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Nachricht vom 12.01.2019
Region
EKiR-Landessynode: Vertrauensvoll in die Zukunft unterwegs
Fünf Abgeordnete aus dem Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen waren bei der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) in Bad Neuenahr. Dort ging es unter anderem um mehr Partizipation junger Menschen, es gab ein Versöhnungsritual für zwei südafrikanische Partnerkirchen, die Pfarrbesoldung, die Kirchensteuerverteilung und das Visitationsgesetz waren ebenfalls Themen. Erstmals war der Landessynode eine dreitägige Jugendsynode vorangegangen.
Mit einem typischen „Büdchen“ wurde der nächste Evangelische Kirchentag im Juni in Dortmund beworben. Mit einer „bunten Tüte“ ließen sich auch die Delegierten des Kirchenkreises Altenkirchen bei der Landessynode in Bad Neuenahr locken: (von links) Superintendentin Andrea Aufderheide, Pfarrer Marcus Tesch, Pfarrer Martin Haßler, Petra Stroh und Frank Schumann. (Foto: Evangelischer Kirchenkreis Altenkirchen)Altenkirchen/Bad Neuenahr. „Vertrauen“ war das Thema der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR), die nach sechstägigen Beratungen in Bad Neuenahr zu Ende ging. Fünf Abgeordnete aus dem Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen brachten sich in die umfangreichen Diskussions- und Entscheidungsprozesse ein: Superintendentin Andrea Aufderheide, Pfarrer Marcus Tesch (Wissen), Schulpfarrer Martin Haßler (Betzdorf) und die beiden Nicht-Theologen Petra Stroh und Frank Schumann.

Neues Vertrauen
„Viel Vertrauen mussten wir Synodalen in den Synoden der Vorjahre mit ihren umfassenden Spar- und Strukturbeschlüssen aufbringen“, resümiert Frank Schumann, der auch als Kirchmeister seiner Heimatgemeinde Birnbach weiß, was die landessynodalen Beschlüsse für die Vor-Ort-Arbeit bedeuten. Die Synode 2019 habe ihm gezeigt, dass sich dieses Vertrauen bewährt hat. „Denn mit den Regelungen zur Erprobung neuer Gemeindeformen, der Beteiligung der Jugend und den finanziellen Beschlüssen zur Wertschätzung des Pfarrberufes wurden zukunftsweisende Beschlüsse getätigt; darin drückt sich neues Vertrauen aus!“

Erstmals war der Landessynode eine dreitägige Jugendsynode vorangegangen. Pfarrer Marcus Tesch und Jugendleiterin Svenja Spille (Wissen) nahmen als heimische Vertreter daran teil. Der AK-Kurier berichtete.

Bewegt an der „Doppelsynode“ hat den Wissener Gemeindepfarrer Tesch die Spannung zwischen den überall spürbaren schmerzhaften Rückgängen kirchlicher Arbeit und dem Geist des Aufbruchs, sich auf neue Formen von Kirche einzulassen und junge Menschen verstärkt in das Gemeindeleben einzubringen. „Etwas, das wir in guten Ansätzen auch schon in der Gemeinde praktizieren“.

Antrag für mehr Partizipation
Beeindruckt von dem Einsatz der Landessynode, die aktive Teilhabe junger Menschen in der Kirche auf allen Ebenen voranzubringen, ist auch Schulpfarrer Martin Haßler. Für die Synode durfte er, gemeinsam mit der Jugendvertreterin Miriam Lehberger, den Antrag für mehr Partizipation mit entwickeln und vorstellen. „Die Partizipation junger Menschen hilft uns allen: weil Jugendliche gesehen und ernst genommen werden und wir mit ihnen zusammen offen dafür werden, Formen und Inhalte der kirchlichen Arbeit weiter zu entwickeln,“ blickt er optimistisch in die Zukunft.

