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Nachricht vom 05.01.2018 |
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Region |
Rücksicht und Verständnis für Drückjagden gewünscht |
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Die Drückjagdsaison für die Jagdberechtigten steht vor der Tür. Mit speziell ausgebildeten Hunden werden die Wälder durchkämmt, um Rehe und Wildschweine zu erlegen. Dies ist notwendig, um Schäden in der Land- und Forstwirtschaft zu begrenzen, der Ausbreitung von Seuchen entgegenzuwirken und Verkehrsunfälle mit Wild zu minimieren. |
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Region. Nach den schweren Stürmen der letzten Jahre haben sich weiträumige Dickungskomplexe gebildet. Schalenwild wie Rehe und Wildschweine finden überall Unterschlupf und können sich der Jagd entziehen. Der heranwachsende Wald macht sie fast unsichtbar und die Schalenwildbestände haben sich teils explosionsartig vermehrt. Baumarten wie Eiche und Tanne sind für das Rehwild besonders schmackhaft und werden mit Vorliebe gefressen. Wenn die Rehbestände nicht einreguliert werden entmischt sich der junge Wald zugunsten von weniger gefährdeten Baumarten wie Fichte und Kiefer. Die Folge sind Monokulturen, die besonders anfällig für Sturm und Borkenkäfer sind. Artenreiche und klimastabile Wälder können so nicht entstehen.
Gerade die Wildschweine profitieren von den großen zusammenhängenden Dickungskomplexen in den Wäldern. Eichel- und Buchenmasten haben in den letzten Jahren im Winter den Futtertisch gedeckt, sodass die Wildschweine reichlich Nahrung finden konnten. Auf landwirtschaftlichen Flächen hat das Schwarzwild das ganze Jahr über reichlich Futter, harte Winter mit starken Frösten sind mittlerweile Ausnahmeerscheinungen. Es fehlt ein natürliches Regulativ in der Populationdynamik des Schwarzwildes. Die Folge sind massive Schäden in der Landwirtschaft in Maisfeldern und auf Grünland. In wenig bejagten Gebieten kommt es zu Übergriffen auf Friedhöfe, Sportplätze und mittlerweile sogar in Vorgärten.
Mit zunehmenden Wilddichten häufen sich Wildunfälle an Straßen. Zum Glück sind es oft nur Blechschäden. Bei schwerem Wild und einem unglücklichen Zusammenprall kann es aber auch zu schweren Personenschäden kommen und im schlimmsten Fall tödlich enden. Schwarzwild kann durchaus 100 Kilogramm und mehr auf die Waage bringen.
In den Hatzfeldt-Wildenburg’schen Wäldern - zwischen Wissen und Friesenhagen - konnten durch eine engagierte Jagd die Wildbestände so einreguliert werden, dass die Verkehrsunfälle mit Wild deutlich reduziert wurden. So liegen die Fallwildraten (Verhältnis verkehrsbedingter Wildopfer zur Jagdstrecke) deutlich unter dem Kreisdurchschnitt. Wildunfälle sind hier äußerst selten geworden!
Mit hohen Wildbeständen steigt die Gefahr das Seuchen ausbrechen. Eine sehr ernstzunehmende Gefahr stellt zurzeit der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest dar, die mittlerweile in Polen und Tschechien ausgebrochen ist und vor unserer Haustür steht. Nur regulierte Bestände können dem Risiko eines Ausbruchs in Deutschland vorbeugen. Durch einen engagierten Jagdbetrieb haben sich artenreiche und stabile Wälder natürlich entwickelt. Schäden in der Landwirtschaft konnten begrenzt und dem Ausbruch von Seuchen bislang entgegen gewirkt werden.
