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Nachricht vom 27.10.2017 |
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Region |
Gesund und erfolgreich alt werden |
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Die Menschen werden älter, möchten aber natürlich so lange wie möglich selbstständig leben – eine Herausforderung für unsere heutige Gesellschaft. Wie dies gelingen kann, zeigten Wissenschaftler verschiedener Disziplinen während der FoKoS-Woche. |
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Siegen. „Wie fühlt es sich an, alt zu sein?“, war die Frage am vierten Tag der FoKoS-Woche (23. bis 27. Oktober) des Forschungskollegs der Universität Siegen. Eine Antwort darauf: „Alles wird schlecht. Man wird körperlich und kognitiv eingeschränkt, dazu kommen soziale Verluste“, referierte Prof. Dr. Simon Forstmeier eine veraltete These und brachte auch gleich das Gegenbeispiel dazu: „In den 80er Jahren kam das Modell des ‚erfolgreichen Alterns‘ auf: Man gewinnt an Lebenserfahrung, Reife und Ressourcen. Die Realität liegt wohl irgendwo in der Mitte.“ Zusammen mit fünf KollegInnen zeigte Prof. Forstmeier verschiedene Sichtweisen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen über das Altern auf.
Prof. Dr. Rainer Brück und Prof. Dr. Marcin Grzegorzek zeigten aus ihren Fachbereichen innerhalb der Naturwissenschaftlich-Technischen Fakultät, wie Technik dabei helfen kann, möglichst lange unabhängig zu sein. „Technik ist überall. Aber sie soll unauffällig sein, nützlich sein und nicht stören“, so Prof. Brück. Er stellte verschiedene Hilfsmittel vor: zum Beispiel einen Ring, der Stürze erkennen kann, oder einen Reif für Arme oder Beine, der Muskelspannung analysiert. Zurzeit arbeite sein Team an einer drahtlosen EKG-Messung, erklärte Prof. Dr. Rainer Brück.
Prof. Dr. Marcin Grzegorzek stellte zudem technische Begleiter in der Wohnung vor, zum Beispiel den SensFloor, der mithilfe von Sensoren ebenfalls Stürze erkennen kann, zusätzlich zu Sensoren an den Wänden. Zudem könnten mit intelligenten Brillen und Uhren sowie Smartphones außerhalb der Wohnung Daten aufgezeichnet und Sicherheit gewährleistet werden. Prof. Dr. Claudia Müller zeigte im Anschluss aber auch auf, dass technische Möglichkeiten runtergebrochen werden müssen auf die Lebenswirklichkeit der Menschen: „Wir müssen fragen: Was ist eigentlich technisch sinnvoll? Und was möchten die Nutzer?“.
Abgesehen von technischen Helfern, ist auch die innere Einstellung ausschlaggebend dafür, wie Menschen altern. Das wurde im Vortrag des Psychologen Prof. Dr. Simon Forstmeier deutlich. Verschiedene Faktoren spielten dabei eine Rolle: „Es ist hilfreich, wenn sich der Mensch immer wieder an neue Gegebenheiten anpassen kann, das kann man auch trainieren. Außerdem sollte man sich auf seine Ressourcen und Fähigkeiten konzentrieren und diese optimieren.“ Er erläuterte eine Strategie, die ein zufriedenes Älterwerden unterstützen und wirksam gegen Depressionen im Alter sein kann: die Lebensrückblicktherapie. Dafür entwickelt der Psychologe gemeinsam mit Kollegen ein Lebensbuch für den Computer, in das neben Fotos auch Musik und Videos eingefügt werden können.
An moderne Technik knüpfte der Vortrag von Prof. Dr. Dr. Björn Niehaves über „Digitalisierung, Demografie, Diversität“ an. Der Professor für Wirtschaftsinformatik und Direktor des FoKoS spielte dabei mit dem Vorurteil, dass jüngere Menschen intuitiv mit modernen Technologien umgehen können, während dies Älteren deutlich schwerer fällt. „Das stimmt natürlich nicht immer“, räumte Prof. Niehaves ein, „aber ein wahrer Kern steckt doch darin.“ Auch die Arbeitswelt werde deshalb zukünftig anders: „Es kann keinen Standard mehr in den Arbeitsbedingungen geben. Arbeitgeber, die Standards fordern, verlieren an Produktivität.“ In Zukunft müssten also Arbeitsbedingungen wie Ort, Zeit und Ausstattung individuell für den jeweiligen Arbeitnehmer variieren.
Ältere Menschen spielen aber nicht nur als Arbeitnehmer eine Rolle, sondern auch als Gründer. Das zeigte Meike Stephan, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Betriebswirtschafslehre von Prof. Dr. Arndt Werner. Durch die demografische Entwicklung werde die Gruppe der 30- bis 54-Jährigen, die zurzeit die meisten Gründer stellt, kleiner, die Gruppe der Menschen über 50 aber größer. Meike Stephan referierte die Vorteile dieser Gruppe in Bezug auf Gründungen: Häufigere Unterstützung durch einen Partner, weniger Belastung durch Kindererziehung und weniger Probleme, ein Startkapital aufzubringen. Gleichzeitig gebe es in dieser Gruppe aber viele Selbstzweifel, die die größte Hürde auf dem Weg in eine Selbstständigkeit darstellten. Hier müsse es in Zukunft mehr Beratungen geben, so Stephan.
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PM Universität Siegen |
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Nachricht vom 27.10.2017 |
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