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Nachricht vom 23.06.2018
Politik
Jetzt sprechen die Eltern: Gericht soll Grundschul-Aus in Herkersdorf stoppen
Wenige Tage, nachdem die Aufsichts- und Dienstleistungs-Direktion (ADD) Trier den endgültigen Schließungsbescheid für die Herkersdorfer Grundschule geschickt hat, machte die Elterninitiative ihrem Unmut in einem Pressegespräch Luft: Sie legte nicht nur dar, dass ihr Konzept und die Argumente für den Erhalt der Schule nicht gewürdigt wurden, sondern stellt auch die Rolle von Schulleiter Lars Lamowski in Frage. Geschlagen gibt man sich nicht: „Wir werden mit der Verbandsgemeinde zusammen versuchen, eine einstweilige Verfügung gegen den Sofortvollzug zu bekommen“, hieß es beim Pressegespräch.
Die Elterninitiative Grundschule Herkersdorf-Offhausen hatte zum Pressegespräch geladen. Die Botschaft: Hier wird nicht aufgegeben. Allerdings benennt man klar, wer nicht für die Grundschule gekämpft hat. (Foto: GW)Kirchen-Herkersdorf. Vier Grundschulen sind landesweit verblieben, die geschlossen werden sollen. Für die drei ist die Entscheidung bereits gefallen. Ganz oben auf der Liste steht Kirchen-Herkersdorf. Die offizielle Mitteilung hierzu kam wenige Tage vor Beginn der Sommerferien. So leicht geben die Eltern der Kinder in der Grundschule Herkersdorf allerdings nicht auf. Dr. Josef Rosenbauer als Sprecher der Elterninitiative verteilte am Freitagabend bei einem Pressegespräch Kopien des 13 Seiten umfassenden Schreibens von Thomas Linnertz, dem Präsidenten der Aufsichts- und Dienstleistungs-Direktion (ADD) Trier, in dem die Aufhebung des Grundschulstandortes Kirchen-Herkersdorf der Grundschule Kirchen mit Ablauf des Schuljahres 2017/18 und die Änderung des Schulbezirkes offiziell mitgeteilt werden. Jetzt wurde Tacheles geredet, Namen genannt.

Von Schulleitungen enttäuscht
Rosenbauer gab noch einmal eine kurze Sachstandsanalyse und ging auf das Ablehnungsschreiben ein. Laut Rosenbauer führt das Bildungsministerium die Elterninitiative und die kommunale Selbstverwaltung seit eineinhalb Jahren an der Nase herum. Die vorgebrachten Argumente und Konzepte seien von Anfang an nicht ernst genommen worden. Egal wie die Eltern auch entschieden hätten, die Schließung habe von Anfang an festgestanden. Die Schulleitungen hätten sich zum verlängerten Arm der ADD und des Ministeriums machen lassen, sich also nicht wirklich positiv für den Schulstandort eingesetzt, eher das Gegenteil sei der Fall. Die Elterninitiative hatte sich gegründet aus gemachten Erfahrungen im Schuljahr 2016/17, da war von Leitlinien für die Schulen noch keine Rede. Damals nahmen am Gespräch auch der damalige Bürgermeister und die kommissarische Schulleitung teil. Von deren Seite sei alles versucht worden, damit keine Kinder in Herkersdorf angemeldet würden. Daraufhin wurde die Elterninitiative erstmals richtig aktiv und es gelang, die Schließung zu verhindern.

Eigenes Konzept entwickelt
Im Februar gab es eine öffentliche Veranstaltung, bei der das erste Konzept der Elterninitiative vorgestellt wurde – mit einer riesigen Resonanz: „So viel zu der Aussage, es gibt keine Rückendeckung. Ich habe selten hier oben eine Veranstaltung gesehen, die so gut besucht war und bei der eine solche Einigkeit bestand“, so Rosenbauer. Gemeinsam wurde mit dem Verbandsgemeinderat gegen den damaligen Bürgermeister und gegen die ADD gekämpft. Ein einstimmiges Konzept wurde verabschiedet. In den Leitlinien stand, dass die ADD die Räte vor Ort begleiten und unterstützen soll. Zweimal war die ADD vor Ort, ohne positiven Effekt. Es gab ein erneutes Anhörungsverfahren, gemeinsam fuhr man nach Mainz und schöpfte neue Hoffnung. Die Anwesenden erbost: „Unser Konzept hat nie eine vernünftige Würdigung erfahren. Von Wertschätzung unserer Arbeit ist in keiner Weise auch nur ein Funke rübergekommen, außer aus dem Verbandsgemeinderat“. Dem dankten die Anwesenden wie auch den Vertretern der Ratsfraktionen und dem neuen Bürgermeister Maik Köhler. Solch eine Geschlossenheit erlebe man nicht häufig. Schulleiter Lars Lamowski hingegen habe – ebenso wie seine Vorgängerin Evelyn Hilbig und Schulrätin Marie-Luise Hees – immer wieder versucht, die Anmeldungen in Herkersdorf zu verhindern.