Um Rehen und Wildschweinen habhaft zu werden, müssen die Dickungskomplexe mit Jagdhunden durchkämmt werden. Die Hunde tragen signalfarbende Warnwesten. Es werden spezielle Hunde eingesetzt, die das Wild selbstständig suchen und der Spur laut folgen (stöbern). Durch die Hartnäckigkeit der Stöberhunde verlässt das Wild die Dickungen. Das Wild wird dabei nicht gehetzt, da der Hund in der Dickung die Spur mit der Nase arbeiten muss. Er hat keinen Sichtkontakt zum Wild. Rehe und Wildschweine sind Meister des Versteckens und versuchen die Verfolger durch Haken geschickt loszuwerden. Das Wild bricht nicht in Panik aus, sondern hört die bellenden Hunde und zieht vor ihnen her, in der Hoffnung, der Hund verliert die Spur. Verlässt das Wild die Dickung oder steht es in einer Lücke, kann der geübte Schütze vom Hochsitz aus einen gezielten Schuss anbringen. Alle teilnehmenden Schützen müssen einen jährlichen Schießnachweis mit sich führen, der sicherstellt, dass auf einem Schießstand geübt wurde.
Wild ist sehr lernfähig und verknüpft sehr schnell, wo es nicht bejagt wird und zieht sich in diese Gebiete zurück. So sind Wälder und Dickungen an Straßen beliebte Tageseinstände. Von dort wandert das Wild nachts in die Felder und Wiesen. Damit steigt das Risiko von Wildunfällen. Um dieser Tendenz entgegenzuwirken müssen auch die straßennahen Bereiche mindestens einmal jährlich bejagt werden. Auf stark frequentierten Straßen ist dies nur ohne Unfälle möglich, wenn das Tempo heruntergeregelt wird. Dazu hat die Kreisverwaltung Altenkirchen im Jahre 2005 eine Verkehrsrechtliche Anordnung erlassen. Unter Angabe des Streckenabschnitts und Einhaltung des Beschilderungsplans müssen die betroffenen Straßen auf Tempo 30 km beschränkt werden. Nur durch Einhaltung dieses Tempolimits durch die Autofahrer können Unfälle mit anderen Verkehrsteilnehmern und mit Wild verhindert werden. Hinzu kommt, dass auch Hunde eingesetzt werden, die überfahren werden können.
Die Beschilderung ist daher keine Willkür des Jagdausübenden, sondern verpflichtend für jede Jagd in der Nähe öffentlicher Straßen. Das Tempolimit ist für jeden Verkehrsteilnehmer bindend. Zuwiderhandlungen können verfolgt werden und ziehen eine Ordnungswidrigkeit nach sich. Für die Jagd werden spezielle Stöberhunde eingesetzt, die selbständig jagen. Sie sind auch Familienmitglieder, deren Verlust äußerst schmerzvoll ist.
Viele Verkehrsteilnehmer halten sich an dieses Tempolimit und gewährleisten so, dass eine ordnungsgemäße Jagd ausgeführt werden kann. Leider kommt es aber auch vor, dass das Tempolimit nicht beachtet wird und Streckenposten sogar verbal angegangen werden. Revierleiter Thomas Boschen, Organisator zahlreicher Drückjagden im Revier Oberbirkholz, hat dafür kein Verständnis und berichtet: "Im letzten Jahr konnte ein Hundeführer gerade noch seinen Hund vor einem aufgebrachten Autofahrer zur Seite ziehen, um den Tod seines Hundes zu verhindern. Eingesetzte Streckenposten wurden beschimpft. Ein Streckenposten wurde von einer Stoßstange touchiert.“
In Anbetracht der jagdlichen und gesellschaftlichen Notwendigkeit Wildbestände einzuregulieren, ist dieses Verhalten nicht nachzuvollziehen, zumal die Beschränkung nur eine kurze und übersichtliche Zeitspanne dauert. Die diesjährige Drückjagdsaison lief bisher ohne Zwischenfälle ab. Es wäre wünschenswert, wenn dies auch zukünftig so bliebe. (PM)
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Nachricht vom 05.01.2018 |
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