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Nachricht vom 15.04.2019 |
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Wirtschaft |
Über die Zukunft des Geldes oder das Geld der Zukunft |
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Die Digitalisierung von Bezahlvorgängen und Finanzmärkten war Thema bei der internationalen Tagung „MoneyLab: Infrastructures of Money“ auf dem Campus Unteres Schloss der Uni Siegen. Das Zahlen per Smartphone ist in Deutschland auf dem Vormarsch. Auch sonst werden die Finanzmärkte immer digitaler – und damit schneller. Doch was bedeutet das für die Zukunft des Geldes und der Märkte? |
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Siegen. An der Supermarkt-Kasse wird nicht mehr das Portemonnaie gezückt, sondern das Smartphone. Per Bezahl-App wird die Rechnung beglichen – kein Kramen nach Scheinen, Groschen oder Karten, kein Kontrollieren und Verstauen von Wechselgeld. Das Zahlen per Smartphone ist in Deutschland auf dem Vormarsch. Auch sonst werden die Finanzmärkte immer digitaler – und damit schneller. Doch was bedeutet das für die Zukunft des Geldes und der Märkte? Wird das Bargeld irgendwann komplett verschwinden? Welche neuen Infrastrukturen des Geldes brauchen wir? Beim „MoneyLab“ im Museum für Gegenwartskunst und auf dem Campus Unteres Schloss haben Wissenschaftler, Künstler und Aktivisten über diese und ähnliche Fragen diskutiert. Es handelte sich um eine gemeinsame Tagung des Sonderforschungsbereichs (SFB) „Medien der Kooperation“ der Universität Siegen und des Institute of Network Cultures aus Amsterdam.
Bezahlen als Medienpraktik
Dr. Sebastian Gießmann ist Nachwuchsgruppenleiter am Sonderforschungsbereich und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Geld als Medium und dem Bezahlen als Medienpraktik. Beides habe sich durch die zunehmende Digitalisierung verändert, sagt Gießmann: „Bezahlen ist heute nicht mehr nur der Tausch von Geld gegen eine bestimmte Ware, sondern durch die neuen Bezahltechniken geht es plötzlich auch dabei um digitale Medienkompetenz.“ Bei der Abwicklung digitaler Bezahlvorgänge werden Daten erhoben und abgespeichert. Geld werde damit immer mehr zu einem sozialen Medium, es existiere vor allem in Form einer vernetzten Buchhaltung, erklärt Gießmann: „Das ist der große Unterschied zum Bargeld. Scheine und Münzen liefern in unserer digitalen Welt ein Maß an Anonymität, das ansonsten immer mehr verloren geht. Deshalb glaube ich auch nicht, dass das Bargeld in näherer Zukunft komplett verschwinden wird.“
Vertrauensvorschuss gefragt
Hinzu komme insbesondere in Deutschland eine relativ ausgeprägte Skepsis gegenüber digitalen Bezahlsystemen: „Bargeld verfügt über offensichtliche Sicherheitsmerkmale, die jeder selbst optisch und haptisch überprüfen kann. Eine solche Prüfmöglichkeit bieten Apps hingegen nicht, hier ist ein größerer Vertrauensvorschuss gefragt“, sagt Gießmann. In anderen Ländern sei man grundsätzlich offener – das habe sich zum Beispiel auch bei der Etablierung der Kreditkarte als Zahlungsmittel gezeigt. In den USA wurde die Massen-Kreditkarte bereits in den 60er Jahren eingeführt. Der Digitalisierungsprozess der Bezahlinfrastrukturen habe schon damals begonnen und sich seitdem fortlaufend entwickelt, betont Gießmann: „Ich wundere mich immer, wie in Deutschland über Digitalisierung gesprochen wird. Als hätte das gerade eben erst angefangen.“
Gefahr von „Flash-Crashs“
Auch an den Börsen haben sich moderne Handelstechniken wie der Hochfrequenzhandel mit automatisch generierten Verkaufsaufträgen etabliert. Das macht Abläufe schneller, birgt aber auch Risiken: Durch automatisierte Vorgänge können an den Märkten rapide Abwärtsbewegungen entstehen, die nicht zu stoppen sind und zu so genannten „Flash-Crashs“ führen. Umso bedeutsamer sind die zugrundeliegenden Algorithmen, die die Finanzmärkte steuern – sie wurden beim „MoneyLab“ durch die Chicagoer Soziologin Karin Knorr-Cetina eingeordnet.
Wie verdienen Influencer Geld?
Außerdem ging es bei der Tagung um vernetzte digitale Medien und Möglichkeiten der Kommerzialisierung, die sich daraus ergeben: Social Media-Plattformen wie Instagram oder Tumblr ermöglichen es Nutzern, mit Beiträgen Geld zu verdienen. Welche Strategien erfolgreiche Influencer dazu anwenden, erläuterte Social Media-Forscherin Dr. Crystal Abidin. Entscheidend sei ein Mix aus besonderen Fähigkeiten oder Eigenschaften, Exklusivität – aber auch Alltäglichkeit, erklärte Abidin. So zeichnen sich erfolgreiche Influencer einerseits durch Attraktivität, großen Reichtum oder ein bestimmtes Talent aus. Gleichzeitig ermöglichen sie es ihren Followern, durch regelmäßige Posts an ihrem – vermeintlichen – Alltag teilzuhaben. Welche Art von Inhalten Influencerinnen dabei erstellen, welche Kommerzialisierungsstrategien sie nutzen und wie sie die Algorithmen der jeweiligen Plattformen zu ihren Gunsten optimieren, erforscht Abidin in Australien, Südostasien und Europa.
„Moneylab“ im Herbst in Amsterdam
Beim „MoneyLab“ handelt es sich um eine jährliche Veranstaltung, die 2019 zum ersten Mal in Siegen stattgefunden hat. Vorherige Veranstaltungsorte waren neben Amsterdam unter anderem London und Buffalo. Im Herbst 2019 wird das „Moneylab“ erneut in Amsterdam stattfinden. (PM) |
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Nachricht vom 15.04.2019 |
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