ADD ignorierte Argumente
Die Elterninitiative erläuterte, dass in allen Gesprächen mit der ADD, dem Verbandsgemeinderat und den Landtagsabgeordneten die Schulleitung massiv Einfluss genommen habe mit negativen Aussagen zur Herkersdorf Schule. Im Ablehnungsschreiben ist aufgeführt, dass im Schuljahr 2012/13 die eigenständige Grundschule Herkersdorf/Offhausen aufgehoben wurde und die Michaelschule „Auf dem Molzberg“ in Kirchen durch Bildung des Schulstandortes Herkersdorf um eine so genannte Sprengelschule erweitert wurde. Im Jahre 2016/17 waren 24 Schüler in Herkersdorf gemeldet. Die Zahl ist nur zustande gekommen, weil elf Schüler zum damaligen Zeitpunkt in Herkerdorf angemeldet wurden. „Sonst wäre der Sack zu gewesen, worauf man Jahre hingearbeitet hat“, so Rosenbauer. Im Schuljahr 2017/18 gab es mehr Schüler durch Zuzug. Im Verfahren selbst sind schon sechs Schüler mehr gekommen, die eingeschult werden in den Jahren 2021/22 und 2022/23. Alle diese Argumente interessierten die ADD nicht.

Kirchener Standorte gegeneinander ausgespielt
Als Gipfel der Unverschämtheit empfinden es die Eltern, dass die Schulbehörde nach Prüfung des Konzeptes zum Ergebnis gekommen sei, dass keine wesentliche Steigerung der Schülerzahlen am Schulstandort Herkersdorf zu erwarten sei. Dies werde durch die Anmeldungen für das Schuljahr 2018/19 bestätigt. Die ADD ist der Meinung, das Konzept führe zu einer höheren Schülerzahl, weil das Schulverhalten in der Vergangenheit auf die Zukunft übertragen werde. Der Schulausschuss der Grundschule Michaelschule Kirchen stellte das Benehmen für beide Maßnahmen her. Der Schulausschuss ist gebildet aus Lehrern und wird vorbereitet vom Schulleiter der Michaelschule Kirchen, Lars Lamowski. Die Behandlung von Gastschulverfahren sei absolut unterschiedlich gehandhabt worden. Statt zu versuchen sich für den Schulstandort stark zu machen, wären in Kirchen auch noch die beiden Standorte gegeneinander ausgespielt worden. Der Schulelternbeirat stellte weder das Benehmen für die vorgesehenen Maßnahmen her noch versagte er diese ausdrücklich, was Josef Rosenbauer jegliche Grundlage für die Schließung entbehrt. Der Bezirkspersonalrat hat gegen die Aufhebung des Schulstandortes gestimmt. Der Hauptpersonalrat, dem Lars Lamowski angehört, hat wiederum mit Beschluss vom 4. Juni der Aufhebung zugestimmt.

Die in Koblenz, Trier und Mainz waren nicht da
In den letzten zwei Jahren hat die Herkersdorfer Grundschule nur eine sehr geringe Akzeptanz erfahren – nicht weiter erstaunlich da in diesem Zeitraum nur über die Schließung des Standortes diskutiert wurde. Besonders ärgert die Eltern auch die weitere Begründung der ADD, dass die Bildung von drei Klassen nur erreicht würde, wenn alle bzw. ein Großteil der Kinder, die nach Maßgabe des geltenden Schulbezirks den Schulstandort besuchen sollten, dies auch tun würden. Davon könne künftig nicht ausgegangen werden. „Woher haben die die Weisheit, dass das nicht so ist?“ so Rosenbauer. Besonders betroffen ist die Elterninitiative vom Ergebnis einer anonymen Umfrage im Dezember 2017, in der sich 28 von 34 Eltern positiv zu den Überlegungen einer Erweiterung des Betreuungsangebotes äußern und trotzdem der Fortbestand der Schule nicht bestätigt wird. „Wir sind doch die, die geredet haben. Die in Koblenz, Trier und Mainz waren nicht einmal hier um ein Gespräch mit den Eltern zu führen. Die wissen nicht, was Sache ist“, so Rosenbauer. Und den im Brief aufgeführten organisatorischen Mehraufwand für die Schulleitung am Hauptstandort? Den lässt Rosenbauer nicht gelten. Schulleiter Lamowski habe schließlich Zeit genug, sich einmal in der Woche um seinen Posten im Hauptpersonalrat zu kümmern.

Wie geht man mit Eltern um?
Die Elterninitiative ist erbost, dass alle Bemühungen null und nichtig sind. Rosenbauer: „Wie geht man mit Menschen, mit Eltern um? Werden die überhaupt noch ernst genommen? Die absolute Einstimmigkeit bis zum Kreis wird völlig übergangen. Die Verbandsgemeinde ist bereit, Geld in die Hand zu nehmen, weil sie an das Konzept glaubt, auch die wird völlig übergangen. Da frage ich mich: Wo liegt das öffentliche Interesse? Wir werden nicht aufgeben. Wir werden alles daran setzen, dass die Schule im August wieder eröffnet wird. Wir werden mit der Verbandsgemeinde zusammen versuchen, eine einstweilige Verfügung gegen den Sofortvollzug zu bekommen. Solange das Hauptverfahren nicht abgeschlossen ist, ob es überhaupt rechtens ist, eine Außenstelle mit hinein zu nehmen, kann die Schule nicht geschlossen werden. Wir werden die Dinge jetzt beim Namen nennen!“ (GW)
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