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Nachricht vom 23.04.2018 |
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Region |
BI Wildenburger Land: Für das Recht auf eine unversehrte Heimat |
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Die Bürgerinitiative Wildenburger Land (BI) sieht das gleichnamige Landschaftsschutzgebiet in Gefahr. In einer öffentlichen Veranstaltung in Friesenhagen-Steeg informierte die BI über geplante Windindustrieanlagen im Grenzgebiet der oberbergischen Gemeinden Morsbach und Reichshof sowie des nördlichen Kreises Altenkirchen. Die Referenten forderten Rückzugsgebiete für Menschen und Tiere und warfen die Frage des späteren Anlagen-Rückbaus auf. Außerdem sei zu bedenken, dass die Menge nicht nutzbaren Stroms mit dem Windkraft-Ausbau weiter zunehme. |
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Friesenhagen-Steeg. „Ist das Landschaftsschutzgebiet Wildenburger Land in Gefahr?“ Mit dieser Frage beschäftigten sich die Referenten einer Veranstaltung der Bürgerinitiative Wildenburger Land (BI) im Bürgerhaus Friesenhagen-Steeg. Sowohl die Referenten als auch die rund 100 Zuhörer waren sich am Schluss einig: Die naturnahe Waldlandschaft im Grenzgebiet der oberbergischen Gemeinden Morsbach und Reichshof sowie des nördlichen Kreises Altenkirchen ist vor allem durch die geplanten Windindustrieanlagen in Gefahr.
Udo Otterbach, Sprecher der BI, hielt zu Beginn eine kurze Rückschau auf die
bisherigen Aktivitäten des Vereins. Danach konnten von den ursprünglich 18 geplanten Windindustrieanlagen fünf im Bereich der Mohrenbach verhindert werden, weil durch ein eigenes Artenschutzgutachten der BI-Mitglieder Christoph Buchen und Horst Braun ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko für den Schwarzstorch und den Rotmilan dort prognostiziert werden konnte. Horst Braun stellte die Landschaftsschutzverordnung für das Wildenburger Land vor, die genau vor 50 Jahren erlassen worden ist. Der BI-Arbeitskreis Arten- und Naturschutz hatte einen Abgleich zwischen Verordnungstext und den geplanten Windindustrieanlagen vorgenommen und war zu dem Ergebnis gekommen, dass diese neuen Anlagen den Schutzzwecken der Verordnung entgegenstehen.
Potentialflächen erläutert
Otterbach und Braun erläuterten die beiden Potentialflächen, die die Verbandsgemeinde Kirchen für Windindustrieanlagen in einem Auswahlverfahren ermittelt hatte und die jetzt durch einen Flächennutzungsplan festgesetzt werden sollen. Eine Fläche liegt in der Nähe des Wasserschlosses Krottorf und unmittelbar neben dem dortigen Ruheforst, die andere Fläche zwischen Rübegarten und Hohhäuschen/Wöllenbach. Neben dieser Flächennutzungsplanung sind der BI auch noch weitere aktuelle Windkraftpläne eines Investors zwischen der Gemeindegrenze von Morsbach und dem Raum Steeg bekannt geworden. Hiergegen wird die BI jetzt ein erneutes Artenschutzgutachten erarbeiten.
Manipulation der öffentlichen Meinung
Matthias Wilkes, einer der Hauptreferenten des Abends, war von 2003 bis 2015 Landrat des Kreises Bergstraße und ist Vizepräsident des Verbandes Deutscher Naturparke. Er stellte zu Beginn seiner Rede fest: „Mit Windrädern geben sie das Preis, was den höchsten Wert ihrer Heimat ausmacht, die schöne Landschaft.“ Alle Zielsetzungen und Behauptungen rund um das Thema Windräder träfen zudem nicht ein und die öffentliche Meinung würde massiv manipuliert, behauptete der studierte Jurist Wilkes. Mit Blick auf den Klimaschutz habe der Ausbaue der Windkraft keine Verbesserung gebracht. Daher sei es nicht zu rechtfertigen, hier Windräder zu bauen, und es sei daher richtig, dass sich die BI dagegen auflehne.
