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Nachricht vom 31.08.2018
Region
Klärwerk Muhlau: Grüne wollen Pilotprojekt für innovative Klärschlamm-Behandlung
Klärschlamm-Tourismus? Das kann es eigentlich nicht sein. In Kläranlagen für über 50.000 Einwohner darf Klärschlamm aber in naher Zukunft auch nicht mehr auf landwirtschaftlich genutzte Flächen in bisheriger Form ausgebracht werden. Geht es nach den Grünen im Kreis Altenkirchen, ensteht im Klärwerk Muhlau ein landesweites Pilotprojekt für innovative Klärschlamm-Behandlung.
Vertreter der Kreis-Grünen besuchten mit MdL Andreas Hartenfels (5. von links) das Klärwerk Muhlau. (Foto: Grüne)Wallmenroth. Die Änderungen der Klärschlamm- sowie der Düngeverordnung bringen neue Herausforderungen mit sich. In Kläranlagen für über 50.000 Einwohner darf Klärschlamm in naher Zukunft nicht mehr auf landwirtschaftlich genutzte Flächen in bisheriger Form ausgebracht werden. Im Abwasserzweckverband Betzdorf-Kirchen-Daaden sucht man nach Lösungen und ist fündig geworden: Zusammen mit MdL Andreas Hartenfels (Kusel) besuchten Vertreter der Grünen aus dem Kreis Altenkirchen das Klärwerk in der Muhlau, um sich über die Möglichkeiten zur regionalen Klärschlammbehandlung zu informieren.

Kein Klärschlamm-Tourismus!
„Wir unterstützen eine angestrebte regionale Lösung,“ so die Grünen, „zumal eine Machbarkeitsstudie schon erstellt wurde und insgesamt die Planungen auf einem guten Weg sind. Einen Klärschlamm-Tourismus in die Monoverbrennungsanlage nach Mainz lehnen wir ab“. MdL Andreas Hartenfels, im Landtag Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung sowie Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Forsten, Landwirtschaft, Ernährung und Weinbau, wies darauf hin, dass mit der Einführung des Wassercents in der letzten Legislaturperiode in Rheinland-Pfalz die Möglichkeit besteht, Förderungen zu erhalten. Die Machbarkeitsstudie sei vom Umweltministerium zu 90 Prozent gefördert worden.

Ideal als Pilotprojekt
Betriebsleiter Rüdiger Schmidt und Werkleiter Jürgen Arndt, sowie der stellvertretende Vorsitzende des Abwasserzweckverbandes, Wolfgang Schneider, formulierten eine Bitte an den Abgeordneten: „Eine künftige Klärschlammbehandlung in der Muhlau, deren Planung und Durchführung wegweisend in Rheinland-Pfalz ist, eignet sich ideal als Pilotprojekt.“ Dies würde auch eine umfassendere Förderung möglich machen um beispielsweise weitere Studien zur Schwermetallelimination beziehungsweise -abtrennung zu untersuchen und die Pflanzenverfügbarkeit von Phosphor aus der Verbrennungsasche als Dünger zu klären. Dieser Vorschlag sei unterstützenswert, so Hartenfels, er werde dazu im Umweltministerium vorstellig werden.

Zuverlässige Reinigung
Überhaupt ist die Kläranlage in der Muhlau fortschrittlich in der Abwasserbehandlung.
„Wir sind gewohnt, sauberes trinkbares Wasser zu jeder Zeit verfügbar zu haben“, so die Grünen, „dies setzt voraus, dass die Abwässer (Schmutz- und Regenwasser) zuverlässig von diversen Schadstoffen gereinigt werden.“ Der Betreiber, der Abwasserzweckverband Betzdorf-Kirchen-Daaden, ist zuständig für den Bereich der ehemaligen Verbandsgemeinde Betzdorf inklusive Teile des Gebhardshainer Landes, Teile der Verbandsgemeinde Kirchen und Teile der Verbandsgemeinde Daaden-Herdorf. Das bedeutet: 103 Kilometer Verbandssammler, 21 Regenüberlaufbecken, 19 Regenüberläufe, 4 Pumpstationen, eine Kläranlage in Friesenhagen-Steeg und natürlich die Anlage in der Muhlau. Über eine elektronische Prozessleit- und Fernwirkanlage können in Echtzeit die kompletten Entwässerungsanlagen im gesamten Einzugsgebiet überwacht und teilweise auch gesteuert werden. Die Abwasserreinigung wird, nach mechanischer Vorbehandlung in drei Becken durchgeführt. Als eine der wenigen Kläranlagen in Rheinland-Pfalz kommt in der Kläranlage Muhlau das so genannte Deammonifikaktionsverfahren zur Anwendung.

Innovationen und Kosten im Auge
Die Weitläufigkeit der Anlage konnte bei einem Rundgang der Grünen auch besichtigt werden. Eine wichtige Frage für die Zukunft ist die Beseitigung von Mikroplastik und Medikamentenrückständen im Abwasserstrom. Dazu wäre eine vierte Klärstufe erforderlich. Eine Westerwälder Besonderheit sind die geologisch bedingten hohen Nickelbestandteile im Klärschlamm. „Die Herausforderungen an eine moderne Kläranlage sind enorm“, so das Fazit der Grünen, „zumal zu den technischen Innovationen immer auch die Kosten für die Bevölkerung berücksichtigt werden müssen.“ (PM)
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