einem Restaurant mit Biergarten sowie einem Spielplatz.
Zwischen der feierlichen Eröffnung und der positiven Grundhaltung des Sieggold-Lieds liegen Jahre des Niedergangs, symbolisiert durch die Schließung des Walzwerks und eben der Germania-Brauerei. Man habe sich geschämt, wenn man außerhalb Wissens seinen Heimatort offenbarte, gibt Neuhoff in seiner Rede offen zu. „Wir hatten fast alles verloren“, sagt der Stadtbürgermeister. Stolz, Moral, Identität. Nach fast 30 Jahren habe Wissen aber nun den Wandel geschafft: vom Standort der Montanindustrie zur Dienstleistungsgesellschaft.
„Heute entsteht ein Stück Zukunftsfähigkeit.“
Ein ähnliches Bild zeichnete der Erste Kreisbeigeordnete Konrad Schwan in seiner Rede. Wo sich früher Industriebrachen dem Bahnfahrer der Siegstrecke offenbarten, seien heute wieder viele Stellen im Kreis zum Leben erwacht – gerade in Wissen, Stichwort: das Kulturwerk im ehemaligen Walzwerk. Oder eben das Germania-Hotel auf dem Gelände der abgerissenen Brauerei, im Übrigen gebaut ohne öffentliche Fördermittel, wie Neuhoff betont. Dieses Projekt beweise auch den starken Gemeinschaftssinn der Wissener, so der Bürgermeister: „Alle stehen zusammen.“ Es sei ein Wunder, wie aus „einem Schrotthaufen“ so etwas Faszinierendes erschaffen werden konnte. Und: „Heute entsteht ein Stück Zukunftsfähigkeit.“
Als „unglaubliches Geschenk“ empfindet der Vorsitzende der Wisserland Touristik, Matthias Weber, den Neubau. Nun sei es auch möglich, ganze Busladungen an Gästen in der Region unterzubringen, bisher „fast ein Ding der Unmöglichkeit“. „Kaum einer hätte versucht, in Wissen ein Hotel solcher Güte zu etablieren“, lobte er das Engagement der Investorenfamilien Sanktjohanser, Mayinger und Brucherseifer. Insbesondere Sanktjohanser hätte einen langen Atem bewiesen, so Wissens Verwaltungschef und Vorgänger Neuhoffs, Michael Wagener. Die Germania sei Geschichte, heute Gegenwart und gleichzeitig Versprechen für die Zukunft.
30 neue Arbeitsplätze entstehen mit dem Hotel und der Gastronomie, stellt Wageners Nachfolger, Berno Neuhoff, heraus. Und auch die Planung und der Bau des Projekts hat natürlicherweise für ordentlich Beschäftigung gesorgt, offenbar vorwiegend für regionale Unternehmen, wie in den Reden herausgestellt wird. Umfangreich dankt der Geschäftsführer der Gesellschaft hinter dem Projekt, Christoph Fischer, den Handwerkern, Planern, den Behörden oder auch den Nachbarn. Man hätte einen straffen Zeitplan umgesetzt, inklusive mehrfachen Planänderungen, so der Chef der Wissen GmbH & Co. KG.
Fischer selbst wird oft an dem Abend gewürdigt, insbesondere von einem der Bauherren, Franz-Rudolf Sanktjohanser. Ohne Fischer als Geschäftsführer hätte es von ihm auch kein grünes Licht gegeben für die Umsetzung der Pläne, die 2013 das erste Mal konkret geworden seien.
Insgesamt wurden 5,5 Millionen Euro investiert für Bau und Einrichtung. Und folgt man den Rednern so sieht man das investierte Geld und die Ausdauer bei der Umsetzung dem Gebäude auch an. „Welche Stadt im Kreis Altenkirchen hat so etwas schon“, sagt Berno Neuhoff stolz. Die Investoren hätten einen mutigen, einen risikoreichen, Schritt gewagt. Deshalb auch der Appell des Bürgermeisters an die Wissener: „Bitte nehmt das neue Brauhaus nun auch an.“ (Daniel-D. Pirker)
Info:
Und am Sonntag, 15. Oktober, wird im „Kleinen Kulturwerk“ ein Brunch von 9.30 bis 14 Uhr angeboten. Tags drauf, am 16. Oktober, schließt die Gastronomie die Pforten – der „einzige und letzte“ Ruhetag, betonte Geschäftsführer Fischer im Gespräch mit dem Kurier.
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Nachricht vom 14.10.2017 |
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