Im Hinblick auf das Haus Hatzfeldt solle man den Grundstückseigentümer, der Windindustrieanlagen zulässt, daran erinnern, dass es keine Nachhaltigkeit im Waldbau ist, wenn tonnenweise Beton und Stahl in den Waldboden gekippt werden. Außerdem könne man aus dem Grundgesetz die Verantwortung herleiten, dass Eigentum verpflichtet. Wilkes sagte weiter: „Niemand kann heute sicher stellen, dass der Beton jemals wieder aus dem Waldboden entfernt wird. Dafür gibt es keine Geldreserven.“ Matthias Wilkes forderte Refugien für Tiere. „Und auch der Mensch braucht Rückzugsgebiete, die der Seele guttun. Statt den ländlichen Raum zu stärken, wird durch Windräder das Landschaftsbild geopfert. Die Menschen hier haben das Recht auf eine unversehrte Heimat.“, meinte er.
Demos vor Schloss Krottorf?
Der Referent riet der BI: „Weil der Mensch in der Windkraftplanung nicht zählt, müssen sie qualifizierte Gutachten über planungsrelevante Tierarten erstellen lassen. Nur damit können sie die Windräder verhindern.“ Unter dem Applaus der Zuhörer schlug er vor: „Demonstrieren sie jede Woche vor der Pforte des Schlosses Krottorf, bis der Grundstückseigentümer seine Windkraftvorhaben aufgibt.“
Gastredner Dr. Björn Peters ist Physiker, Ressortleiter Energiepolitik beim Deutschen Arbeitsgeberverband und gilt als einer der profiliertesten Vordenker der Deutschen Energiepolitik. In seinem Vortrag beleuchtete er die Rolle der Windkraft für die deutsche Stromversorgung. Der Strompreis sei von 1998 bis heute stetig gestiegen, und die meisten Windparks arbeiteten defizitär und würden aus Steuermitteln subventioniert. Man töte und vertreibe mit Windrädern Schwarzstörche, Rotmilane und Haselhühner, trotzdem sei die CO2-Emission nur bis 2010 gesunken.
Welpenschutz für eine Förderung ist vorbei
Nach Auffassung von Peters müsse man den Investoren klarmachen, „dass sie bei der Windkraft auf Dauer Geld dabei tun würden“. Auch das Haus Hatzfeldt als Grundstückseigentümer habe nach dem Bundesbaugesetz eine Verpflichtung für den späteren Rückbau von Windkraftanlagen. Aufgrund der Analyse von Wetterdaten hat Björn Peters über mehrere Jahre festgestellt, dass die Windkraft keine Sicherheit auf gleichbleibende Stromversorgung bietet, weil es lange Phasen von Windflauten gibt und die Stromspeicherung physikalisch unrealistisch ist. „Die Menge nicht nutzbaren Stroms nimmt mit dem Ausbau weiter zu.“, stellte Peters fest und forderte, die Subventionierung der Windkraft einzustellen. „Der Welpenschutz für eine Förderung ist vorbei. Mit Windkraft erreichen wir nichts, außer Profite und Naturzerstörung“, meine er.
Unter der Überschrift „Landschaft unter Druck“ zählte BI-Sprecher Christoph Gehrke zum Schluss noch 14 weitere Projekte, wie beispielsweise neue Gewerbegebiete, Wohngebiete, Stromtrassen, die Rodung von Alleebäumen und die geplante Forensische Klinik, auf, bei denen auch im Umfeld, Landesgrenzen überschreitend in die Landschaft eingegriffen wird und die das Wildenburger Land in zehn Jahren anders aussehen lasse werden. Das sei ein Frontalangriff auf die Schönheit, Stille und friedliche Ausstrahlung dieser einmaligen Landschaft den es abzuwehren gilt, zum Schutz des Landschaftschutzgebiet Wildenburger Land. (PM)
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Nachricht vom 23.04.2018 |
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