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Nachricht vom 10.05.2018 |
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Ranga Yogeshwar über aufregende Zeiten: „Worauf warten wir?“ |
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„Die Angstszenarien von intelligenten Robotern, die bald unsere Welt übernehmen, teile ich ebenso wenig wie die Vision baldiger Unsterblichkeit. Wir sollten keine Angst vor dem morgen haben.“ Der das sagt, ist Ranga Yogeshwar. Mit seinem Buch „Nächste Ausfahrt Zukunft“ war der TV-Journalist und Physiker zu Gast bei den Westerwälder Literaturtagen in einer Stadt, deren Namen er besonders „cool“ fand: in Wissen. |
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Wissen. Der Wissenschaftsjournalist und Physiker des deutschen Fernsehens, Ranga Yogeshwar, bekannt für seine Begabung, komplizierte wissenschaftliche Zusammenhänge leicht verständlich zu erklären, wie in „Wissen vor acht“ oder „Quarks“, sorgte anlässlich der 17. Westerwälder Literaturtage im Kulturwerk in Wissen für eine Rekord-Besucherzahl. Mit dem Leitthema Industrie-Kultur lehnen sich die Literaturtage erneut an das Motto des Kultursommers Rheinland-Pfalz an. Maria Bastian-Erll, die Programmleiterin der Westerwälder Kulturtage, begrüßte die Zuhörer und bedankte sich bei den vielen Sponsoren, dem Kultursommer Rheinland-Pfalz, dem Kreis Altenkirchen und verschiedensten Institutionen und Firmen.
Yogeshwar: Cool, in einer Stadt namens Wissen zu sein
Vieles treibt die Menschen heutzutage um. Schlimme Szenarien und Zukunftsängste bringen so manchem um den Schlaf. „Nächste Ausfahrt Zukunft“, so der Titel des neuen Buchs des gebürtigen Inders Yogeshwar, der 2014 den Medienpreis für Sprachkultur erhielt und der es bei seiner Begrüßung als „cool“ empfand, in einer Stadt zu sein die Wissen heißt. Für seine lebendigen Ausführungen erntete er nicht nur viele Lacher, sondern auch begeisterten und anhaltenden Applaus. Er nahm die Zuhörer mit in das 19. Jahrhundert und zeigte anhand vieler Beispiele einen Blick aus seiner ganz speziellen Perspektive auf unsere Welt im Wandel und traf den Nerv der Zuhörer. Die Lesung wich vom üblichen Format ab. Eine unterhaltsame Mischung aus Fotos und Videos, gepaart mit kleineren Experimenten und Spielen mit Beteiligung der Zuhörer ließ die eineinhalb Stunden im Flug vergehen. Die Themenvielfalt reichte von alltäglicher Erfahrung mit seinem voll automatisierten Kaffeeautomat, Smartphone, autonomem Autofahren, Online-Shopping bis hin zu Siri, Google und Alexa, dem Netzlautsprecher von Amazon.
Von Menschen gemacht epochale Umbruchphase
Der Autor warf Fragen von grundsätzlicher Bedeutung auf und gab weitreichende Aussagen zur Entwicklung, die zu tun habe mit Vergehen und Neuentstehen. So werde es in den nächsten Jahrhunderten eine neue Qualität geben in der Veränderung unseres Planeten. Eine epochale Umbruchphase, nicht durch kosmische Einschläge oder durch katastrophale Vulkanausbrüche, sondern durch den Menschen. Der Wissenschaftler sieht uns mitten in einem globalen Prozess, in einer Welt des Fortschritts, in der alles irrwitzig schnell geht. Bis 100 Millionen Menschen ein Wählscheiben-Telefon besaßen, hat es satte 75 Jahre gebraucht. Facebook benötigte etwas über vier Jahre bis zur Anzahl von 100 Millionen Nutzern, inzwischen sind es 2,2 Milliarden. Fortschritt ist heute da und kann morgen explodieren: Aus heutigen Innovationen wird in rasender Schnelligkeit die Regel. Das verändert uns. Yogeshwar: Der neue Mensch müsse sich im Ungeborgenen geborgen wissen, diese paradoxe Anforderung sei für viele von uns kaum erträglich.
Was kommt auf uns zu?
Kommt Schlimmes auf uns zu? Die Digitalisierung ist in vollem Gange. Stimmbiometrie ist schon Normalität, man erkennt nicht mehr, ob es sich beim Gesprächspartner um Mensch oder Maschine handelt. Die totale Überwachung macht uns Angst. Künstliche Intelligenz, Computer, die schlauer als Menschen und sie bereits mit ihrer Logik besiegen. Löst sich unsere Privatsphäre auf? Sogenannte neuronale Systeme bestehen aus mehreren Ebenen. Die Systeme lernen schnell und können in verschiedensten Bereichen zu Problemen führen. Algorithmen von Banken entscheiden nach Eingabe von Daten wie Email oder sozialen Kontakten in kurzer Zeit über die Kreditvergabe oder Ablehnung. Natürlich gibt es auch jede Menge positiver Beispiele. So kann zum Beispiel die Medizin von der neuen Technik profitieren.
Braucht Amazon Gesundheitsdaten?
Zum Schluss seines Vortrags macht der Wissenschaftler den Anwesenden Mut: „Dieses Buch dient nicht dazu, zu sagen: jetzt wird alles schlimmer. Wir müssen alle darüber nachdenken, was wir wollen, wieweit wollen wir gehen, was einschränken. Vielleicht ist es toll, Gesundheitsdaten zu bekommen, aber muss Amazon die haben? Es ändert sich was. Die Bilder von Krieg, Terror und Umweltkatastrophen wirken irritierend, doch dadurch übersehen wir, dass unsere Welt tatsächlich besser geworden ist. Wir sollten uns vom Fatalismus verabschieden, denn die Daten erzählen eine andere Geschichte. Statistische Daten zeigen wie sehr unsere Vorstellung vom Zustand dieser Welt der Realität wiederspricht. Die Welt von heute ist in vielerlei Hinsicht besser als sie je war und es gibt viele Gründe, dass dieser Trend sich fortsetzt. Vor uns steht eine Reihe von Herausforderungen. Die Angstszenarien von intelligenten Robotern, die bald unsere Welt übernehmen, teile ich ebenso wenig wie die Vision baldiger Unsterblichkeit. Wir sollten keine Angst vor dem morgen haben. Wir leben in der aufregendsten Zeit, die es je gab. Worauf also warten wir? Unsere Zukunft hat begonnen“. Natürlich trug sich auch Ranga Yogeshwar, wie alle bedeutenden Besucher der Stadt, zum Abschluss der Veranstaltung in das Goldene Buch der Stadt Wissen ein. (GW)
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Nachricht vom 10.05.2018 |
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