Die Etablierung neuer Gemeindeformen griff die Jugendsynode bereits im Vorfeld der Landessynode auf. Diese beschloss, für ergänzende Formen des Kirche-Seins in den nächsten zehn Jahren zu den Angeboten der Ortsgemeinden sechs Millionen Euro und fünf neue Pfarrstellen zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus schloss sich die Landessynode dem „Bündnis Seebrücke“ an, einer Bewegung, die sich für sichere Fluchtwege einsetzt, für die Entkriminalisierung der Seenotrettung und die menschenwürdige Aufnahme Geflüchteter.

Gedenkfeier mit Versöhnungsritual
Ebenfalls Thema auf der Synode war eine Gedenkfeier mit Versöhnungsritual für zwei südafrikanische Partnerkirchen, die aus der Missionsarbeit der Rheinischen Missionsgesellschaft hervorgegangen sind. Nach Jahrzehnten ohne Kontakt gehören die Rhenish Church in South Africa (RCSA) und die Uniting Reformed Church in Southern Africa (URCSA) seit September zur Vereinten Evangelischen Mission (VEM).

Neben der Pfarrbesoldung und dem Haushalt 2019 nahm die Landessynode zudem die Kirchensteuerverteilung in den Blick. Hier wurde eine moderate Anpassung für die nächsten Jahre beschlossen, wobei das Prinzip des Finanzausgleichs – finanzstärkere Kirchenkreise geben ab, finanzschwächere erhalten Zuweisungen – bestehen bleibt. Von der neuen Regelung profitieren vielfach die ländlichen Kirchenkreise wie auch der Kirchenkreis Altenkirchen. „In großer Unterschiedlichkeit verhandeln wir die gestellten Themen, klar und deutlich, manchmal kontrovers wie die Kirchensteuerverteilung oder das Kirchenmusikgesetz – aber in Respekt voreinander und beständig um Kompromisslinien bemüht. Das beeindruckt mich an dieser Landessynode“, so Superintendentin Andrea Aufderheide zur Atmosphäre bei den Beratungen und Abstimmungen.

Änderung des Visitationsgesetzes
Auch eine Änderung des Visitationsgesetzes wurde bei der Landessynode beraten. Bei einer Visitation geht es um den „Besuch“ einer Kirchengemeinde durch den Kreissynodalvorstand. Mindestens eine der heimischen 16 Kirchengemeinden besucht der Kreissynodalvorstand im Laufe des Jahres. Der Kirchengemeinde Flammersfeld galt die jüngste Visite, bei der die Gemeinden ihre Arbeit vorstellen. „Die Änderung bedeutet für uns weniger Kontrolle und mehr Hilfestellung und Erleichterung der Arbeit sowohl für die Kirchengemeinden als auch für das kirchenkreisleitende Gremium“, unterstrichen die heimischen Synodalen. Ein neuer Akzent werde schon durch die veränderte Formulierung „regelmäßige Begleitung kirchlicher Körperschaften“ und den Blick auf die „Perspektiven der gemeindlichen Arbeit“ gesetzt.

Auch auf den Deutschen Evangelischen Kirchentag, der vom 19. bis 23. Juni in der „Nachbarkirche“, in Dortmund, stattfindet, blickten die heimischen Landessynodalen. Er steht unter dem Motto „Was für ein Vertrauen“, und es werden sich wieder zahlreiche Gruppen und Einzelpersonen aus dem Kirchenkreis Altenkirchen dorthin auf den Weg machen. (PES)

Hintergrund: Die Landessynode
Die in der Regel Anfang Januar und damit als erste aller EKD-Gliedkirchen jährlich tagende Landessynode ist das oberste Leitungsgremium der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR). Sie entscheidet über die wichtigsten Belange der Landeskirche. Von den über 2,5 Millionen Mitgliedern der rheinischen Kirche, die zwischen Niederrhein und Saar in 37 Kirchenkreisen mit 687 Kirchengemeinden organisiert sind, gehören rund 350 000 (knapp 14 Prozent) zu Rheinland-Pfalz. Oberster Repräsentant der EKiR als der zweitgrößten evangelischen Landeskirche in Deutschland ist seit 2013 Präses Manfred Rekowski. Er steht gleichzeitig der Kirchenleitung vor, die in der Zeit, in der die Landessynode nicht tagt, die Geschäfte führt.
 
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