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Nachricht vom 07.02.2010
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Astro-AG forschte auf dem "Hohen List"
Die Astro-AG des Kopernikus-Gymnasiums in Wissen nahm einmal mehr an einem astrophysikalischen Praktikum im Obeservatorium "Hoher List" bei Daun teil. Wegen des chaotischen Wetters beschränkte sich die Arbeit der acht teilnehmenden Schüler diesmal vor allem auf die Theorie, das heißt die Arbeit am Computer.
Wissen. Der Arbeitsgemeinschaft Astronomie (Astro-AG) des Kopernikus-Gymnasiums Wissen bot sich erneut die Möglichkeit zu einem astrophysikalischen Praktikum im Observatorium "Hoher List". Diese Großsternwarte bei Daun in der Vulkaneifel wird vom Argelander-Institut für Astronomie der Universität Bonn betrieben, mit dem die Wissener Astro-AG seit mehr als zehn Jahren erfolgreich zusammenarbeitet.
Eine Woche lang wohnten die Wissener Astronomie-Schüler im Observatorium mit seinen sechs Beobachtungskuppeln. Leider hatte die chaotische Wetterlage in der ersten Februarwoche zur Folge, dass die Kuppeln der Teleskopgebäude geschlossen bleiben mussten. Deshalb war das Programm für die acht beteiligten Schüler aus Wissen zwangsweise von theoretischen Inhalten bestimmt.
Steffen Urban aus Wissen und Alexander Keil (Fürthen) beschäftigten sich mit der Messung der Entfernung einer großen Spiralgalaxie im Sternbild Haar der Berenike. In Bildern der Europäischen Weltraumbehörde ESA fanden sie veränderliche Sterne, deren Eigenschaften den Schlüssel zur Entfernungs-Berechnung liefern.
Ramon Reifenröther aus Fensdorf arbeitete sich in eine Software zur Supernova-Suche ein. Supernovae entstehen, wenn massereiche Sterne an ihrem Lebensende in einem gigantischen Feuerball explodieren. Wie man solche Sternexplosionen gezielt beobachtet und welche Bedeutung sie für die astrophysikalische Forschung haben, brachte Ramon in einer Präsentation seinen Mitschülern nahe.
Die AG-Neulinge Pascal Büch (Schönstein) und Dennis Benterbusch aus Selbach absolvierten im November 2009 ihr schulisches Praktikum an der Universität Bonn. Im astronomischen Institut befassten beide sich mit der Methodik der CCD-Fotometrie. Dabei konnten sie Helligkeitsschwankungen von Kugelhaufensternen mathematisch erfassen und interpretieren. Wie man die für dieses Vorgehen benötigten Himmelsfotos mit einer computergesteuerten Spezialkamera in der Praxis gewinnt, konnten Dennis und Pascal am Hohen List selbst erproben.
Aus Fotos des Hubble-Weltraumteleskops konnten Christopher Nickel aus Wissen, Steffen Straub (Nauroth) und Andreas Gerhardus (Elkhausen) Alter und Entfernung des so genannten Katzenaugennebels berechnen. Dieser Nebel entstand, als ein sterbender Stern seine äußere Gashülle in den Weltraum abstieß.
Die chemische Zusammensetzung dieses Katzenaugennebels hatte Andreas Gerhardus in Rahmen seiner Physik-Facharbeit in der Betzdorfer Schulsternwarte in eigenen Experimenten untersucht. Andreas konnte diese Arbeit inzwischen in einer astronomischen Fachzeitschrift publizieren. In der Praktikumswoche vermittelte er seinen Mitschülern die Vorgehensweise bei solchen astrophysikalischen Experimenten und die Strategien für deren Auswertung.
Steffen Urban leitete im vergangenen Sommer bei einer Lehrerfortbildung im Planetarium Bochum eine Werkstatt zum Thema Sternspektroskopie. Dabei wird aus den Farben der Sterne auf deren physikalische und chemische Eigenschaften geschlossen. Diesmal waren es seine Mitschüler, die Steffen beim Erstellen, Auswerten und Interpretieren von Sternspektren anleitete.
Ein besonderes Highlight war der Besuch von Professor Tom Richtler von der Universität Concepción in Chile. Exklusiv für die Wissener Astro-AG erläuterte er seine aktuellen Forschungen zur rätselhaften dunklen Materie in weit entfernten elliptischen Galaxien vor. Professor Richtler stellte sich anschließend den Fragen der interessierten Schüler zur dunklen Materie, zur dunklen Energie und zur ewigen Ausdehnung des Weltalls.
Um viele Erfahrungen und neue Ideen reicher kehrten die jungen Wissener Astronomen nach Hause zurück. Die am Hohen List neu erworbenen Fertigkeiten wollen sie in Zukunft in ihrer Schulsternwarte in der Geschwister-Scholl Realschule in Betzdorf anwenden und vertiefen. Sie hoffen, dass die erfolgreiche Zusammenarbeit der Astro-AG Wissen mit dem Astronomischen Institut der Universität Bonn weiterhin Bestand haben wird.
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Foto: Dieses Foto des Supernova-Überrests "Krabbennebel" gelang den Wissener Astronomie-Schülern im Jahr 2009 im Observatorium "Hoher List".
   
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