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Nachricht vom 17.08.2009
Kultur
Virtuoser Ludwig Güttler verzauberte sein Publikum
Man nehme Posaune, Trompete, Tuba und Waldhorn und setze es nach alten musikalischen Wertvorstellungen in klangliche Szene. Was dabei herauskommt, muss nicht unbedingt Dicke-Backen-Musik sein. Stattdessen virtuos dargebrachte mittelalterliche Musik. Ludwig Güttler gab mit seinem Orchester sein Debüt in der Betzdorfer Stadthalle. Drei Zugaben waren die Folge, Zeichen eines rundum begeisterten Publikums.
Betzdorf. Wenn Ludwig Güttler sein Domizil in Dresden verlässt und auf die gewohnte Akustik der Frauenkirche verzichtet, kann er sicher sein, dass sein Publikum den Verzicht des großen Musikers zu schätzen weiß. In der Betzdorfer Stadthalle stellte Güttler als Meister der klassischen Trompete und Dirigent wieder mal sein Können unter Beweis. Eigentlich ist es verwegen, das Orchester Güttlers als "Blechbläserensemble" zu bezeichnen. Sicherlich, einerseits stimmt es natürlich, dass hier Trompete, Tuba, Posaune und Waldhorn eingesetzt werden. Andererseits verbindet man den Begriff "Blech" nur zu gerne mit Rumtata- oder Dicke-Backen-Musik. Und hier scheiden sich schon die Geister. Denn "Blech" hat einen leicht negativen Touch. Und den hat Ludwig Güttler keineswegs verdient.
Der Meister der klassischen Trompete hat seine eigene Aura. Primus inter pares ist er, setzt sich vor das Orchester und verteilt lässig seine Trompeten in der Fußgegend. Weiter oberhalb ist er dann minutenlang "gesplittet". Die linke Hand hält die Trompete, die rechte verrät derweil immer wieder mal den Dirigenten. Und zwischendurch bringt sich der ganze Ludwig Güttler mit seinem sächsischen Charme ein, mit unnachahmlichem Humor. Völlig trocken hebt er dann nur einen Daumen. Etwa wenn das Publikum voreilig zum Applaus bereit ist, klatscht wenn Güttler und seine Mannen doch ihren musikalischen Satz noch beenden wollen. Und Daumen hoch heißt: Wartet, eine haben wir noch...
Paul Weinert, Landrat des Westerwaldkreises, hatte Güttlers Orchester in Vertretung von Landrat Michael Lieber angekündigt, der am vergangenen Samstag erst aus dem Urlaub kommen sollte. Weinert wusste, dass man den von den Landkreisen Altenkirchen, Neuwied und Westerwaldkreis gestalteten "Bläsersommer" nicht besser untermalen konnte als durch den Namen Güttler.
Der bot mittelalterliche Weisen von Bach bis Bruckner und zeigte die ganze Leistungsfähigkeit des Ensembles. Etwa dann, wenn er die Akustik der Stadthalle dadurch korrigierte, indem er drei Bläser auf der Empore "stationierte". Insgesamt gesehen eine virtuose Darbietung des weltberühmten Ludwig Güttler. Drei Zugaben mussten es natürlich sein. Die Begeisterung des Publikums kannte da wenig Grenzen. Etwa wenn einer den Vordermann anraunzte: "Weiterklatschen, die gehen sonst..."
Sie gingen nicht. Die Zugaben waren sicher. Und um zu vermeiden, dass der Abend sich ins Unermessliche dehnte, zog Ludwig Güttler schon nach der zweiten Zugabe die rhetorische "Reißleine": "Nach der nächsten Zugabe wünsche ich Ihnen einen schönen Heimweg..." Das brachte der Virtuose wieder ganz trocken heraus. So bestimmt, dass seine Worte wenig Widerspruch duldeten...(Werner Wenzel)
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Ludwig Güttler zeigte sächsischen Charme. Mehr als drei Zugaben war allerdings nicht "drin". Fotos: Werner Wenzel
 
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